Malerin und Designerin ist zum 29. Mal bei den KunstHandwerk- und Antiquitätentagen im Hotel Lindtner dabei

Heimfeld/Ramelsloh. Neulich war es wieder so weit. Draußen dominierte grauenvolles Grau in Grau. Und drinnen vermochten auch Kerzen und Kaminfeuer die herbstliche Tristesse nicht zu vertreiben. Da schnappte sich Christine von Lösch Pinsel und Palette, spannte ein großes Stück Seidentuch auf die Holzböcke in ihrem Haus in Ramelsloh, und malte los. Entstanden ist „ein Wutbild mit viel Rot“, wie sie selbst sagt – energiegeladen, herausfordernd, mitreißend.

Gern hätte sie sich selbst noch ein wenig an dem Werk erfreut. Ging aber leider nicht. Ein Kunde, der ein bestelltes Aquarell abholen wollte, sah das „flammende“ Stück und kaufte es spontan dazu. Wenn das am kommenden Wochenende auch mit anderen ihrer Arbeiten so funktioniert, wäre Christine von Lösch nicht traurig.

Im Heimfelder Privathotel Lindtner finden dann zum 29. Mal die KunstHandwerk- und Antiquitätentage statt. Christine von Lösch war immer dabei. „Dort herrscht immer eine besondere Atmosphäre“, sagt sie. Das Hotel biete neben einem schönen, gepflegten Rahmen auch eine sehr gute Küche. „Da macht das Ausstellen doppelt Spaß. Nicht zuletzt deshalb, weil man jedes Mal viele alte Bekannte wieder trifft und es die Gelegenheit zu guten Gesprächen gibt“, so die Künstlerin.

Dank ihrer Bilder ist sie längst weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Bereits 1956 heimste die diplomierte Designerin, die an der Fachhochschule Hamburg studierte, für ein Stoffdesign einen Preis bei der Biennale in Venedig ein. Später war sie dann unter anderem Dozentin am mexikanischen Nationalinstitut der schönen Künste in San Miguel de Allende. Seit 1987 leitet sie auch gefragte Kurse an der Volkshochschule des Landkreises Harburg.

Ihre kraftvollen und meist farbenfrohen Bilder würden Konzentration vom Betrachter fordern, befand ein Kritiker einmal. Oft sind ihre Aquarelle und Seidenmalereien inspiriert von lyrischen Werken namhafter Dichter wie Rilke, Else Lasker-Schüler, Goethe, Thomas Mann. Jüngst hat sie wieder Albert Camus für sich entdeckt. „Er gewährt neue Ausblicke und erweitert die Denk- und Daseinsräume“, erklärt Christine von Lösch. In Camus‘ Buch „Der letzte Mensch“ fand sie die Zeile „Ich sah die Sonne auf dem Grund des Meeres“. Dieses sprachliche Bild schreie förmlich danach, auf Seide gemalt zu werden.

Spannungsvolle Stimmungen verbindet sie gern mit magischen Inhalten. Wer sich auf ihre Bilder einlässt, die gern auch mit emulgierenden Ölwachskreiden, in mehreren Schichten aufgetragen, entstehen, kann manch Überraschendes in ihnen entdecken. Da finden sich Elefanten in Stöckelschuhen ebenso wie ein Heer reitender Krieger, das sich ganz am Ende mit modernen Automobilen konfrontiert sieht.

Ihr Faible für die Malerei glaubt Christine von Lösch von ihrer Großmutter Helene geerbt zu haben. „Sie hat selbst gemalt, aber auch viel gestrickt. Vor unserer Flucht aus Schlesien stand in ihrem Haus immer ein großer, alter Schrank mit unendlich vielen Wollknäulen. Diese bunte Pracht war meine erste Inspiration selbst zum Pinsel zu greifen“, berichtet die Mutter zweier Kinder. Die sie nach dem frühen Tod ihres Ehemanns 1971 allein versorgen musste.

Auch Tochter Maria-Isabel, die sich oft in Indien und Nepal aufhält, ist Malerin. Sohn Hans-Christoph Stadelgilt hingegen als Mann der Zahlen. Seit 2003 ist der Kaufmann Gründungspartner und Mehrheitsgesellschafter einer international operierenden Corporate Finance-Beratungsfirma mit Büros in Hamburg, Helsinki und London. Und wurde Ende Oktober gerade zum Honorarkonsul von Finnland für das Bundesland Hamburg ernannt.