Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer des Harburger Kulturtages vor. Heute den Moorburger Kunstmaler Heinz-Jürgen Wilde, der seine Bilder im TuTech-Haus zeigt

Eines Tages stand Heinz-Jürgen Wilde in dem Großhandel, in dem er stets seine Farben kauft, und bekam Gänsehaut. „Das kriege ich immer dann, wenn ich etwas sehe oder geschaffen habe, das den alltäglichen Rahmen sprengt“, sagt der bekannte Moorburger Kunstmaler. In diesem Fall hatte er etwas im Regal entdeckt, und zwar Neonfarbe. In Leuchtegelb.

Wilde konnte nicht widerstehen. „Diese Farben sind zwar sau teuer, aber einfach einmalig schön“, sagt er. Seit Anfang des Jahres malt er damit für ihn typische Motive wie den Hamburger Hafen, Schiffe und die Elbe. Heraus kommen spektakuläre Bilder, die unter Schwarzlicht leuchten und von denen Wilde im Rahmen des Harburger Kulturtags am 26. Oktober im TuTech-Haus einige ausstellen wird.

Dabei handelt es sich gewissermaßen um eine Premiere. „Zu einer Ausstellung auf Sylt hatte ich dieses Jahr schon ein Bild mit, aber ansonsten habe ich davon noch nichts gezeigt“, verrät Wilde. Auf Sylt war auch ein Galerist aus Köln vor Ort, der Wilde ein recht beachtliches Kompliment machte. „Er hat gesagt wenn ich diese Art Bilder in fünf mal drei Metern auf der Documenta in Kassel zeigen würde, dann hätte ich gewonnen“, sagt Wilde stolz.

Tatsächlich hat er mit seinen Neonbildern etwas völlig Neuartiges geschaffen. Beim Kulturtag wird er voraussichtlich sechs Bilder in dem mit Schwarzlichtlampen ausgestatteten Konferenzraum des TuTech-Hauses zeigen. In dem dunklen, fensterlosen Raum kommen die Neonbilder besonders gut zur Geltung.

Neben den leuchtenden Bildern präsentiert Heinz-Jürgen Wilde aber auch einen Querschnitt seiner langen Karriere. 1946 als vierter Sohn einer Artisten-Familie geboren, kam Wilde in den Siebzigern ins Alte Land. In den Achtzigern studierte er Kunst an der Schwanthaler Kunstschule in München, bevor er in den Neunzigern ein altes Kaufhaus in Moorburg bezog, das ihm noch heute als Atelier und Wohnung dient.

Stilistisch bewegt Wilde sich seit jeher zwischen moderner und zeitgenössischer Kunst. Er malt Landschaften, Abstraktes, erotische Bilder, vor allem aber immer wieder den Hafen und das Meer. „Mein Bruder ist früher viel zur See gefahren und ein paar mal habe ich ihn begleitet“, so Wilde. „Die Bewegung der Wellen, das hat mir so gut gefallen, dass ich das ab meinem 20. Lebensjahr immer wieder gezeichnet habe.“

Dafür hat Wilde eine spezielle Technik entwickelt: Er zeichnet nicht mit Pinseln, sondern trägt die Farbe in einer Schütt-Technik mit verschieden großen Löffeln aus. „Dadurch, dass ich nass in nass male und mit Wasser arbeite“, erklärt Wilde, „kommen meine Bilder dem echten Wasser sehr nahe. Bei mir lebt das Wasser.“ Zum Kulturtag wird er rund 30 Bilder mitbringen, die neben dem Hafen auch die Elbphilharmonie, die Reeperbahn, die Tanzenden Türme und den Michel zeigen. Aber auch Harburger Motive werden zu sehen sein, zum Beispiel ein an Pop Art erinnerndes Großbild des Harburger Binnenhafens, das 2,50 lang und 1,30 Meter hoch ist. „Außerdem arbeite ich gerade an einem Neonbild vom TuTech-Haus“, so Wilde. Als Inspiration dafür habe ihm die Nacht der Lichter gedient, bei der das Gebäude bunt angestrahlt worden war.

Diese Neonbilder bedeuten für Wilde übrigens besonders viel Arbeit. „Ich male im Hellen, muss mit dem Bild aber immer wieder ins Schwarzlicht gehen, um zu gucken ob ich zufrieden bin“, sagt er. „Vieles habe ich weggeschmissen, aber vieles ist eben auch gut geworden.“ Die Idee des Kölner Galeristen, damit zur Documenta zu fahren, findet Wilde deshalb gar nicht mehr so abwegig. „Das wäre schon ein Traum“, sagt er. „Ich würde gerne sechs große Städtebilder malen.“

Doch bevor er sich diesem Projekt widmet, steht er beim Harburger Kulturtag allen interessierten Besuchern im TuTech-Haus Rede und Antwort und verrät mehr zu seinen Bildern. „Da ist immer viel Durchlauf“, sagt Wilde.

Vielleicht kommt sogar berühmter Besuch, und zwar der Sänger Gunter Gabriel. „Der würde gerne eines meiner Erotikbilder kaufen“, verrät Wilde. „Wir haben uns über den Kulturtag vor drei Jahren kennen gelernt und ich habe ihn seitdem ein paar Mal an Bord seines Hausbootes besucht. Dieses Mal wollte er dann mal im TuTech-Haus vorbei schauen. Obwohl ich gar keine Erotikbilder dabei habe…“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: TuTech-Haus, Harburger Schloßstraße 6, Maritime Bilder des Kunstmalers Heinz-Jürgen Wilde, 10 bis 20 Uhr. Die Ausstellung zeigt einen Querschnoitt seines Schaffens. Der Künstler steht am Harburger Kulturtag für Gespräche zur Verfügung.