Metin Hakverdi tritt als MdB in große Fußstapfen, will mit den eigenen Füßen aber auf dem Boden bleiben

Harburg. Drei offizielle Arbeitstage in Berlin hat er schon hinter sich, aber bislang hat Metin Hakverdi (SPD), der neue Bundestagsabgeordnete für Harburg, Wilhelmsburg und Bergedorf, weder Bleibe noch Büro in der Hauptstadt. Das ist erstmal auch nicht wichtig, sagt er. Den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Hakverdi im Wahlkreis, und der ist groß genug.

Schon am Tag nach der Wahl saß Metin Hakverdi im Zug nach Berlin: Fraktionssitzung der Sozialdemokraten, zwei Tage lang. „Das war schon ein merkwürdiges Gefühl“, sagt er. „An den Wänden des Sitzungssaals hingen Porträts sämtlicher SPD-Fraktionsvorsitzender, von Schumacher bis Steinmeier. Zwei von ihnen waren meine Vorgänger als Harburger Abgeordnete – und Hans Ulrich Klose saß am ersten Tag auch noch neben mir“

Am ersten Tag nämlich wurden die ausscheidenden Abgeordneten verabschiedet. Erst am zweiten Tag war Metin Hakverdi dann allein für seinen Wahlkreis in der Fraktion. Intensiv wurde das Wahlergebnis analysiert und man war nicht zufrieden. Außerdem wählten die SPD-Abgeordneten die Fraktionsspitze. „Allerdings nur Steinmeier als Vorsitzenden und Oppermann als Geschäftsführer und das auch nur vorläufig“, sagt Hakverdi. Hintergrund der Vorsicht: Sollte es zu einer großen Koalition kommen, und Steinmeier oder Oppemann Minister werden, müssten sie das Fraktionsamt ohnehin wieder abgeben.

Die Effizienz des Berliner Betriebes beeindruckt Hakverdi. „Ich war darauf eingestellt, mich als Neuling -zigmal ausweisen zu müssen“, sagt er. „Aber am Abgeordneteneingang des Bundestages wurde ich schon am Morgen des ersten Tages mit Namen begrüßt und ohne Aufhebens eingelassen.“

Nicht nur die Sicherheitsbeamten und Saaldiener waren schnell: „Als mir dann irgendwann mal mein Postfach gezeigt wurde, quoll es schon über. Jede größere Firma und Institution wünschte mir höflichst alles Gute im Bundestag. Ich habe das meiste allerdings weggeworfen. Wenn man sich mit dieser bauchpinselei aufhält kommt man nicht zum Arbeiten“

Und arbeiten will Hakverdi. „Ich möchte für Harburg, Wilhelmsburg und Bergedorf etwas in Berlin bewegen“, sagt er, und nennt als Beispiel den Lärmschutz an den Bahnstrecken im Wahlkreis. „Da kann man als einfacher und zudem neuer Abgeordneter auf dem Gesetzgebungswege zwar nur wenig erreichen, aber Politik wird ja auf viele Weisen gemacht. In Berlin sitzen ja auch die Entscheidungsträger von Bahn und Verkehrsministerium. Die kann ich jetzt als Bundestagsabgeordneter viel eher erreichen.“ Ein Büro in Berlin hat Hakverdi noch nicht. Eine Wohnung ebensowenig. „Das ist auch noch nicht wichtig“, sagt er, „Die Sitzungsperiode geht ja frühestens im Januar los– und das auch nur, wenn die Koalitionsverhandlungen nach Fahrplan verlaufen und am Ende eine Koalition herauskommt.“

Viel wichtiger ist dem Abgeordneten die Verankerung im Wahlkreis: „Ich habe ja das Direktmandat und damit auch eine Verantwortung“, sagt er. „Außerdem war das ja auch schon in der Bürgerschaft meine Art zu arbeiten.“

Er sucht deshalb nicht nur ein Abgeordnetenbüro sondern gleich drei: Eines in harburg, eines in Wilhelmsburg und eines in Bergedorf. „Bergedorf ist einfach: dort kann ich ins Kreishaus der SPD einziehen. Harburg ist schwieriger. Die meisten Büros, die mir bislang angeboten wurden, waren mir zu groß und zu mondän“, sagt er.

Außer mit der Bürosuche, will Metin Hakverdi die Zeit, bis er nach Berlin muss, damit verbringen, sich mit seinem Wahlkreis noch vertrauter zu machen. „Vor allem in Bergedorf habe ich noch großen Nachholberdarf“, sagt er.

In ungewöhnlicher Rolle kann man Metin Hakverdi am 14. November erleben: Im Rahmen desbundesweiten Vorlesetages liest er in der Wilhelmsburger Buchhandliung Lüdemann, Fährstraße 26, aus dem Buch „Corpus Delicti“. Beginn ist um 19 Uhr.