An der Technischen Universität in Harburg laufen wieder Vorbereitungen für den Bau eines Elektro-Rennwagens

Harburg. Studenten der Technischen Universität Hamburg Harburg haben sich einiges vorgenommen, wollen für die kommende Saison einen neuen Elektro-Rennwagen „egn14“ (Kunstwort: Elektro, Ignition) bauen und mit dem neuen Boliden im August 2014 beim „Formula Student“-Rennen auf dem Hockenheimring möglichst als Erste über die Ziellinie brettern. Der diesjährige Rennwagen mit Namen „egn13“ hatte bei der Abnahme auf dem Rennkurs zwar viele Einzelprüfungen bestanden, brachte es dann wegen eines gravierenden technischen Problems beim eigentlichen Rennen aber nur bis zur elften Runde und nicht ins Ziel. 40 Elektro-Rennwagen waren am Start. Das Team der TU Delft siegte wie bereits im Vorjahr. „Der Mißerfolg wird uns nicht lähmen sondern ist für uns Ansporn, um aus den Fehlern zu lernen“, sagt Teamchef Etienne Müller.

Für die Rennsaison 2014 ist aus Studenten jüngerer Jahrgänge ein neues Team zusammengestellt worden, das einen komplett neuen Rennwagen konstruiert, berichtet Teamsprecher und Marketingleiter Felix Kexel. „Die Neuentwicklung ist bereits im vollen Gange“, sagt er, „auch Teile werden schon angefertigt, wir wollen das Auto im Mai 2014 fahrfertig haben, um dann mit genügend Zeit in die Testphase gehen zu können. Dieses Jahr war die Zeit für Tests vor dem Rennen viel zu knapp. Natürlich wird die Neukonstruktion auf Erfahrungen aus dem Vorgängermodell aufbauen.“

Aus dem Vorgängerteam kommt Hauke Becker, Ingenieurstudent der Flugzeug-Systemtechnik: „Jetzt müssen die Jüngeren weiter entwickeln. Wir Älteren müssen uns auf den Abschluss unseres Studiums vorbereiten. Aber wir stehen natürlich jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung.“ Im Erfahrungsaustausch arbeiten die Studenten der TUHH auch mit Kommillitonen vom Fahrzeugbau an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und der Helmut-Schmidt-Universität zusammen. Becker beschreibt auch die technische Schwäche des diesjährigen Autos. Da war letztendlich durch elektromagnetische Strahlung die Bordelektronik des Autos durcheinander geraten. Der Rechner erkannte die Daten nicht mehr und das Auto rührte sich nicht vom Fleck. „Die Abschirmung der elektromagnetischen Strahlung ist ein lösbares Problem“, sagt Becker, „es handelt sich eigentlich um einen kleinen Fehler, allerdings mit einer fatalen Auswirkung. Das Gehirn des Autos ist lahmgelegt."

Tim Hannig, der Vorsitzende der Formula Student Germany, sagte zum Abschluss der diesjährigen Rennsaison: „Aufgrund der großen Resonanz auf die Wettbewerbsklasse der Elektrofahrzeuge gilt es nun für 2014 noch mehr Studierenden die Teilnahme zu ermöglichen.“ Für die Konstruktion des neuen Rennwagens nach dem Regelwerk für 2014 ist an der Technischen Universität in Harburg wieder das Institut für Laser- und Anlagentechnik der Dreh- und Angelpunkt. Institutsleiter Dr.-Ing. Claus Emmelmann ist auch Chef des neuen Laserzentrum Nord in Bergedorf, in dessen Werkstatt der neue Rennwagen gebaut wird. Hauptsponsor des Teams ist die Firma NXP, die in Hamburg Chip-Elektronik entwickelt.

An der TUHH war im Mai 2011 erstmals das Rennfieber ausgebrochen. Eine Gruppe von 50 Studenten hatte angekündigt, innerhalb von nur einem Jahr einen elektrisch angetriebenen Rennwagen zu konstruieren, zu bauen und damit bei der Formula Student zu starten. Den internationalen Konstruktions- und Rennwettbewerb gibt es seit 2006 mit Rennfahrzeugen mit Verbrennungsmotor, seit 2010 in gesonderter Wertung auch mit Elektromotoren. Der erste Egn12 belegte beim Rennen Platz 26 von 32 gestarteten Fahrzeugen.

Der diesjährige Rennwagen hat eine Akkubox mit 108 in Reihe geschalteten Lithium-Eisenphosphat-Akkus, die 360 Volt Gleisstrom liefern. Damit können die beiden Drehstrommotoren an den Hinterrädern rund 30 Kilowatt Dauerleistung abgeben und kurzfristig, etwa beim Start 80 Kilowatt. Damit kommt der nur knapp 300 Kilogramm schwere Rennwagen in weniger als vier Sekunden auf 100 km/h und schafft eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 120 km/h. Die Studenten des Rennteams kommen aus insgesamt zwölf ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Die Technik des neuen Rennwagens soll störungsfrei werden.