Umweltschützer vermissen flächendeckendes Messnetz für Stand des Heidewassers im Fördergebiet

Hannover/Buchholz. Im kommenden Jahr soll es endlich ein Anschlussabkommen zwischen dem Landkreis Harburg und Hamburg Wasser geben, das die Lieferung von Heidewasser an die Hansestadt regelt. Zusätzlich soll ein Rahmenabkommen zwischen Niedersachsen und Hamburg über den Ausgleich von Umweltschäden aufgrund der Wasserentnahme geschlossen werden. Bei einer Anhörung im niedersächsischen Landtag hatten Vertreter betroffener Institutionen dem grundsätzlich zugestimmt. Dem BUND geht dies aber nicht weit genug: „Es müssen auch zusätzliche Schutzmaßnahmen finanziert werden“, heißt es in der Stellungnahme der Naturschutzorganisation.

Der BUND sieht vor allem die Veränderung beim Basisabfluss des Grundwassers mit Sorge. Dieser bezeichnet die Menge Grundwasser, die natürlicherweise Bäche und Flüsse speist. Mit dem Eingriff in die natürlichen Grundwasserleiter senkt sich der Grundwasserspiegel und entzieht damit langfristig den Gewässern das Wasser. Ein niedrigerer Pegel führt dazu, dass sich das Wasser im Sommer stärker aufheizt und die Sauerstoffaufnahme sinkt, im Winter friert das Gewässer bis zum Grund durch. Beides erschwert Flora und Fauna das Überleben. Fallen Teile des Gewässers komplett trocken, geht wertvoller Lebensraum verloren.

Die Grundwasserbildung ist ein jahrzehnte- oder gar jahrhundertelanger Vorgang, während die Oberflächenentwässerung eine Frage von Stunden oder Tagen ist. „Es lässt sich daher nicht einfach sagen, dass an Punkt A die Förderung reduziert wird und an Punkt B weniger Wasser verschwindet“, sagt BUND-Sprecher Holger Mayer. Ein Beispiel zeige der Bau der Norddeutschen Erdgasleitung: „In Rottorf wurde für die Bauarbeiten Grundwasser abgepumpt. In der Folge liefen die benachbarten Fischteiche leer. Ein Teil des abgepumpten Wassers wurde den Teichen wieder zugeführt. So ließ sich Wasserstand halten. Als die Grundwasserförderung beendet war, sank der Wasserstand in den Teichen, weil kein Wasser mehr zugeführt wurde und das Wasser aus den Teichen in die nun trockengelegte Baugrube lief, bis der Boden gesättigt war.“

Der BUND kritisiert, dass es Messpunkte, die den Grundwasserabfluss überwachen, nur an den Gewässerunterläufen gibt, und fordert, das Messstationsnetz auf Oberläufe und Knotenpunkte zu erweitern. Weil dies bisher nicht geschehen sei, sei auch das Simulationsmodell von Hamburg Wasser ungenau. Es müsse so vervollständigt werden, dass die Basisabflussmengen dem jeweiligen Gewässerabschnitt zugeordnet und berechnet werden können. Dann sei sicherzustellen, dass in keinem Abschnitt mehr als zehn Prozent gegenüber dem Basisabfluss vor dem Beginn der Förderung verloren gehen.

Ohne diese Maßnahmen könne der Ausgleichsfonds nur „willkürlich potenzielle Schäden“ ersetze, da dem Zusammenhang zwischen Ursache und Schaden der fachliche Nachweis fehle. Der BUND will sich nicht am Fonds beteiligen. „Dies lässt unsere Position als unabhängiger Naturschutzverband nicht zu“, heißt es in der Mitteilung.