Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer des Harburger Kulturtages vor. Zum Abschluss ein starkes kulturelles Doppel: die Kulturwerkstatt, die mit einem umfangreichen Angebot lockt, und der Kunstverein im Harburger Bahnhof

Stolze 20 Teilnehmer aus Kunst und Kultur präsentieren sich am 26. Oktober beim Harburger Kulturtag. In den letzten Wochen hat das Hamburger Abendblatt sie alle in einer Serie vorgestellt. Zu Ende geht diese Serie heute mit der Kulturwerkstatt Harburg. Das Programm des 1984 gegründeten Vereins, deren 80 Mitglieder sich ehrenamtlich um die Pflege und Förderung von Kunst und Kultur in Harburg kümmern und auch das jährliche Harburger Binnenhafenfest organisieren, ist so umfangreich, dass es im Grunde ein Kulturtag für sich ist. Zwischen 10 und 20 Uhr stellen die in der Kulturwerkstatt ansässigen Gruppen sich vor.

Den Auftakt macht um 10 Uhr eine Kinovorstellung. „Wir zeigen mehrere Kurzfilme“, sagt Gunter Miedeck. Als Vertreter der Literaturgruppe ist er für die Koordination des Kulturtags-Programms in der Kulturwerkstatt verantwortlich. „Ich habe die Filme selbst noch nicht gesehen, aber sie werden jeweils zwischen zehn und 15 Minuten dauern.“ Eine zweite Kinovorstellung folgt um 12 Uhr.

Zwischen den beiden Filmvorführungen kommt Pavel Ehrlich zu Besuch in die alten Kontorräume am Kanalplatz 6. Der Aktionskünstler hat selbst lange ein Atelier im Harburger Binnenhafen gehabt. Seit dem 14. September sind in der Kulturwerkstatt maritime Hafenbilder von ihm zu sehen. Petra Senst, die die Malgruppe „Farbpalette“ leitet und das Ausstellungsprogramm der Kulturwerkstatt organisiert, wird Pavel Ehrlich um 11 Uhr interviewen. „Natürlich dürfen auch die Gäste Fragen zu seinen Arbeiten stellen“, sagt sie. „Seine Ausstellung habe ich extra für den Kulturtag aufbewahrt. Er ist ein exzellenter Künstler.“

Theaterfreunde hingegen kommen um 13 Uhr und um 18 Uhr auf ihre Kosten. Unter dem Motto „Das ungewöhnliche Theater“ präsentiert die hauseigene Theatergruppe „Kurz vorm Durchbruch“ drei Szenen aus ihrem kommenden Stück, das vermutlich im Dezember Premiere feiern wird. Darin geht es um eine Szene aus Goethes „Faust“, die die Theatergruppe im Laufe des Stücks auf unterschiedliche Weise interpretiert. „Auf der Bühne stehen immer ein Regisseur und ein Schauspieler“, sagt Schauspielerin Doro Asshoff. „Der eine Regisseur will alles sexuell auslegen, der nächste ist ganz altbacken und vergisst alles, und ein anderer muss mit einer Diva proben, die ganz furchtbare Starallüren hat.

Die Zuschauer sollen dadurch sehen, wie verschieden man ein und die gleiche Szene auf die Bühne bringen kann.“ Angelehnt sei das Stück an „Gretchen 89“ von Lutz Hübner, allerdings habe die Theatergruppe es sehr stark abgeändert. Um 14 Uhr erwartet die Besucher dann eine von Gunter Miedecks Literaturgruppe organisierte, überraschende Lesung. „Eigentlich wollten wir eine Tonbandaufnahme von Gert Westphal präsentieren, der die Werke von Thomas Mann ja in allen Variationen vertont hat“, sagt er. „Aber die Rechtesituation ist noch nicht ganz geklärt. Ansonsten machen wir etwas anderes.“ Anschließend wird es musikalisch. Um 15 Uhr lädt der Harburger Binnenhafenchor „Die Ohrwärmer“ zum offenen Singen. „Wir wollten kein Programm zum Vorsingen machen, sondern das Publikum mit einbeziehen“, erklärt Chorleiterin Ulrike Lachmann. „Wir singen alles Mögliche, querbeet. Vieles geht in Richtung Pop, aber es sind auch Volkslieder und Kanons dabei.“ Im Vordergrund stehe dabei der Spaß.

Danach entführt Marina Primas die Besucher in den Orient. Primas bietet in der Kulturwerkstatt orientalischen Tanz für Frauen an. Um 16 und um 17 Uhr demonstrieren die Frauen ihr Können in einer jeweils ihalbstündigen Vorführung. Zu Ende geht der Abend schließlich mit einer Lesung von Ute Olk. Olk ist ebenfalls Mitglied der Theatergruppe und schreibt wunderbare Gedichte, die sie um 19 Uhr vortragen wird.

Den ganzen Tag über stellen sich außerdem zwei weitere Gruppen der Kulturwerkstatt vor. „Im Seminarraum werden Arbeiten der Fotogruppe zu sehen sein“, so Gunter Miedeck. „Sie treffen sich zwei Mal im Monat bei uns und widmen sich analogen Fotoarbeiten.“ Und in der Geschichtswerkstatt ist Petra Senst mit ihrer Malgruppe „Farbpalette“ zu Gast. „Ich werde an dem Tag kleine Pakete mit Bleistiften, Pinseln, Tuschkasten und Ölkreide zusammenstellen“, so Senst „Damit wollen wir die Leute zum Malen animieren.“

Und als wäre all das nicht schon genug Programm, nimmt obendrein die zur Kulturwerkstatt gehörende Krangruppe am Kulturtag teil. Sie kümmert sich um den gelben Kran im Binnenhafen, der seit seiner Restaurierung für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. „Wir widmen uns am Kulturtag dem Thema Eisenbahn“, sagt Krangruppen-Leiter Gorch von Blomberg. „Zwischen 14 und 16 Uhr bieten wir eine gedeckte Tafel in unserem Waggon an, zu der wir Eisenbahner und Interessierte einladen.“ Der Kran selbst ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Bei einem so bunten Programm könnte man in der Kulturwerkstatt problemlos den ganzen Tag verbringen. „Eigentlich ist es auch schade, dass der Kulturtag nur einen Tag geht“, findet Gunter Miedeck. „Es gibt so viel zu sehen. Vielleicht sollten wir hier bei uns irgendwann mal einen Kulturtag am Kanal machen!“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Kulturwerkstatt Harburg e.V. im Harburger Binnenhafen, Kanalplatz 6. Programm: 10 Uhr Kino, 11 Uhr Pavel Ehrlich erklärt seine Ausstellung, 12 Uhr Kino, 13 Uhr Theater, 14 Uhr Lesung, 15 Uhr Chor, 16 und 17 Uhr Orientalische Tänze, 18 Uhr Theater, 19 Uhr Lesung Ute Olk. Zwischen 10 und 20 Uhr: Die Fotogruppe und die Malgruppe präsentieren sich. 11 bis 17 Uhr: Öffnung des Krans.www.kulturwerkstatt-harburg.de