Nach Turnhallenbrand und Wasserschaden widerfährt der Stadt nun, was auch jeder Privatperson droht. Das wird teuer

Buchholz. Dass schwere Schadensfälle an öffentlichen Gebäuden nicht spurlos am Geldbeutel und an den Nerven einer Kommune vorübergehen, erfährt derzeit die Stadt Buchholz auf bittere Weise. Statt des jährlichen Gebäudeversicherungsbeitrags von 85.000Euro soll die Stadt jetzt 176.000 Euro zahlen, also etwa doppelt so viel wie bisher. In der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses mussten die Politiker erst einmal gehörig schlucken, als sie die Zahl hörten. Jürgen Steinhage, Leiter Betriebe in der Stadtverwaltung, machte jedoch klar, dass es keine Alternative gibt. „Die Allianz-Versicherung hat den alten Vertrag gekündigt, und den neuen müssen wir annehmen, sonst haben wir im kommenden Jahr gar keine Versicherung.“

Grund für die Beitragsverdopplung sind gleich zwei schwere Schäden in der jüngsten Zeit. Zum einen ist da der Brand der Turnhalle in Holm-Seppensen im Mai 2012. Die neue Halle soll Ende 2014 fertig sein und kostet insgesamt rund 2,2 Millionen Euro, Mehrkosten aufgrund des derzeitigen Baubooms sind nicht ausgeschlossen. Von den 2,2 Millionen Euro sind 1,8 Millionen in den aktuellen Haushalt eingestellt, die Versicherung wird davon 1,55 Millionen Euro erstatten. Im kommenden Jahr kommen weitere 400.000 Euro hinzu, von denen wiederum 275.000 Euro von der Versicherung getragen werden. Abgesehen davon muss die Stadt noch 65.000 Euro für das provisorische Turnzelt zahlen, das bis zur Fertigstellung der Turnhalle stehen bleiben soll.

Weil ein Unglück anscheinend aber oft nicht allein kommt, ereignete sich vor einigen Wochen ein teurer Wasserschaden im Steinbecker Kindergarten. Die Sanierungsarbeiten schlagen mit 120.000 Euro zu Buche, für die komplette Summe kommt allerdings die Allianz auf.

Wie bei Privatleuten, denen nach Inanspruchnahme einer Versicherungsleistung ein höherer Beitrag droht, muss auch die Stadt Buchholz jetzt mit Konsequenzen aus den Schadensfällen rechnen. Seit mehr als zehn Jahren ist sie bei der Allianz versichert, die Schadensquote reichte in den vergangenen Jahren von 25 bis 80 Prozent. Das bedeutet, Buchholz hat von seinem jährlichen Versicherungsbeitrag von 85.000 Euro nie den vollen Wert ausgeschöpft, manchmal gerade ein Viertel. Man könnte es auch noch deutlicher ausdrücken: Die Versicherung hat in den vergangenen Jahren äußerst gut an der Stadt verdient, doch das ändert nichts daran, dass ein einziger schwerer Schaden die gute Bilanz über den Haufen werfen kann.

Suche nach neuem Versicherer: Stadt muss europaweit ausschreiben

Allein durch den Turnhallenbrand schnellte die Schadensquote auf 2478Prozent. Als dann noch der Wasserschaden im Kindergarten hinzu kam, war für die Versicherung die Grenze erreicht, und sie kündigte den bisherigen Vertrag.

Der Vertrag mit den neuen Konditionen wird für die Stadt voraussichtlich aber nur eine Übergangslösung für das kommenden Jahr sein. Weil die Leistungen einen bestimmten Grenzwert übersteigen, müssen sie europaweit ausgeschrieben werden. Die Stadt wird sich also auf ein weiteres aufwendiges Ausschreibungsverfahren ähnlich wie beim Mühlentunnel einstellen müssen. Dass sie in Sachen Mühlentunnel ins Stolpern geriet, weil das Unternehmen, das am Ende des Vergabeverfahrens Platz zwei belegte, die Korrektheit des Verfahrens anzweifelte, vor Gericht zog und Recht bekam, sodass jetzt das Verfahren zu weiten Teilen wiederholt werden muss, ist zwar eine andere Geschichte. Sie könnte aber exemplarisch dafür stehen, wie kompliziert und schwer durchschaubar europaweite Ausschreibungen sind.

Generell seien Versicherungen nicht scharf darauf, Städte wie Buchholz zu versichern, sagte Jürgen Steinhage. Je mehr und je teurere Leistungen in Anspruch genommen werden, desto schwieriger wird es, überhaupt eine Versicherung zu finden. Dementsprechend offen ist auch, wie hoch der Versicherungsbeitrag für Buchholz langfristig ausfallen wird. Um das Verfahren vorzubereiten, muss die Stadt nun klären, welchen Wert ihre Gebäude haben und welche Schäden mit dem neuen Tarif abgedeckt werden sollen.