Die Sägen der Deichverbände werden in den drei Altländer Meilen zum heißen Eisen.

Dass die Bürger nun sehr genau hinschauen und hinterfragen, ob eine so rigorose Holzfäller-Strategie unumgänglich für den Deichschutz ist, missfällt so manchem Deichrichter.

Bislang sahen sich die Anrainer an Schwinge, Lühe und Este oft mit deren Entscheidungen konfrontiert, wenn sie ohne viel Aufhebens vollzogen worden sind. Und das laut Niedersächsischem Deichgesetz absolut legitim.

Doch im Alten Land stehen nun mal Häuser und Bäume auf und an den Deichen, trotz dieses Deichgesetzes. Eine in Jahrhunderten gewachsene Besonderheit, die Charme und Schönheit des Alten Landes ausmachen, was alljährlich auch tausende zahlende Touristen anzieht.

Diese Besonderheit, sie sollte Politiker und Deichexperten zu Kreativität und zum Nachdenken inspirieren. Denn nicht alles, was seit Jahrhunderten Bestand hat, ohne Schäden und Gefahren bewährt war, muss heute per Gesetz entfernt werden. Mitunter müssen Gesetze aber auch unter ganz lokalen Aspekten überarbeitet werden.

Deichexperten und Politiker sollten mit den Bürgern, die um ihre Ortsbilder fürchten, neue Wege beschreiten. Sie sollten sich für einen zeitgemäßen Deichschutz und vernünftige Deichgesetze gemeinsam engagieren. Und sie sollten den Mut haben, starre Regelungen aus dem fernen Hannover kritisch zu hinterfragen, wenn es sinnvolle Alternativen gibt.

Sägen sorgen für schnelle Tatsachen. Kluge Köpfe mit Lokalpatriotismus könnten aber technische Alternativen ausloten und den Gesetzgebern Vorschläge unterbreiten, die dem Alten Land und seiner Kultur besser gerecht werden. Dass die Bürger sich zusammenschließen und mehr Transparenz und Dialog vom Deichverband fordern, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.