Bürgermeister will für Aufnahme von Flüchtlingen werben. Unterkünfte gibt es noch nicht

Hollenstedt. Jürgen Böhme ist jemand, der im Vorfeld agiert, damit aus einem potenziellen Problem kein echtes werden kann. Das gilt insbesondere für das Thema Asyl. Der Bürgermeister von Hollenstedt hat sich längst darauf eingestellt, dass seine Gemeinde Flüchtlingen Schutz und Unterkunft gewähren wird und auch gewähren muss. „Wir heißen die Flüchtlinge herzlich willkommen, die Frage ist nur noch wo“, sagt er.

Fehlende Flächen halten Böhme nicht davon ab, schon einmal vorweg in seiner Gemeinde dafür zu werben, den Hilfe suchenden Menschen Zuflucht zu bieten. Es steht zwar noch kein Termin, aber Böhme will in naher Zukunft zwei Informationsveranstaltungen organisieren. Zum einen beabsichtigt er, gemeinsam mit Ratsmitgliedern und Verantwortlichen von Vereinen und Verbänden ein Containerdorf im Landkreis zu besichtigen.

Zum anderen hat er vor, interessierte Bürger, Vereine, Verbände und die Kirche an einen Runden Tisch zu holen. So will er eine Willkommensstimmung erzeugen, bevor es überhaupt los geht. „Man muss vorher informieren, um den Bürgern ihre Vorbehalte zu nehmen und um Verständnis zu werben. Wir können den Landkreis nicht hängen lassen“, sagt Böhme.

Der Landkreis ist dafür verantwortlich, den Flüchtlingen Unterkunft zu gewähren. Jede Woche weist das Land Niedersachsen dem Landkreis etwa 20 neue Asylbewerber zu, für die er Wohnraum finden muss. 320 Flüchtlinge waren es bislang, bis zum Herbst 2014 werden noch rund 500 Flüchtlinge dazukommen.

Böhme wird gerade jetzt aktiv, um eine Diskussion wie sie in Appel, einem Nachbarort in der Samtgemeinde Hollenstedt, aufgeflammt ist, zu vermeiden. Dort wehren sich die Einwohner gegen die Pläne des Landkreises, 50 Asylbewerber in einem ehemaligen Seniorenwohnheim unterzubringen. Ihnen ist die Zahl zu hoch. Sie erklärten sich bereit, etwa zehn Neubürger aufzunehmen, bestenfalls Familien.

Zugleich zeigten die Anwohner mit dem Finger auf die anderen Gemeinden in der Samtgemeinde, insbesondere auf Hollenstedt, weil der Ort anders als Appel über eine umfassende Infrastruktur verfügt. Eine ganze Reihe an Grundstücken schlug die Bürgerinitiative vor, darunter Flächen im Gewerbegebiet, das Bahnhofsgelände und das Max-Schmeling-Haus.

Darüber ärgert sich Bürgermeister Böhme immer noch. „Grundsätzlich ja, aber nicht bei uns“ sei der Tenor aus Appel, schimpft er. „Die Appeler haben nicht über Hollenstedts Flächen zu befinden, ohne zu wissen, was da ist oder was dafür vorgesehen ist.“ Denn für die Flächen, die die Initiative ins Spiel gebracht hat, gibt es bereits Pläne. Die Grundstücke im Gewerbegebiet seien zum Teil verkauft, so Böhme. Und das Bahnhofsgelände stehe nicht zur Verfügung, weil dafür derzeit ein Bebauungsplan für ein Wohn- und Gewerbegebiet entwickelt werde.

Böhme hofft, in den geplanten Informationsveranstaltungen Hinweise aus der Bevölkerung auf geeignete Unterkünfte oder Flächen zu bekommen. Und er hofft, dass die Bürgermeister der Nachbargemeinden ihre Einwohner auch für das Thema Asyl sensibilisieren. „Ideal wäre eine dezentrale Unterbringung“, sagt Böhme. Auf seine Initiative hin verabschiedete der Samtgemeindeausschuss in seiner jüngsten Sitzung eine Resolution, in der alle Gemeinden aufgefordert werden, ausreichend Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. Die Resolution wurde einstimmig verabschiedet.