Schauspieler sprechen die Geschichten für die weihnachtliche Budenstadt neu ein

Lüneburg. Die beliebte Lüneburger Märchenmeile erlebt in diesem Advent eine Renaissance: Alle zwölf Märchen werden derzeit neu gesprochen und auf CD aufgenommen – und zwar in jeweils zwei Versionen: auf Hochdeutsch und up Plattdütsch. Zwölf Sprecher, darunter Prominente aus ganz Norddeutschland, hat der Verein Lüneplatt dafür gewonnen.

Entstanden ist die Idee im Vorstand des noch jungen Vereins Lüneplatt, der am 27. November – dem Eröffnungstag des Weihnachtsmarktes – seinen ersten Geburtstag feiert. Beate Meyer hatte vom Lüneburger Schaustellerverband erfahren: Die Finanzierung der pro Jahr 10.000 Euro kostenden Märchenbuden war nur bis 2012 gesichert. „Doch die Schausteller fanden unsere Idee mit den plattdeutschen Märchen so toll, dass Herr Schulz sich sofort um die Finanzierung und das Fortbestehen der Buden bemüht hat“, erzählt Beate Meyer freudig.

Als der Verein die Kostenvoranschläge der Handwerker zusammen hatte, hielten die Mitglieder das Projekt erst einmal für unerschwinglich. Neue CD-Spieler, deren Einbau und die Arbeit im Tonstudio - das machte einen fünfstelligen Betrag. Da kam die Sparkasse Lüneburg ins Spiel: Der Vorstand der Sparkasse war so begeistert von der Idee, dass er das Vorhaben aus Mitteln der Sparkassenlotterie „Sparen und Gewinnen“ ermöglichte.

Vorstandsvorsitzender Karl Reinhold Mai: „Wir sehen es als unsere Verantwortung, das alte Kulturgut unserer Region zu erhalten. Wir verdienen das Geld in der Region und geben es auch hier wieder zurück – nicht an anonyme Aktionäre.“ Mai selbst hat immer wieder auch Erwachsene ohne Kinder beobachtet, die sich die Märchen an den Buden anhören. Allein 6600 Klicks gab es an einem einzigen Häuschen im vergangenen Jahr, berichtet Beate Meyer.

Zwölf Sprecher mit einem Altersunterschied von mehr als 60 Jahren werden die zwölf Märchen neu aufnehmen – eine von ihnen ist Resi Kuhnt aus Lüneburg, Ehrenvorsitzende und Mitgründerin der Niederdeutschen Bühne Sülfmeister e.V. – sie spricht im Tonstudio Chaussee Filmton in der Goseburg „Frau Holle“ ein. Vorstandsmitglied Karin Friedrich: „Wir haben viele Prominente angesprochen, um die Werbewirkung zu vergrößern. Und alle machen das ehrenamtlich, das ist wirklich toll.“

Malte Battefeld zum Beispiel, der gerade mit seiner Band bei Stefan Raabs Bundesvision-Songcontest auf Platt gerappt hat, und Sandra Keck vom Ohnsorg-Theater Hamburg. Vom Ohnsorg-Theater außerdem dabei sind Erkki Hopf, Beate Kiupel, Markus Gillich und Frank Gruppe, von den „Roten Rosen“ spricht Bo Hansen das „Dornröschen“. Vom NDR beteiligen sich Jan Graf und Ilka Brüggemann, von der Niederdeutschen Bühne Sülfmeister Regina Stahn und Beate Meyer.

„Wir haben Menschen aus verschiedenen Regionen angesprochen, um die verschiedenen Versionen des Plattdeutschen zu zeigen“, sagt Günther Wagener, Plattdeutschbeauftragter von Hansestadt und Landkreis Lüneburg. Die Märchen selbst haben die Vorstandsmitglieder von Lüneplatt auf jeweils zwei bis drei Minuten Lesezeit gekürzt und ins Plattdeutsche übersetzt. Neu eingesprochen werden jetzt beide Versionen jeweils von demselben Sprecher – damit die Hörer die Unterschiede in der Sprachwirkung noch deutlicher erleben können. Hinzu kam, dass manche Märchen auf den bestehenden Tonbändern relativ abrupt anfingen oder endeten.

„Wir wollen mit Platt nicht nur in die Schulen, auf Theaterbühnen und zu Lesewettbewerben, sondern in die Öffentlichkeit“, sagt Günther Wagener. „Die Märchenbuden sind dafür ein fantastischer Ansatz.“ Der Lüneburger Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus beginnt am Mittwoch, 27. November, und endet am Montag, 23. Dezember. Die Öffnungszeiten sind montags bis sonnabends von 10 bis 20 Uhr sowie sonntags von 11 bis 20 Uhr, die Auslaufzeit endet jeweils um 21 Uhr.