Instrument im Wert von 18.500 Euro erklingt jetzt in der Musikschule Winsen

Winsen. Christiane Dräger-Meiers Finger fliegen über die Tasten. Die Töne scheinen aus dem glänzend schwarzen Instrument zu perlen und in der Luft zu schweben. Frédéric Chopins Walzer in h-Moll erfüllt den großen, hellen Raum im ersten Stock der Musikschule Winsen. Um die Schulleiterin gruppiert sich andächtig lauschend eine Gruppe von Herren, allesamt Mitglieder des Rotary Clubs Winsen. Ihnen hat die Musikschule den funkelnagelneuen Flügel zu verdanken. Einer Spende von 18.500 Euro. Dreiviertel der Summe haben die 53 Winsener Rotarier selbst aufgebracht, das letze Viertel stammt aus der Rotary-Foundation. Das ist eine Stiftung, in deren Fonds weltweit alle Rotarier einzuzahlen haben. Jetzt haben die Winsener einen Teil ihrer Beiträge in ihre Stadt zurückgeholt.

„Wir sind ein Service-Club, und es ist uns ein Anliegen, heimatliche Institutionen zu fördern“, sagt Rolf Schriefer, zurzeit Rotary-Präsident an der Luhe. Bereits sein Amtsvorgänger Kurt Schwerdtfeger hatte sich für die Unterstützung der Musikschule stark gemacht.

Jetzt begutachtet Schwerdtfeger mit den Clubkameraden erstmals das Instrument des japanischen Herstellers Kawai. „Ein sehr warmer Ton“, lobt der Superintendent im Ruhestand. Als Jugendlicher hat er selbst Klavier und Orgel gespielt. „Viele Teile der Mechanik sind baugleich zu denen eines Steinway“, erklärt Christiane Dräger-Meier. Dennoch: Kein Flügel gleicht dem anderen. Deshalb hat sie das 190 Zentimeter lange und 450 Kilogramm schwere Prachtstück persönlich ausgesucht. Einen halben Tag lang verbrachte die Pianistin beim Händler in Remscheid, bespielte fünf verschiedene Exemplare des gleichen Typs, bis ihre Entscheidung fest stand.

„Er hat einen weichen Diskant und einen vollen Bass“, sagt die Musikpädagogin. „Wir brauchen ein Instrument mit ausgewogenem Klang, das sich für die Musik aller Epochen eignet.“

Freilich ist das wertvolle Stück nicht zum Üben für die rund 80 Klavierschüler gedacht. Die werden auch weiterhin auf den zahlreichen Klavieren und dem alten Flügel klimpern, der auch in besseren Tagen niemals annähernd so gut war wie der neue Kawai.

Das instrumentale Glanzstück akklimatisiert sich zurzeit im Vorspielraum und dient künftig den Übungsstunden der Mitglieder des schuleigenen Kammerorchesters. „Es ist wichtig, dass der Pianist dem Orchester nicht den Rücken zudreht, wie es beim Klavier der Fall wäre. Er muss die Gestik seiner Mitspieler sehen können“, erkärt Christiane Dräger-Meier.

Der Vorspielraum bietet bis zu 90 Personen Platz. Hier werden auch Konzerte stattfinden. „Bisher mussten wir immer auf den Marstall oder Schulaulen ausweichen, unsere Termine mit Veranstaltungskalender oder Hausmeister abstimmen. Dass wir jetzt einen eigenen Saal haben, ist eine große Erleichterung. Wir sind glücklich“, jubelt die Schulleiterin.

Der Verein Musikschule Winsen hätte sich ein solches Instrument niemals leisten können. Schon die Schalldämmung des neuen Saals hat das Budget erheblich belastet, obwohl viel Arbeit in Eigenregie von den Mitgliedern gestemmt wird. Wenn der Flügel am Abend des 10. Dezember zum ersten Konzert erklingt, ausschließlich zu Ehren der Spender, werden die Rotarier der Musik lauschen und das schöne Gefühl genießen, einmal mehr in eine gute Sache investiert zu haben.