Der Hamburger Süden profitiert von der Polizeireform, sagt Harburgs Polizeichef Günter Sellmann

Harburg. Harburgs Polizeichef Günter Sellmann hat Befürchtungen widersprochen, die von Hamburgs Innensenator Michael Naumann (SPD) initiierte Strukturreform der Polizei würde sich negativ auf die Bürgernähe auswirken. Der Hamburger Süden würde sogar von dem „ProMod“ genannten Organisationsumbau profitieren: „Wir bekommen 16 Ermittlungsbeamte im Süden dazu“, sagte Günter Sellmann am Montagabend im Innenausschuss der Harburger Bezirksversammlung. Davon seien sechs Motorradpolizisten und vier Jugendschützer.

Die insgesamt 16 zusätzlichen Polizisten in Harburg, Neugraben und Wilhelmsburg würden nicht neu eingestellt. Bei ihnen handele es sich vielmehr um Beamte, die bisher beim Landeskriminalamt für Raubdelikte eingesetzt waren, und um andere Sachbearbeiter. Ein wesentlicher Baustein der Polizeireform ist die Reduzierung von bisher 24 auf jetzt acht Kriminalermittlungsdienste in Hamburg. 16 Leiterstellen und 22 Sachbearbeiterstellen würden damit wegfallen. Diese Beamten erhalten neue Aufgaben. Davon profitiere die „Polizei in der Fläche“ wie in Harburg, so Günter Sellmann.

Ein weiterer Vorteil der Organisationsreform sei die Rufbereitschaft von Sachbearbeitern. So könnten sie Tatverdächtige sofort vernehmen, was vorher kaum möglich gewesen sei, sagte Sellmann im Innenausschuss.

Mit der Neuorganisation gibt die Hamburger Polizei die bisherige, ab dem Jahr 2002 umgesetzte Philosophie der Zentralisierung wieder auf. Wurden vor elf Jahren Schutzpolizei und Kriminalpolizei unter einem Dach vereint, macht die Innenbehörde diese Entwicklung wieder rückgängig. „Wir haben uns praktisch von der Kriminalpolizei wieder getrennt“, erklärte Günter Sellmann. Das Landeskriminalamt werde komplett reformiert.

Die Reform soll mehr Eigenständigkeit auf örtlicher Ebene bringen. Die insgesamt 24 örtlichen Polizeidienststellen in Hamburg werden zu acht regionalen Dienststellen zusammengefasst. Die neue Polizeistruktur bringt eine Umverteilung der Aufgaben der Kriminalpolizei mit sich: In den drei Polizeikommissariaten in Harburg, Neugraben und Wilhelmsburg bearbeitet die Kriminalpolizei nur noch bestimmte Delikte: in Harburg ist sie für Raub-, Jugend- und Einbruchsdelikte zuständig. In Neugraben kümmert sie sich um Autoaufbrüche und Betrugsfälle. In Wilhelmsburg bearbeitet die Kripo die Beziehungs- und Gewaltdelikte aus dem gesamten Hamburger Süden.

Die Fraktion Die Linke sieht die Trennung von Schutzpolizei und Kriminalpolizei kritisch. Sie befürchtet eine Einbuße an Bürgerservice und einen Stellenabbau bei der Polizei. Die Linke besteht darauf, dass sich noch ein Mitarbeiter der Innenbehörde in Harburg dazu äußert.

Gelegentlich waren Klagen von Harburger Polizeibeamten an die Öffentlichkeit geraten, dass der Raum an der neu gebauten Polizeidienststelle an der Lauterbachstraße beengt sei. Die Wachen in Harburg und Neugarben seien „voll“, sagte dazu Günter Sellmann. Die Polizei in Wilhelmsburg habe noch einige Plätze.