Marion und Ralph Kinzel verwandeln ihr Haus in Cranz zu Halloween in einen wahren Parcours des Grauens

Cranz. Dieses Haus ist der reinste Horror. Auf dem Sofa sitzt eine Zombie-Mutter mit ihrem Baby im Arm, die Spinnen scheinen sie langsam einzuweben. Vor dem lodernden Kamin liegt eine mutmaßlich tote Person unter einem weißen Tuch. Im Keller lagern scheinbar frisch entnommene Organe im Edelstahlkühlschrank. Überall sind Blutspritzer. Die Messer hängen zum Abtropfen von der Decke. Im Garten leuchten Grabsteine in giftgrünem Licht, ein Skelett will sich gerade von den Toten erheben.

Auch in diesem Jahr haben Marion und Ralph Kinzel wieder alles gegeben, um ihr Einfamilienhaus in Cranz in ein Horrorkabinett zu verwandeln. Während andere Menschen noch den Spätsommer genießen, fängt das Ehepaar schon an, die gruseligste Nacht des Jahres vorzubereiten. „Zwei Monate dauert es, bis alles fertig dekoriert ist“, sagt Marion Kinzel. Die Gästezimmermöbel kommen vom Erdgeschoss ins obere Stockwerk, Wände werden mit Folie abgehängt, Leitungen gelegt. Die Kinzels sind im Halloween-Rausch. Seit 2008 sind sie Hausbesitzer, und seitdem wird am 31. Oktober das gruselige Fest vor Allerheiligen gefeiert. „Im ersten Jahr haben wir nur für uns mit Freunden gefeiert. Ab 2009 haben wir dann auch die Nachbarn eingeladen“, sagt Marion Kinzel. Das Haus sei wie dafür geschaffen, da es sehr verwinkelt sei und ursprünglich von zwei Familien bewohnt worden war. „Es hat sich angeboten, daraus einer Parcours zu machen“, so die 48-Jährige. „Der untere Bereich hat dann nichts mehr mit unserem Haus zu tun.“ Der Parcours führt durch mehrere Räume und auch in den Schlachthaus-Keller. „Der ist nur für die Erwachsenen, für die Kinder ist das zu gruselig.“ Endstation ist dann im Garten, der stil-echt in einen Friedhof verwandelt wird. Von der Straße aus lässt indes nichts auf die vorübergehende Umgestaltung schließen. Die Gebäudereinigerin und der Fräser schuften jedes Wochenende, um ihre private Geisterbahn Wirklichkeit werden zu lassen. Wieviel sie dieser Spaß kostet, bleibt Privatsache. Nur soviel: „Andere fahren in Urlaub, wir haben dieses Hobby.“ Die Gäste zahlen keinen Eintritt, nur eine Spendenbox und für die Kinder die obligatorischen Süßigkeiten stehen bereit.

Ein Faible für Halloween hatten die Kinzels schon, bevor es zum Trend in Deutschland wurde. „Wir schauen gern Gruselfilme, und es gefällt uns, in eine andere Welt einzutauchen“, sagt Marion Kinzel. Das habe sich nur vorher, als sie noch zur Miete wohnten, nicht umsetzen lassen. Jetzt wird das Hobby dafür umso intensiver betrieben. Schon zu Jahresanfang machen sich die Kinzels einen groben Plan über die Deko, denn die soll jedes Jahr etwas Neues bieten. Und sie ist alles andere als statisch. Mit Pedaltritten oder Händeklatschen erwachen die Geister zum Leben. Das Internet ist eine wichtige Fundgrube für Halloween-Artikel, Zubehör wie Podeste oder Stehtische mit Infotafeln über den Halloween-Brauch bauen die Kinzels selbst. Für die Kinder gibt es in diesem Jahr erstmals das „Erschreckerzertifikat“. Die Mühe lohnt sich: „Die Leute sind begeistert. Sie schreien entsetzt, und hinterher lachen sie wie befreit. Ein Riesenspaß für alle!“, sagt Marion Kinzel. Ein Spaß, der nur kurz währt. Meist feiern die Kinzels am Sonnabend vor Halloween eine Party mit Freunden, die fällt in diesem Jahr aus Zeitgründen flach. Bis morgen bleibt die Deko noch bestehen. In zwei Wochen ist das Cranzer Horror-Haus dann wieder ein ganz normales Wohnhaus. Alles wird in Kartons verpackt und kommt auf den Dachboden. Die Pause währt nur kurz. Denn schon bald danach wird das Haus für Weihnachten dekoriert. Wohlgemerkt, nur dekoriert, nicht komplett verwandelt. Auch dafür nimmt sich Marion Kinzel zwei Wochen Zeit...