Mit der Nacht des Wissens, dem Breakdance-Wettkampf und dem verkaufsoffenen Sonntag war das Wochenende bunt

Harburg. Ob Naturwissenschaft und Technik, HipHop und Breakdance oder shoppen und schlemmen: Das Sofa war an diesem Wochenende für die wenigsten Harburger der Hauptaufenthaltsort, denn mit der Nacht des Wissens, dem Breakdance-Wettbewerb „Enter The Circle“ sowie dem verkaufsoffenen Sonntag lockten zusätzlich zum normalen Harburger Nachtleben alleine drei Großevents die Leute vor die Tür.

An einer langen Zange und mit respektvollem Abstand hält der siebenjährige Remus die Coladose über den Bunsenbrenner, bis ihm der Student auf der anderen Seite des Tisches das Zeichen gibt. Jetzt befördert Remus die Dose flott und kopfüber in einen großen Wasserbottich. Sofort und laut knisternd zieht sich der Behälter zusammen: Verfahrenstechnik zum Anfassen. So lernen es nämlich auch die Studenten: Unbelüftete Behälter mit heißen Dämpfen darin darf man nicht einfach so abkühlen. Undenkbar zum Beispiel, wenn das, was mit der Coladose gerade passierte, mit einem Reaktorkessel einer Ölraffinerie geschieht.

Das Interesse an der „Nacht des Wissens“ in der Technischen Universität Hamburg-Harburg war groß – nicht nur bei den Kleinen. In den Hörsälen der TUHH herrschte zeitweise ein Andrang, wie man ihn sonst nur von den chronisch unterfinanzierten Geisteswissenschaften kennt: Zuhörer lehnten an der Wand, saßen auf dem Boden oder versuchten, vom Flur aus, zu lauschen. Ihrer Begeisterung tat das keinen Abbruch.

„Das war für uns an der TUHH die bisher erfolgreichste Nacht des Wissens. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Wir sind sehr zufrieden", lautet das Fazit von Rüdiger Bendlin, Organisator der Wissensnacht in Harburg. 7000 Besucher zählte er zwischen Nachmittag und Mitternacht. 100 Programmpunkte bot die TUHH den Besuchern mit klassischen Vorlesungen, stolzen Studentenprojekten und spektakulären Experimentiershows.

Jungforscher Remus ist inzwischen weitergezogen. Jetzt hantiert er mit Reagenzgläsern und Indikatorflüssigkeit. „Cool“, sagt er. „Jetzt kann ich vorher feststellen, wie sauer mein Saft ist.“

Unterdessen stand im Stellwerk die Welt Kopf – zumindest für einige Teilehmer des Breakdance-Wettbewerbs „Enter The Circle“; denn das was Ballerinen und Eisprinzessinnen auf den Zehenspitzen absolvieren, drehen Breakdancer auf der Fontanelle: Pirouetten. Headspin heißt das im Fachjargon und ist längst nicht die einzige Figur, die kopfüber getanzt wird. Die Auswahl und die Abfolge bleibt den Tänzern überlassen und ist oft improvisiert.

Ungefähr 70 Tänzerinnen und Täzer waren gekommen um jeweils in zwei Crew genannten Teams gegeneinander anzutreten. Eine Jury beurteilte die Leistungen. Die jeweilige Gewinnercrew blieb im Wettbewerb, die Verlierer auf den Zuschauerbänken. Konkurrenzgehabe war nur auf der Wettkampffläche zu beobachten. Abseits davon war die Veranstaltung mehr Fete als verbissene Konkurrenz.

„Besonders cool fand ich, dass wir für die Jury mit Sanja aus der Ukraine einen prominenten Gast gewinnen konnten“, sagt Organisator Henrik Holdmann. Sanja, in der Heimat Mitglied der legendären Beat Nuggets Crew gab vor dem Wettkampf auch einen Workshop. „Das zeigt auch, dass Breakdance international ist“, sagt Holdmann, „Von Niendorf bis Nigeria gibt es Leute, die tanzen.“

Sieger des Abends wurde die TNT Crew aus Köln und Oberhausen. Aber das tat wenig zur Sache. Was zählte, war die Fete.

Ein ziemlicher Kontrast zu Wissensnacht und Kopfstandtanz war tags darauf der verkaufsoffene Sonntag, der letzte in diesem Jahr. Als solcher steht er seit Jahren im Zeichen des großen Laternenumzuges der Schützengilde. Blaskapellen beschallten schon mal im Vorwege die Fußgängerzone und in den Harburg-Arcaden konnten Kinder, die noch keine Laterne hatten sich welche basteln. Das Material wurde von den Einzelhändlern gestellt. Mit Geschäftsschluss um 18 Uhr liefen die Lütten mit hellen Lampen und leuchtenden Gesichtern los, Richtung Schwarzenberg.

Remus lief nicht Laterne. Immer noch von der Vornacht beeindruckt, träumte er schon von Bunsenbrennern.