Bei der Schulsozialarbeit sind Zuschüsse von Bund und EU nicht mehr sicher. Es geht um knapp 1,7 Millionen Euro

Winsen. Der Landkreis Harburg braucht künftig mehr Geld für seine Kinder- und Jugendarbeit. Betroffen sind die Jugendberufshilfe sowie die Schulsozialarbeit, die derzeit noch vom Bund sowie zu großen Teilen über Gelder der EU gefördert werden. Die Höhe der EU-Zuschüsse wird spätestens von Mitte 2015 an sinken. „Deshalb müssen die im Kreistag vertretenen Fraktionen nun darüber beraten, ob und wie sie künftig diese Arbeit fördern werden“, sagte Barbara Stiels, die Leiterin der Abteilung Jugend und Familie, im Anschluss an eine Präsentation der einzelnen Träger-Organisationen im Jugendhilfeausschuss des Landkreises. Insgesamt stehen Fördermittel von knapp 1,7 Millionen Euro zur Disposition.

Besonders dringlich ist die Situation im Bereich der Schulsozialarbeit, die derzeit nur noch bis zum Ende des laufenden Schuljahres finanziert ist. Beteiligt daran sind derzeit 25 Grundschulen, eine Hauptschule, eine IGS, zwei Gymnasien und die Gemeinden Jesteburg und Stelle. Die Arbeit soll von der ersten Klasse an sicherstellen, dass die Kinder grundlegende Fähigkeiten für ihre spätere Ausbildung erlernen und Jungen und Mädchen mit Lernschwächen oder auch Hochbegabte rechtzeitig genug gefördert werden. Auf den Schulen, die von dem Projekten profitieren, lernen im Kreis derzeit insgesamt knapp 10.000 Kinder.

Seit Mitte 2012 wurde die Schulsozialarbeit über das Bildungs- und Teilhabepaket vom Bund bezahlt. Seitdem sind nach einer Aufstellung des Landkreises knapp 1.4 Millionen Euro geflossen. Auf Jahresbasis berechnet betragen die Kosten knapp 890.000 Euro. Doch eine Verlängerung des Programms steht aus. „Wir werden im November Bundestags- und Landtagsabgeordnete aus dem Kreis einladen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Programm nicht eingestellt werden darf“, sagt Stiels. Zudem hat die SPD-Fraktion im Kreistag in diesem Sinne eine Resolution eingebracht. Sie soll auf der Sitzung am 28. Oktober diskutiert werden. Derzeit jedoch ist die Zukunft der Schulsozialarbeit offen.

Deutlicher zeichnet sich für die Kreisverwaltung die Zukunft der Förderung der Jugendberufshilfe ab, die darauf abzielt Jugendliche für Ausbildungen fit zu machen. Allerdings ist hier deutlich, dass die Hilfe der EU für derzeit vier verschiedene Projekte in jedem Fall geringer ausfallen wird. Der Hintergrund: Der Landkreis wird künftig nicht mehr als Konvergenz-Region eingestuft, die mit den höchsten Zuschüssen von bis zu 75 Prozent für Jugendprojekte rechnen kann. Dagegen hatte der Kreis noch 2008 davon profitiert, dass er gemeinsam mit zehn Kreisen aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg in deise Kategorie eingeordnet wurde. Das wird auf Grund der höheren Wirtschaftskraft nun vermutlich wohl nicht wieder geschehen. Spätestens Mitte 2015 läuft die derzeitige Förderung aus. Jährlich hat die EU bisher 795.600 Euro gegeben.

Die Politiker im Kreistag stehen damit vor der Frage, wie sie die finanziellen Lücken für die Jugendarbeit schließen wollen. Kreis-Abteilungsleiterin Stiels hält Kürzungen bei den einzelnen Trägern zumindest für problematisch. „Die einzelnen Maßnahmen greifen wie Zahnräder ineinander“, sagt sie. So qualifiziere beispielsweise das Pro-Aktiv-Center (PACE) flächendeckend mit sieben Standlorten im Kreis Jugendliche. Dies geschieht wiederum in zwei Jugendwerkstätten im Kreis. „Auf sie ist Pace angewiesen. Andersherum werden aber auch die beiden Werkstätten unter anderem von Pace ausgelastet,“ so Stiels.

Die Strategie der Kreis-Verwaltung geht daher derzeit dahin, die Trägerorganisationen der Jugendhilfe nicht zu schwächen. Für den Doppelhaushalt 2014/2015, der noch vor Weihnachten beschlossen werden soll, wurden zunächst alle Summen für die jährlichen Förderungen für die kommenden zwei Jahre festgeschrieben. Die Politik muss nun entscheiden, ob es dabei bleibt.