54-jähriger Pattenser steht wegen Mordes und Raubes an einer alten Dame vor dem Landgericht Lüneburg. Er schweigt zu seiner Tat

Lüneburg. Er dachte, sie sei zu ihrer Tochter gefahren. Für viele Stunden weg. Doch die Hauseigentümerin kam früher zurück als vom Einbrecher erwartet. Das hat die 83-Jährige ihr Leben gekostet. Wegen Mordes und Raubes muss sich Jens-Peter V., 54, seit Donnerstag vor dem Landgericht Lüneburg verantworten. Zu erwarten ist eine lebenslängliche Haftstrafe.

Jens-Peter V. wächst mit zwei Schwestern in Pattensen auf, Mutter Hauswirtschafterin, Vater Schaltwerker. Nach dem Hauptschulabschluss will er eine Tischlerlehre machen, der Vater drängt ihn zum Elektriker. Die Lehre bricht er ab, macht den Führerschein der Klasse zwei, verdient zehn Jahre Geld als Fernfahrer. Dann löst sich die Firma auf, er schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten in der Landwirtschaft durch. Wohnt ledig und kinderlos bei seiner Mutter, bis sie nach einem Schlaganfall ins Altenheim kommt und er allein in ihrem Haus bleibt.

Bis zum 2. Juni dieses Jahres. Seit diesem Tag lebt er in der Justizvollzugsanstalt Lüneburg. Untersuchungshaft.

Polizeibeamte nahmen ihn zu Hause fest, nachdem ein Mann aus dem Ort ihn angezeigt hatte. Der Angeklagte war bei ihm eingebrochen, der Eigentümer ertappte ihn auf frischer Tat. Als Jens-Peter V. floh, rief er die Polizei.

Einen Tag vorher hatte ihn die Seniorin auf frischer Tat ertappt.

Es ist der 30. Mai, Jens-Peter V. hat seit zwei Tagen nichts gegessen und sieht, wie die alte Dame im Auto wegfährt. Er geht zu sich nach Hause, besorgt einen Schraubendreher, läuft zum Haus der Frau und bricht die rückwärtige Eingangstür auf. Die Tür zwischen Flur und Küche bekommt er mit einem Draht auf, dann hebelt er die Speisekammertür auf. „Er hatte es auf Lebensmittel abgesehen“, so die Staatsanwaltschaft.

Doch weil der Einbrecher Angst hat, man würde Rückschlüsse auf ihn ziehen, wenn nur Nahrung geklaut worden wäre, macht er sich in den anderen Räumen auf die Suche nach anderen zu stehlenden Gegenständen. Es sollte aussehen wie ein üblicher Einbruch.

Er hat gerade ein Goldarmband gefunden, da ist er nicht mehr allein im Haus. „Jens, was machst du da?“ fragt die Seniorin, als sie den Einbrecher erkennt. Er will fliehen, sie will ihn aufhalten. Sie stürzt, rafft sich taumelnd wieder auf. Dann nimmt er sie in den Schwitzkasten. Würgt sie von hinten so lange, bis sie sich nicht mehr regt.

Er denkt an mögliche DNA-Spuren an ihrer Kleidung, zieht die alte Dame bis auf die Unterwäsche aus und legt sie auf ihr Bett. Holt sich eine Plastiktüte aus der Küche, stopft die Klamotten hinein. Greift sich das Glas mit Geld aus ihrem Eierverkauf, ein Sparkassenbuch und ihre Geldbörse. Geht nach Hause und steckt ihre Sachen in die Waschmaschine.

Dreht eine Runde durchs Dorf, guckt in das Portemonnaie der Toten, findet 160 Euro und geht Bier trinken.

Wacht nachts auf und kann nicht wieder einschlafen.

Am nächsten Tag bricht er ins Haus eines Schlachters ein. Der wird Geld haben, denkt er sich. Das braucht er, um wegzukommen. Doch wieder wird er erwischt. Diesmal flieht er. Als er abends im Sessel vor dem Fernseher sitzt, klingelt die Polizei an der Tür.

Fünfeinhalb Monate später sitzt Jens-Peter V. auf der Anklagebank und äußert sich nicht zur Tat. Sagt auch nichts von Reue. Alles, was die zahlreichen Zuschauer im Gericht über ihn erfahren, erfahren sie vom psychiatrischen Gutachter.

Das alles sei ein Albtraum, habe Jens-Peter V. gesagt, er könne das alles nicht fassen. Der Angeklagte ist geständig. Der Prozess wird fortgesetzt.