Noch gibt es nur wenige Feuerwehrfrauen. Betty Bergeest, Mitglied der Freiwilligen Wehr Rönneburg, ist eine von ihnen

Rönneburg. Wenn Betty Bergeest Feierabend hat, beginnt der Dienst. Die junge Frau aus Rönneburg ist mehr als nur Sozialpädagogin. Sie ist Feuerwehr-Anwärterin. Damit ist sie eine Exotin. Zwar hat der Deutsche Feuerwehr-Verband in diesem Jahr die Kampagne „Frauen an den Brand-Herd“ gestartet, aber im Harburger Stadtgebiet sind die Freiwilligen Feuerwehren Rönneburg und Eißendorf bislang die einzigen mit weiblichen Aktiven.

„Zur Feuerwehr zu gehen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagt die 26-Jährige. Mit dem Gedanbken gespielt hatte sie schon lange. Der Vater ihres Sandkastenkumpels und Nachbarsjungen war Mitglied der Feuerwehr. „Wenn bei dem der Pieper ging, waren wir auch immer ganz aufgeregt“, erinnert sich Betty Bergeest, „und hinterher kam er mit spannenden Geschichten zurück.“ Als der Kumpel dem Vater zur Feuerwehr folgte, war Betty ein wenig neidisch. Während des Studiums reifte der Entschluss: Wenn sie wieder in Rönneburg wohnen würde, würde sie eintreten.

Außer Betty Bergeest gibt es noch eine weitere Frau in der Einsatzabteilung der Rönneburger Wehr. Die ist schon seit sechs Jahren dabei und war davor bereits woanders Feuerwehrfrau. Betty ist noch keine richtige Einsatzkraft, sondern eine so genannte Mitläuferin: Sie ist in die Alarmkette mit eingebunden und fährt mit zu den Einsätzen. Tatsächlich löschen darf sie aber nur im Notfall. Ansonsten soll sie den erfahrenen Feuerwehrleuten zugucken und zuarbeiten. Bei den Übungsdiensten macht Betty allerdings voll mit. Ihre Grundausbildung beginnt im nächsten Jahr. Als sie vor zwei Jahren eintrat hatte ein Lehrgang gerade angefangen und im Jahr darauf war keiner zustande gekommen.

Wehrführer Jörg Greve und sein Stellvetreter Marc Lotto freuen sich schon darauf, Betty Bergeest voll in die Einsatzplanung mit einbeziehen zu können. „Betty ist sehr engagiert und wissbegierig. Das haben wir bei anderen Anwärterinnen und Anwärtern auch anders erlebt.“

Die Freiwillige Feuerwehr Rönneburg war nicht aktiv auf die Suche nach Frauen gegangen - ebensowenig wie ihre Eißendorfer Kameraden, die immerhin drei Frauen in ihrer Einsatzabteilung führen: „Zwei kamen aus unserer Jugendfeuerwehr, und eine aus Niedersachsen. Die hat hierher geheiratet“, sagt Eißendorfs Vize-Wehrführer Borhen Azzouz. „Wir sehen keinen Unterschied zu den Männern Unsere weiblichen Kameraden sind vollwertige Feuerwehrleute, die wir nach ihren individuellen Fähigkeiten einplanen.“

Auch die Berufsfeuerwehr sucht nicht aktiv nach Frauen. Sie hat mit der Nachwuchssuche ohnehin schon genug zu tun. Frauen sind da ebenso willkommen, wie Männer. „Trotzdem haben wir bei 2.200 Feuerwehrleuten im Einsatzdienst nur etwa 30 Frauen“, sagt Feuerwehrpressesprcher Manfred Stahl. „Das liegt unter anderem daran, dass Eingangsvoraussetzung bei der Berufsfeuerwehr immer noch eine handwerklich/technische Berufsausbildung ist. Es gibt in diesen Berufen leider nur wenige Frauen. Die müssen dann auch noch zur Feuerwehr wollen und sie müssen die Eingangsprüfung bestehen.“ Die ist bei der Feuerwehr hart, körperlich, wie geistig. Wer von Amts wegen sein Leben riskiert, sollte von sich aus beste Voraussetzungen mitbringen, dies auch zu überleben.

Betty Bergeest erwirbt diese Voraussetzungen auch ohne Lehrgang schon. „Gleich mein erster Dienst war eine realistische Einsatzübung. Aiuf einem Schrottplatz lernten wir, fachgerecht Autos so aufzuschneiden, dass man sich und die Insassen nicht verletzt“, sagt sie. Und trotz der Praktikantenrolle sammelt sie auch Einsatzerfahrung: „Im Sommer war ich bei meinem ersten richtigen Brand.“

An der Winsener Straße standen zwei Gartenlauben in Flammen. Die Berufsfeuerwehr war anderweitig beschäftigt und die Freiwillige Feuerweh Rönneburg brauchte jede Hand. „Wir kamen die Jägerstraße herunter und sehen die Flammen schon von weitem.“, sagt Betty Bergeest. „Da bekam ich schon Herzklopfen: Mein erstes echtes Feuer!“ In vorderster Front löschen durfte sie natürlich nicht, aber bei den Handreichungen für die erfahrenen Kameraden musste diesmal jeder Handgriff doppelt so gut sitzen – und alles musste schnell gehen. „Da hat Betty sich bewährt“, sagt Marc Lotto.

Egal, was an Alarmrufen noch bis zur Ausbildung kommt, ein Großeinsatz steht schon fest: Mitte Januar ist Schredderfest der FF – und Feuerwehranwärterin Betty Bergeest im Dienst.