Comedystar Thomas M. Held spielt in TV-Serie des Regisseurs Dennis Albrecht mit

Millionen Fernsehzuschauer kennen den Wahl-Kölner Thomas M. Held vor allem als Komiker aus der Sat.1-Comedyreihe „Sechserpack“. Seine eher unbekannte ernste Seite hat der gelernte Theaterschauspieler jetzt bei Dreharbeiten in Harburg gezeigt: In der unabhängigen Fernsehserienproduktion „Filmstadt“ seines Freundes Dennis Albrecht spielt er einen aalglatten Filmmanager, der die Hoffnungen eines Serienproduzenten zerstört.

„Komm’ in den VIP-Raum“, begrüßt Dennis Albrecht den wohl bisher populärsten Schauspieler seiner Serie „Filmstadt“. „Da will ich nicht hin. Ich bin Handwerker“, entgegnet Thomas M. Held. Der Harburger Regisseur und der Comedy-Mime sind seit zehn Jahren befreundet. Damals hat Held in einem Kurzfilm von Albrecht mitgewirkt. In „Filmstadt“ darf Held einen nicht gerade sympathischen Charakter spielen. Genau das, was er wolle, sagt der Regisseur, um nicht auf das „Sechserpack“-Image festgelegt zu werden. „Die unsympathischen Charaktere kommen bei unserem Publikum am besten an.“

Mit seinem selbst produzierten Serienplot „Filmstadt“ will Dennis Albrecht beweisen, dass anspruchsvolle Fernsehserien in Deutschland möglich sind. Der Harburger begreift das Internet als Chance, den Fernsehsendern ihr Monopol streitig zu machen. ARD und ZDF hätten zwar die Möglichkeit, den US-Fernsehserien Paroli zu bieten. Sie setzten aber lieber auf Sicherheit, sagt Dennis Albrecht. Filmkritiker bemängeln seit Jahren, dass deutsche Fernsehserien mit Produktionen aus Amerika nicht mithalten könnten.

Aus der Generation Praktikum ist die Generation Existenzangst geworden

In „Filmstadt“ vermittelt Dennis Albrecht dem Publikum nebenbei cineastisches Wissen, ohne auf Unterhaltung zu verzichten. Bei ihm bleiben Telenovela-Mimen nicht auf hölzerne Dialoge beschränkt, sondern dürfen über Filmklassiker sinnieren. Die Miniserie im TV-Vorabendformat ist eine Dramödie über das Fußvolk der Filmindustrie. Dennis Albrecht porträtiert darin die seltsamen Bewohner im Schatten der Glitzerwelt: Schauspieler auf der Suche nach Engagements, studierte Regisseure, die zum Überleben in der Videothek jobben. Aus der Generation Praktikum ist die Generation Existenzangst geworden.

Vier Folgen, jeweils 30 Minuten lang, hat Dennis Albrecht bislang produziert. Nach der Premiere im Juli im Harburger „Stellwerk“ blieb die selbst vermarktete Low-Budget-Produktion im Geschäft. „Filmstadt“ lief beim Filmfest Hamburg. Programmkinos in ganz Deutschland zeigen die Alternative zum deutschen Vorabendserien-Brei. Mittlerweile hat Dennis Albrecht eine um fünf Minuten gekürzte Spielfilmversion geschnitten und ist damit auf Kinotour gegangen. Das „Kommkino“ in Nürnberg zeigt sie am 29. November. Dennis Albrecht und seine Co-Produzentin Emma Gross setzen die Kinotour ab Mitte Januar fort. Das Publikum ist interessiert.

Der Harburger Regisseur erzählt in „Filmstadt“ Anekdoten und Biografien aus der Filmwelt. Wohl deshalb findet Albrechts ambitioniertes Fernsehprojekt Aufmerksamkeit vor allem in der eigenen Branche. „Schauspieler melden sich bei mir, wollen mitspielen“, sagt Dennis Albrecht. Die Dreharbeiten sind zu Treffen geworden, bei denen das Fußvolk der Filmbranche Netzwerke knüpft.

Mittlerweile hat sich eine Autorengruppe gebildet, die den Serienerfinder beim Schreiben unterstützen will. Noch in diesem Jahr will sie zusammenkommen. „Vielleicht setzen wir uns an einem Wochenende in ein Haus an der Ostsee und spinnen einfach los“, sagt Dennis Albrecht. Er plant, vier bis sechs zusätzliche Folgen zu produzieren. Im kommenden Jahr gehen die Dreharbeiten weiter. Über die sogenannte Schwarmfinanzierung im Internet, also die Finanzierung mithilfe vieler Kleckerbeträge von Sympathisanten, soll das Budget aufgestockt werden.

Die Autoren werden neue Charaktere in die „Filmstadt“ einführen. Bestimmt so einige Fieslinge. Denn die kommen beim „Filmstadt“-Publikum besonders gut an. Einen Vorgeschmack darauf bietet der Drehtag mit Thomas M. Held, Oliver Hermann, bekannt aus der Serie „Alphateam“, und Moritz von Eddelmann im Harburger „Stellwerk“. Der Club im Harburger Bahnhof stellt die Kulisse für eine Szene-Bar, in der Wichtigtuer der Branche großkotzig daherkommen.

Mit seinem Dialekt kommt Held so herrlich schmierig daher

Eine etwa fünf Minuten lange Szene generiert Dennis Albrecht aus dem einen Drehtag. Hinter der Grimasse von Party feiernden Gewinnertypen liefern sich Held, Hermann und von Eddelmann einen zynischen Wettstreit über die kapitalistischen Vernichtungsstrategien im Filmbusiness, der die hässliche Fratze der Bussi-Gesellschaft wunderbar in Szene setzt. In der Rolle eines aalglatten Entscheiders reizt der Österreicher Thomas M. Held seinen Dialekt dermaßen aus, dass er so herrlich schmierig daherkommt. Der Hamburger Oliver Hermann spielt dessen bedauernswertes Opfer, das sich dem Jüngeren und Mächtigeren anbiedern muss.

Am Ende des Tages nimmt der Regisseur seinen Star mit nach Hause. Thomas M. Held übernachtet in Harburg bei seinem Freund Dennis Albrecht auf dem Sofa. So schön kann die Filmwelt auch sein.