Saniert und modernisiert. Snow Dome Bispingen ist nach sieben Monaten wieder für Wintersportler geöffnet

Bispingen. Eine 30 Zentimeter dicke Schneedecke liegt in der Lüneburger Heide. Verteilt auf 23.000 Quadratmetern. Das ist keineswegs ein lokal begrenztes Wetterphänomen. Vielmehr hat der Snow Dome Bispingen nach siebenmonatiger Schließung seine Türen wieder geöffnet. Das Motto: Ski und Rodel gut.

Der vierjährige Ole Schenck ist einer der jüngste Gäste, die bereits am ersten Tag in der Skihalle Winteratmosphäre genießen. „Ich kann schon ganz alleine hier runter fahren“, sagt der Kleine stolz und zeigt auf die 300 Meter lange, sanft abfallende Piste. Er lebt in Bayern, ist somit mit Bergen aufgewachsen und gewissermaßen mit Skiern an den Füßen geboren.

Da geht es Brigitte Vahrenholz ganz anders. Die 59-Jährige steht zum ersten Mal in ihrem Leben auf den Brettern, die passionierten Wintersportlern die Welt bedeuten. Langsam und vorsichtig gleitet sie auf einem Ski quer zum Hang, stößt sich behutsam mit dem freien Fuß ab. Die Arme hält sie auf Weisung des hauseigenen Skilehrers ausgestreckt, um ihr Gewicht nach vorn zu verlagern, den Blick konzentriert geradeaus gerichtet. Sie kommt trotzdem ins Schlingern. „Das ist gar nicht so einfach, aber es macht Spaß. Ich wollte schon immer Skifahren lernen. Jetzt ist es soweit, endlich“, lacht die Lüneburgerin.

„Endlich!“, sagt auch Tjörge Picker. Der Soderstorfer ist Snowboard-Fan. Bis zur Schließung der Halle im Frühjahr war er jeden Monat mindestens einmal hier her gekommen, um in weiten Bögen zu Tal zu schwingen oder auf den Schanzen des Snow-Parks Sprünge zu üben. Nun nutzt er die erste Gelegenheit, sich wieder sportlich auszutoben. „Der Schnee ist gut. Längst nicht mehr so sulzig wie früher“, kommentiert der Zwölfjährige fachmännisch.

An der perfekten Flocke ist im Snow Dome lange getüftelt worden. Als „Schneelabor“ diente ein umfunktionierter Gefrierraum der Küche. Bitteres Fazit: Die ursprüngliche Anlage zur Schneeproduktion ist total veraltet. Um den Snow Dome wirtschaftlich betreiben zu können, muss sie ersetzt werden.

Im Mai entschlossen sich die Verantwortlichen rund um Geschäftsführer José Fernandes, die Halle komplett leer zu räumen und eine neue Anlage zu installieren. Es brauchte bis Ende Juni, bis die rund 11500 Kubikmeter Schnee und Eis entfernt waren. Um den alten „Heidegletscher“ zu beseitigen, kam sogar eine Asphaltfräse zum Einsatz. 50 Kubikmeter Schmelzwasser mussten mit Kanalwagen abgepumpt werden.

Dann begann der Wiederaufbau: 40 Kubikmeter Holz wurden für neue Längsverstrebungen auf dem Boden verbaut. Rund 500 Quadratmeter Bodenfläche sind neu mit Blech belegt, fixiert von 70.000 Schrauben. Entscheidend für Qualität und möglichst energieeffiziente Erzeugung des Schnees sind aber die insgesamt 120 Kilometer langen Kühlschläuche. Dünner als zuvor und in geringerem Abstand verlegt, ermöglichen sie eine deutlich intensivere Kühlung vom Boden her. Um die Hallentemperatur von –2 bis –4 Grad zu halten, muss nun erheblich weniger über die Deckenbelüftung gekühlt werden. Das senkt die Betriebskosten. Der benötigte Strom wird zurzeit vom eigenen Blockheizkraftwerk sowie von umweltfreundlichen Anbietern aus regenerierbaren Energieträgern produziert. Das Ziel ist, die Halle komplett klimaneutral zu betreiben. Mittelfristig ist geplant, eigene Sonnenkollektoren und Windräder zu installieren.

Der Eispanzer, auf der die Schneedecke nun liegt, ist aufgeraut worden, damit sich der Schnee damit besser verbindet. Bisher hatten die Gäste mit Skiern und Snowboards täglich immense Mengen der weißen Pracht von oben nach unten transportiert. Heute bleiben die ausschließlich aus Wasser bestehenden Kristalle besser an dem Platz, an dem sie von einer Schneekanone und mobilen Lanzen produziert wurden. Dennoch präpariert Bullyfahrer Michel Seidel die Abfahrtsstrecke mit seiner Raupe täglich neu.

Neben der Piste brettern jauchzend Rodelfans zu Tal. Jessica Künne strahlt über das ganze Gesicht, genau wie ihr elfjähriger Sohn Pascal. Seine fünfjährige Schwester Mira schaut eher skeptisch drein. Sie hat noch nicht oft auf dem Schlitten gesessen. „Wann liegt in Norddeutschland denn schon mal so viel Schnee, dass man gut rodeln kann?“, fragt ihre Mutter. Dabei wohnt die Familie eigentlich wintersportgünstig in der Nähe des Harzes. Der Weg von Wolfenbüttel nach Bispingen ist den Künnes nicht zu weit. Auch wenn sie weder Ski fahren noch snowboarden.

Die renovierten Liftanlagen und das neu gestaltete gastronomische Konzept mit Selbstbedienungsbereich und Á-la-Carte-Restaurant sorgen dafür, dass keine Erschöpfung aufkommt. Um ein Erfrischungsgetränk zu nehmen oder sich an heißem Tee zu wärmen, muss dank der neuen Schneebar am Fuß der Piste nicht einmal mehr die Halle verlassen werden. Tresen, Tische und Hocker sind aus Eis gefertigt und kunstvoll illuminiert.

Hart Gesottene können in der eisigen Halle sogar übernachten – nachdem sie zuvor eigenhändig ein Iglu gebaut haben. Und auch eine Curlingbahn soll in den kommenden Wochen am oberen Ende der Piste entstehen.