Altländer wollen die Durchfahrt für Schwerlaster ausbremsen. Nur Obstlaster sollen unbehelligt bleiben

Steinkirchen. Das zunehmend hohe Verkehrsaufkommen auf der Landesstraße 140 und der Kreisstraße 39 im Alten Land beschäftigte die Ratsmitglieder der Samtgemeinde Lühe. Vertreter aller Fraktionen waren sich darüber einig, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Sperrung des Durchgangsverkehrs im Alten Land für Lkw über 7,5 Tonnen zu beraten und eine Beschlussempfehlung zu geben.

Dabei soll nur der Durchgangsverkehr auf der Route Hamburg – Cuxhaven „ausgebremst“ werden, jedoch der eigene Verkehr, etwa der Containerverkehr von Obstbauunternehmen, unbehelligt bleiben, so Ratsherr Edgar Schmidt von den Grünen.

Grünendeichs Bürgermeister Johann Frese (CDU) beklagte, dass es mit dem Schwerlastverkehr so nicht weitergehen könne. Denn seit Öffnung der neuen Umgehungsstraße in Finkenwerder nutzen viele Spediteure den Obstmarschenweg durchs Alte Land, statt auf der B73 zwischen Neu Wulmstorf und Horneburg in häufigen Dauerstaus Zeit zu verlieren. „Es werden immer mehr Lkw, die Zeit und bei Tollcollect sparen wollen und durch Alte Land gurken“, sagte Frese.

Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck (SPD) sagte: „Unsere Straßen geben das nicht her“. Die hundertfach geflickte Landesstraße 140 zwischen den Stadtgrenzen von Hamburg und Stade sei schon jetzt stark überlastet und nichts für solchen Schwerlastverkehr. Zudem sei die Straße zu schmal, wenn sich zwei Containerlaster begegnen, vielerorts würde über die Bordsteine gefahren, was vielen Bürgern Sorge um ihre Sicherheit bereite.

Derzeit laufen Zählungen in Hollern-Twielenfleth, so der Gemeindebürgermeister Timo Gerke (Freie Wählergemeinschaft FWG), die eine Zunahme der Fahrzeuge mit Zahlen belegen sollen. Da es im Bereich Hollern-Twielenfleth überwiegend keine direkte bauliche Trennung, sondern nur einen Grünstreifen zwischen Fahrbahn und den Geh- und Radwegen gibt, weichen die großen Lkw, wenn sie einander begegnen auch auf diese Flächen aus. „Gegenüber unseres Einkaufsmarktes nutzen viele Brummifahrer diese nicht abgegrenzte Fläche zum Parken oder übernachten dort, weil sie wohl annehmen, es sind Lkw-Stellplätze“, sagt Bürgermeister Gerke. „Damit versperren sie morgens den Schulweg und sind gerade dort wo die Kinder zur Schule gehen ein enormes Sicherheitsrisiko.“

Gerke nimmt an, dass die Fahrzeugzählungen vom Landkreis oder der Landesstraßenbehörde vorgenommen wurden. Eine direkte Information, vor allem welche Lkw-Zahlen registriert wurden, habe er jedoch noch nicht bekommen, so der Gemeindebürgermeister von Hollern-Twielenfleth. Erfreulich sei jedoch, dass Vertreter der für die L 140 zuständigen Landesstraßenbehörde nun Kontakt zur Gemeinde aufgenommen haben und man sich gemeinsam Ende Oktober zu einem Ortstermin treffen wird.

„Eine Zusammenarbeit ist hier wirklich wichtig, denn die Sicherheit unserer Bürger liegt mir sehr am Herzen“, sagte Gerke gegenüber dem Abendblatt.

Aber nicht nur die Sicherheit ist ein Aspekt des zunehmenden Lastverkehrs für die Anrainer der L 140. Auch von den Tourismusverbänden häufen sich Klagen. So hätten sich bei der Geschäftsführerin des Tourismusverein Altes Land, Ana Breckwoldt aber auch bei Quartiervermietern zunehmend Urlauber über die Verkehrsbelastung beschwert. „Das fällt besonders Feriengästen auf, die seit Jahren Urlaub im Alten Land machen und nun den unmittelbaren Vergleich haben“, sagt Gerke. Radtouristen haben wenig Genuss vom Alten Land und Erholung, wenn neben ihnen Lkw-Kolonnen donnern. Auch Vermieter von Gästequartieren kommen in Erklärungsnöte, wenn sie mit ruhiger Lage werben und nun unablässig schwere Laster von früh bis spät für Verkehrslärm sorgen.

Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck kennt die Sorgen der Einheimischen, die sich für die weitere Entwicklung des Tourismus engagieren und ihren Feriengästen. Er will nun gezielt und gemeinsam mit den zuständigen Behörden, der Gemeinde Jork und allen Ortsbürgermeistern „gegensteuern“. Denn wenn die neue Autobahnabfahrt Jork an der A 26 freigegeben wird, sei mit noch mehr Fahrzeugen im Alten Land zu rechnen, die dann ihre Route durch Jork, Mittelnkirchen, Steinkirchen, Grünendeich und Hollern-Twielenfleth wählen werden. Verkehrsexperten der Landesstraßenbaubehörde wollen bis 2014 ein Teilstück des zweiten Bauabschnittes von Horneburg bis zur Anschlussstelle Jork zumindest in eine Richtung passierbar machen, damit 52 Millionen Euro von der EU für den Autobahnbau fließen können.

In Kürze will der Verwaltungschef der Samtgemeinde Lühe dazu Bürgerveranstaltungen organisieren, um nach Lösungen für das Problem zu suchen. Denn in allen Orten fürchten Anrainer des „Obstmarschenweges“, wie die L 140 auch genannt wird, dass der Tourismus im Alten Land wegen des hohen Verkehrsaufkommens leiden könnte.