An der Bornemannstraße werden 19 Wohnungen modernisiert. Bewohner müssen Lärm und Staub ertragen

Harburg. Das Baustellenschild vor dem Mehrfamilienhaus der SAGA-GWG an der Bornemannstraße 19-21 verspricht eine bessere Zukunft durch Modernisierung und Instandsetzung der Gebäude, mit Badsanierung sowie Fassaden-, Dach- und Fenstererneuerung. Auch die Außenanlagen sollen neu gestaltet und begrünt werden. Das klingt zunächst gut. Doch die Gegenwart, die Zeit der kürzlich angefangenen und voraussichtlich noch bis ins neue Jahr dauernden Umbauten, scheint für einige Mieter wegen des Drecks, des Lärms und sonstiger Belastungen kaum noch zu ertragen sein. Sie leben auf der Baustelle. Das Wohnungsunternehmen hat sie nicht umquartiert.

An den beiden Eingängen der dreigeschossigen Gebäudezeile haben jeweils neun Mieter ihren Briefkasten und ihre Klingel. Und einem der Bewohner und auch einer der Bewohnerinnen scheint jetzt förmlich der Kragen geplatzt zu sein. „So geht das nicht weiter“, schimpft der 70 Jahre alte Heinz Peter Bauer, der früher in Hamburg auf Schiffswerften gearbeitet hatte und schon einige Jahre vor seinem Ruhestand in seine Zweizimmer-Erdgeschosswohnung an der Bornemannstraße gezogen war.

„Hätte ich geahnt, welche Belastung die Umbauten für uns Mieter bedeutet, hätte ich von der Saga verlangt, für die Zeit der Arbeiten in eine andere Wohnung einquartiert zu werden“, wettert er und erwartet nun, dass das Wohnungsunternehmen seinen Mietern wenigstens durch Erlass von Miete entgegen kommt.

In der ersten Etage hat Dagne Angersbach ihre Wohnung. Die Frau hat wegen körperlicher Gebrechen einen Schwerbehindertenausweis und leidet sehr unter den Belastungen des Umbaus. „Den ganzen Tag stehen die Haus- und Wohnungstüren offen, damit die Handwerker ein- und ausgehen können“, beklagt sie die Situation, „wir können gar nicht unsere Wohnungen verlassen. Da können ja sonst auch Fremde reinkommen.“

Weil er Besorgungen machen musste, hatte Heinz Peter Bauer tagsüber seine Wohnungstür zugeschlossen, als er das Haus verließ. Als er heimkehrte, war seine Wohnungstür aufgebrochen - ob von Handwerkern oder von Einbrechern, das weiß er nicht. Bauer: „Ich habe den Einbruch bei der Polizei angezeigt. Die haben die Ermittlungen aufgenommen“, sagt er. In den Wohnungen sind Toiletten und Badewannen ausgebaut. Ersatzweise stehen zwei Sanitär-Container mit Dusche und WC im Hinterhof. Im Gebäude werden neue Versorgungsleitungen für Strom, Heizung und Warmwasser verlegt.. Dafür rattern Maschinen große Löcher durch Wände, Fußböden und Zimmerdecken. Der entstehende Staub kriecht in jeden Winkel der Wohnungen, in Teppiche, Gardinen, Bettbezüge und die Polster der Wohnzimmermöbel. „Da kommt man einfach nicht hinterher mit Saubermachen“, sagt Bauer, „wir haben unsere Wohnungen auch voll stellen müssen mit Gegenständen, die wir vorher im Keller stehen hatten. Wir mussten unsere Keller für die Zeit des Umbaus räumen. Und für die Reinigung unserer Wohnung bekommen wir keine Hilfe und keine Entschädigung. Im Gegenteil. Uns wird bereits die Miete wegen der neuen Bäder erhöht, obwohl sie noch gar nicht fertiggestellt sind. Und wegen der Modernisierung soll die Miete in den kommenden Jahren schrittweise weiter angehoben werden.“

Stefan Laetsch, Sprecher des städtischen Wohnungsunternehmens SAGA-GWG, nimmt Stellung: „Die Mieter sind Anfang September schriftlich informiert worden. Wenige Tage später hatten wir eine Mieterversammlung mit guter Beteiligung. Aus der SAGA-GWG Geschäftsstelle wurde unter Beteiligung der bauleitenden Architekten jeder einzelne Mieter persönlich besucht. Unser Unternehmen hat die entsprechenden Wünsche aufgenommen, anfallende Betreuungsnotwendigkeiten erfragt und anschließend organisiert.

Bei besonderen Gründen hat SAGA-GWG für einige Mieter Ausweichwohnungen zur Verfügung gestellt. Uns ist bekannt, dass es durch die Maßnahmen zu leider unvermeidlichen Beeinträchtigungen kommt, die wir aber so gering wie möglich halten möchten. Wegen der besonderen Lärmsituation haben wir in der Nachbarschaft einen Gemeinschaftsraum möbliert, der tagsüber den Mietern zur Nutzung zur Verfügung steht. Die Kollegen der Geschäftsstelle, die von der Bornemannstraße fußläufig erreichbar ist, sind selbst regelmäßig vor Ort und stehen den Mietern gerne für weitere Absprachen zur Verfügung. Unser Hauswart ist ebenfalls jeden Morgen vor Ort und teilweise schon vor sieben Uhr ansprechbar.“