Der Freundeskreis Harburger Theater wirbt Zuschauer und unterstützt die Bühne mit bis zu 7000 Euro im Jahr

Harburg. Eigentlich könnte es sich Peter Klüver mit seinen 76 Jahren im Theatersaal ja bequem machen. Stattdessen geht seine Rolle am Harburger Theater weit über das Zuschauerdasein hinaus. Immer wenn sich besonders viele Menschen wie beim Harburger Binnenhafenfest in der Öffentlichkeit versammeln, greift er zu einem Stapel Faltblätter und nutzt die Chance zur Begegnung, um für das Theater in Hamburgs Süden zu werben. Auch deshalb hat das Harburger Theater die erstaunliche Anzahl von 1400 Stammbesuchern pro Spielzeit – keine Bühne in der Freien und Hansestadt Hamburg hat mehr Abonnenten.

Peter Klüver ist der 2. Vorsitzende des Vereins Freundeskreis Harburger Theater. Insgesamt 69 Mitglieder zählt der gemeinnützige Förderverein – sie bilden das ehrenamtlicher Rückgrat des professionellen Schauspiels in Harburg. In ihrer Freizeit ziehen Männer und Frauen los, werben neue Abonnenten und helfen bei der Suche nach Sponsoren.

Geht es nach dem 2. Vorsitzenden, könnte die Unterstützerschaar noch größer sein: „Mit 69 Mitgliedern sind wir noch nicht ganz zufrieden.“ Die Bilanz des im Jahr 1996 gegründeten Vereins kann sich sehen lassen: Aus 650 Abonnenten im Jahr 1999 sind mittlerweile 1400 geworden. Der Freundeskreis unterstützt das Harburger Theater in der Regel mit 5000 bis 7000 Euro im Jahr.

69 Mitglieder sind dem Förderverein noch zu wenig

Mit mehreren tausend Euro finanziert der Freundeskreis zusammen mit den Sparkassen eine Theaterproduktion für Kindergartenkinder. Bei dem Stück „Pettersson, Findus und der Hahn“ führt Intendant Axel Schneider Regie. Das zeigt den hohen Stellenwert des Pilotprojektes.

Heinke Ehlers, 1. Vorsitzende des Freundeskreises, kann sich gut vorstellen, dass der Förderverein regelmäßig Theater für das jüngst mögliche Publikum auf die Bühne bringt. „Wenn wir feststellen, dass es Sinn macht, entwickeln wir es weiter“, sagt die 46-Jährige.

Jugendförderung über den eigentlichen Spielplan des Harburger Theaters hinaus hat der Freundeskreis bereits in der Vergangenheit betrieben. Im Januar 2011 initiierte der Förderverein eine Jugendpressekonferenz mit dem aus den Hamburger Kammerspielen und Fernsehserien „Liebling Kreuzberg“, „Praxis Bülowbogen“) bekannten Schauspieler Peter Bause. „Solche Dinge kann sich ein Theater nicht leisten. Dafür sind wir da“, sagt Heinke Ehlers. Auf den Freundeskreis geht auch eine Waschmaschine zurück, die seit einigen Jahren bei den Künstlergarderoben steht. Er trägt damit zum Wohlfühlumfeld des Ensembles bei.

Das Harburger Theater sei wichtig für die kulturelle Identität des Stadtteils, sagt Peter Klüver. Unglücklich ist er deshalb mit der Präsenz der Bühne im Stadtbild. Nichts bis auf ein Plakat am gemeinsamen Eingang mit dem Archäologischen Museum Hamburg weist auf den Theatersaal hin, der eine Existenz im Schatten fristet. Museumsplatz lautet die Adresse, nicht Theaterplatz. Ein Schild mit der Aufschrift „Harburger Theater“ an der Fassade oder auf dem Dach wünscht sich der Freundeskreis. Aus Gründen des Denkmalschutzes soll das aber nicht möglich sein.

Der Freundeskreis verschafft sich Gehör bei den Theatermachern

Die Mitgliedschaft im Freundeskreis bringt Vorteile mit sich. Erwachsene sind mit nur vier Euro Monatsbeitrag dabei. Im Gegenzug erhalten sie 20 Prozent Rabatt auf Eintrittskarten am Harburger Theater, Altonaer Theater und den Hamburger Kammerspielen.

Die elf Vorstandsmitglieder stehen im engen Kontakt zu den Theaterleuten. Die stellvertretende Intendantin Nuca Selbuz oder Pressesprecher Nils Messner besuchen regelmäßig die Vorstandstreffen einmal im Monat. Intendant Axel Schneider stellt einmal im Jahr exklusiv den Freundeskreis-Mitgliedern das neue Programm der Spielzeit vor, noch bevor die Öffentlichkeit davon erfährt. Die ehrenamtlichen Helfer verschaffen sich auch Gehör bei den Theatermachern. Neu ab dieser Spielzeit ist eine Einführung des Publikums in das jeweilige Stück. Der Freundeskreis hatte sich dafür stark gemacht.

Welches Stück sollte man in dieser Spielzeit auf keinen Fall verpassen? Peter Klüver und Heinke Ehlers empfehlen unisono Theresia Walsers Stück „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ (ab 4. Dezember). Darin wetteifern drei eitle Schauspieler darum, wer der bessere Hitler-Darsteller sei. Peter Klüver wetteifert indes mit Axel Schneider. Noch 100 Abonnenten zusätzlich und der Intendant will Champagner spendieren.