Boat-House und Haus „Inselleben“ stehen kurz vor der Vollendung. Investoren wünschen Bau der Fußgängerbrücke

Harburg. Mathias Böttcher und Holger Cassens haben 20 ereignisreiche Monate hinter sich gebracht. Bei aller Aufregung und allem Trubel sind diese beiden Männer nun auch glücklich, denn sie sind die ersten Bauherren, die auf der Harburger Schloßinsel ihre Wohnungsbauprojekte „Inselleben“ und „Boat-House“ weitgehend fertiggestellt haben. Im Unterschied dazu ist das Bauprojekt „Marina auf der Schloßinsel“ der Provinzial Rheinland durch die Anfang des Jahres angezeigte Insolvenz des General-Bauunternehmens Alpine mit seinen 162 Wohnungen noch immer unvollendet.

Mathias Böttcher hat in seinem Boat-House, das eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen sowie vier Geschosse plus Staffelgeschoss zählt, bereits alle 20 Eigentums-Wohneinheiten von 65 bis 150 Quadratmeter Größe verkauft. Ebenso sind alle zehn unter dem Haus, am Wasser der Östlichen Binnengraft gelegenen Schiffsliegeplätze von zwölf Meter Länge, vier Meter Breite und vier Meter Höhe vergeben. Technische Finesse: Die Boote können zum Schutz vor Verschleiß am Liegeplatz aus dem Wasser gehoben werden. Holger Cassens hat sein viergeschossiges Mehrfamilienhaus „Inselleben“ mit seinen 25 Mietwohnungen zu 40 Prozent frei finanziert und zu 60 Prozent öffentlich gefördert. Fünf der frei finanzierten Wohnungen sind noch nicht vermietet. Der Mietpreis pro Quadratmeter beträgt zehn Euro.

Böttcher und Cassens hatten sich 2011 beim sogenannten „Interessenbekundungsverfahren“ kennen gelernt. Das Immobilienmanagement der Finanzbehörde hatte ein 3,6 Hektar großes städtisches Grundstück südlich des Harburger Schlosses in fünf Teile zerlegt. Zwei Teile für Wohnungsbau, drei Teile im Bereich Zitadellenstraße für gewerbliche Nutzung. Die drei Gewerbegrundstücke haben noch immer keinen Käufer, weil darüber an Gittermasten eine 380.000 Volt Hochspannungsleitung verläuft. Der Bezirk wünscht nach wie vor eine Verlegung der Hochspannungsleitung. Ideal wäre eine Leitungs-Röhre unter der Süderelbe.

Für die beiden Wohnungsbau-Grundstücke von 4000 und 2700 Quadratmeter Größe war die städtebauliche Planung „Quartier am Park“ der kürzlich zu Ende gegangenen Internationalen Bauausstellung IBA 2013 vorgegeben. So sind beide Häuser auch nach sogenannten IBA-Exzellenskriterien entstanden. Hohe Wärmedämmung und Energieeinsparung durch moderne Solartechnik und Wärmepumpenheizung sorgen für niedrige Betriebskosten. Böttcher und Cassens haben als eigenständige Bauherren vieles gemeinsam auf die Beine gestellt, darunter die Energieversorgung beider Häuser. Während Cassens bereits ein erfahrener Bauinvestor ist und zusammen mit seiner Frau Mara mehrere Immobilien in Hamburg verwaltet, ist es für Böttcher das erste Immobilienprojekt. „Ich habe ein Unternehmen für Gebäudetechnik in Harburg und beschäftige 50 Mitarbeiter“, sagt Böttcher, „der Hausbau hat mich sehr viel Zeit am Tag gekostet. Ich hatte zum Glück sehr fachkundige Unterstützung durch meinen Projektsteuerer Rainer Damkowski. Allein hätte ich das alles wohl nicht geschafft.“

Schon beim Ausbaggern auf den Grundstücken hatte es Überraschungen gegeben. Da war eine alte, hölzerne Wasserleitung freigelegt worden, ebenso Grundmauern der Befestigungsanlagen des Schlosses. Die Archäologen des Harburger Museums kartierten und dokumentierten alles. Grundsätzlich, da sind sich Cassens und Böttcher einig, gab es in dem gesamten Bauverfahren eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit den Behörden. Cassens: „Hier ist eine wirklich gemeinsame Projektentwicklung betrieben worden, von der Finanzbehörde, der IBA und auch dem Bezirksamt.“

Doch beide Bauherren drängen auch darauf, dass das Bezirksamt seine Zusage einhält und eine Drehbrücke für Fußgänger über den Lotsekanal baut, damit die neuen Bewohner von der Schloßinsel auf kurzem Weg übers Wasser zum Kanalplatz kommen. Dort sei es auch wichtig, dass die beiden Buslinien an der Haltestelle zeitlich aufeinander abgestimmt werden, damit Fahrgäste beim Umsteigen keine langen Wartezeiten haben.