Eine Betrachtung von Rolf Zamponi

Die Fähre legt ab und gleitet in die Nacht. Nur vier Autos stehen auf ihrem Deck, und den Fahrern bleiben nun einige Momente zum Nachdenken. Über ihren Büroalltag oder ihre Sitzungen in der nahen Kreisstadt Winsen oder ihr neues Sport-Coupé mit Elektroantrieb. Zeit für eine Zigarette, während die Fähre Fahrt aufnimmt.

An beiden Ufern des Flusses leuchten ein paar Lichter und etwas heller die Lampen eines Ausflugshotels. Die Ufer der Elbe zerfließen in der Dunkelheit, und die Fahrrinne scheint ungewöhnlich breit, viel ausladender als tagsüber, wenn alle Konturen an Land so deutlich sind.

Die Nacht ist die Zeit der Liebenden. Das denkt offensichtlich auch der junge Mann aus dem Sport-Coupé. Er ist ausgestiegen und hat an der Reling, ein bisschen versteckt in einer Ecke, seine blonde Partnerin fest in den Arm genommen. Ein langer Kuss, ein Blick auf den Fluss, tief atmen die beiden die feuchte Luft ein. Nur schade, dass die Fahrt so schnell zu Ende geht. Der Gehilfe des Fährmanns bereitet schon wieder das Anlegen vor. Auch für ihn hat der junge Reisende noch ein paar Worte, bevor das Liebespaar wieder in sein Auto steigt.

Was sind das für Momente, wenn sich für einige Minuten die Verbindung zum Alltag kappen lässt. Mitten auf der Elbe zwischen Hamburg und Niedersachsen. Zwischen dem Zollenspieker und Hoopte. Sie gibt es einschließlich des Transports eines Autos für ganze vier Euro. Also auf zu einer kleinen Seefahrt. Die Fähre fährt nur noch bis zum 30. November.