Gut erhaltenes Spielzeug, Antiquitäten und allerlei Unnützes wechseln beim Nachtflohmarkt in Hittfeld den Besitzer

Hittfeld. Schon wenige Minuten nach der Eröffnung müssen an die 50 Menschen draußen warten. Seit 17 Uhr drängeln sich die Schnäppchenjäger in der Burg Seevetal. Parkplätze sind rundherum nicht mehr zu bekommen. Der Hittfelder „Nachtflohmarkt“, den die Gemeinde zweimal im Jahr ausrichtet, ist vom Geheimtipp zum Großereignis gewachsen - zwischen 1000 und 2000 Besucher werden jedes Mal gezählt. Auch am vergangenen Sonnabend waren es wieder Gäste in vierstelliger Anzahl, die auf der Jagd nach etwas Brauchbarem in die „Burg“ einfielen. Ein junger Mann, in den Händen ein Karton voller Modellbahnzubehör, hat offensichtlich gefunden, was er gesucht hat – und hat jetzt Mühe, sich durch die Wartenden hindurch wieder nach draußen zu drängen. Bis Mitternacht haben die Einkäufer Zeit, sich nach gut erhaltenen Gebrauchtgegenständen umzusehen. 60 Stände sind verteilt auf Foyer, Nebenfoyer, Saal und Bühne.

Auf den Tischen: Dinge, die wir alle irgendwann einmal besessen haben, weil sie „in“ waren, und heute loswerden wollen, weil sie „out“ sind: das Holzstäbchen-Geschicklichkeitsspiel „Jenga“ etwa, oder die kleinen, auf einer Nadelspitze balancierenden Metallfigürchen, die böhmischen Bleikristallgläser. Und die von einem bekannten Plastikschüsselhersteller als tolle Erfindung angepriesenen, in der Praxis aber wenig brauchbaren Objekte wie die viel zu kleine runde „Flexi“-Vorratsdose für unterwegs, die stapelbaren Weihnachtsplätzchendosen mit dreiteiligem Schneemannmotiv, die elf von zwölf Monaten nur im Weg sind, oder das auf den Namen „Mozart“ getaufte Tortengarnierset in Form eines quetschbaren Gymnastikballs. Eine Frau interessiert sich für ein Hörbuch auf Cassette, am Flohmarktstand allgemeines Bedauern von Händlern und Kunden, dass die Cassette ausstirbt und es kaum noch Abspielgeräte gibt. Außer beim Nachtflohmarkt natürlich... Eine junge Verkäuferin ist sichtlich froh, ein lärmendes, aufziehbares Plüschauto im Design des Zeichentrickfilms „Cars“ los zu sein. Eigentlich will sie drei Euro, gibt sich dann aber mit zwei zufrieden. Die meisten Stände allerdings bieten gebrauchte Kleidung und Schuhe an und vermitteln damit eine Atmosphäre von Winterschlussverkauf.

Weitaus origineller ist da der weiße Holzhocker, unter dessen Sitzfläche sich ein Waschbecken samt Seifenschale befindet. „Da war sogar noch Seife drin“, sagt Bettina Kaberg, die einen Stand mit ihrer Mutter und ihrer Cousine Tatjana Harms hat. Der Hocker sei noch von den Großeltern. „Ob er im Schlafzimmer oder in der Küche stand, wissen wir aber nicht mehr.“ Die Frauen aus Hittfeld sind jedes Mal dabei, wenn Nachtflohmarkt ist. Genau wie Maria Burmeister. „Es ist toll hier, und vor allem hat man ein Dach über dem Kopf“, sagt die Jesteburgerin. Der Renner an ihrem Stand sind die bunten Häkelmützen, die gestrickten Socken und Handschuhe, die sie alle selbst hergestellt hat und auch auf Kunsthandwerkermärkten der Region anbietet. „Ich habe auch jedes Mal denselben Standplatz“, sagt Maria Burmeister. Der liegt genau in der Mitte des Foyers, man kann also gar nicht daran vorbei. Und dann hat sie auch schon wieder ein Verkaufsgespräch: Ein junger Familienvater probiert eine der Häkelmützen. Maria Burmeister rät ihm zu einer größeren, seine Frau zu einer anderen Farbe. Ein prüfender Blick in den Handy-App-Spiegel, und für 15 Euro wechselt die Mütze – sie ist gelb-khaki-blau geringelt – den Besitzer.