Kreistag sichert Zukunft der Einrichtung. Grüne/Linke halten das Konzept Stiftung für gescheitert. Zehn Jahre Partnerschaft mit Polen

Tostedt. Der politische Streit um die Finanzierung des Freilichtmuseums Kiekeberg eskaliert. Der Antrag der Gruppe Grüne/Linke im Kreistag, das Museum nach zehn Jahren wieder von der Stiftung in die Trägerschaft des Kreises zurück zu übertragen, löste bei CDU, SPD und FDP am Montag Unverständnis und scharfe Kritik aus. Empört war vor allem der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Heinrich Aldag, der der Opposition vorwarf, sich der Diskussion um die langfristige Zukunft des Museums zu verweigern. „Ich riskiere jetzt mal einen Ordnungsruf“, sagte Aldag im Tostedter Restaurant Zum Meierhof. „Aber dies ist ein hingerotzter Antrag, noch dazu erst fünf Tage vor der Sitzung eingereicht.“ Zurücknehmen wollte er auf Aufforderung des Kreistagsvorsitzenden Norbert Böhlke (CDU) nichts. So kassierte er für die „nicht angemessene Wortwahl“ die gelbe Karte.

Hintergrund für die Auseinandersetzung ist die Entscheidung über die künftige Finanzierung der Einrichtung, die im vergangenen Jahr 200.000 Besucher zählte. Mit großer Mehrheit wurde dabei am Montag beschlossen, der Stiftung jährlich1,926 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen und diese für die kommenden fünf Jahre noch um jeweils 50.000 Euro für die steigenden Personalkosten aufzustocken. Dass man sich so lange festlegt und die Kontrolle des Geldes der Stiftung überlässt, sieht die Mehrheit im Kreistag nicht als Problem, zumal Kreistags-Politiker im Stiftungsrat vertreten sind. „Es gibt keinen Anlass für Misstrauen zum Museum“, sagte Hasso Ernst Neven (FDP) „Aber die Gründen/Linken sind ja der Meinung, dass der Kreis besser wirtschaften kann als ein unternehmerisch denkendes Haus“, so Aldag.

Grüne und Linke hielten dennoch an ihrer Kritik fest. „Durch die Einrichtung der Stiftung sollte der Kreis entlastet werden. Aber große Stifter sind nicht gekommen. Wenn ein Projekt schiefläuft, muss man irgendwann die Reißleine ziehen“, sagte der Grüne, Erhard Schäfer. Dabei zweifeln auch die beiden Oppositions-Parteien nicht an der Arbeit der Einrichtung. „Die schätzen wir“, so die Grüne Ruth Alpers. Aber es scheint ihnen nicht geheuer, dass der Steuerzahler nun für die kommenden zehn Jahre rund 20 Millionen Euro zuschießen soll. Für Harald Stemmler (Wählergemeinschaft) jedoch, der in den 90er Jahren selbst den Grünen angehörte, werde das Museum „in Grund und Boden“ geredet. „Ihr solltet Euch schämen und den Antrag zurücknehmen.“ Das jedoch kam für Grüne/Linke nicht in Frage. „Der Antrag bleibt bestehen, auch wenn wir untergehen“, so Bernd Meyer. Natürlich wurde er mit großer Mehrheit abgelehnt.

Das Museum selbst hat derzeit einen Etat von knapp drei Millionen Euro im Jahr. Der Anteil des Kreises steigt nun von 1,64 auf 1,926 Millionen Euro, wobei ein Teil ein Ausgleich für vorherige Kürzungen ist. Den Rest erwirtschaftet die Stiftung mit Einnahmen sowie aus weiteren Fördermitteln. Als Unterstützung dazu kommt der Förderverein, der Anfang November sein 9000. Mitglied erwartet. Dort zahlen Erwachsene 40 Euro im Jahr, Ehepaare 70 Euro. Neben diesen Beiträgen erzielt der Verein beispielsweise Einnahmen aus einer Bäckerei, einer Korn-Brennerei sowie durch die Produktion von Software für Museen in ganz Deutschland. Insgesamt kommen so jährlich 1,1 Millionen Euro zusammen. Der Verein entscheidet über seine Mittel unabhängig.

Vor der scharfen Auseinandersetzung über den Kiekeberg hatte die Sitzung in Tostedt mit viel gemeinsamen Applaus begonnen. Er galt der Delegation aus dem polnischen Kreis Wolow, dem Partnerkreis der Harburger. Fast genau vor zehn Jahren, am 25. September 2003, war ebenfalls im Saal des Meierhof die Verbindung geschlossen worden. „Es ist eine Freundschaft erwachsen, die wir in einer Zeit vertieft haben, in der Europa vor großen Herausforderungen steht“, sagt Landrat Joachim Bordt (FDP). Zur Feier, bei der eine Jubiläums-Urkunde unterzeichnet wurde, war auch Axel Gedaschko (CDU) gekommen, der vor zehn Jahren als Landrat an der Spitze des Kreises stand. „Gemeinsam werden wir künftig noch mehr unternehmen für ein Europa, in dem sich Polen und Deutsche auf Augenhöhe den Herausforderungen stellen“, sagte Bordt.

Schon bisher gibt es einen Austausch von Verwaltungsbeamten, Treffen von Politikern sowie Jugendlichen. „Seit zehn Jahren stimmt die Chemie zwischen uns“, so Vize-Landrat Grzegorz Lyczko. Für 2014 lud er den Kreis Harburg nach Wolow ein. „Das wird ein wichtiges Treffen.“