Um in Zukunft investieren zu können, will die Bürgermeisterin „verlässliche Einnahmen“ schaffen

Seevetal. Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen hat beim Haushaltsentwurf für das Jahr 2014 zwar keine Bauchschmerzen. „Aber mittelfristig müssen wir sehen, wie es weitergehen soll“, sagt sie. Alleine die notwendige Kreditaufnahme in Höhe von 9,6 Millionen Euro würde dafür sorgen, dass die Schulden der Gemeinde von derzeit 13,2 Millionen Euro weiter steigen. Bis zum Jahr 2017 lägen sie bei 37 Millionen Euro – eine Summe, die niemand in Seevetal wirklich verantworten will.

Am Dienstag, 22. Oktober, 17 Uhr, werden die Mitglieder des Wirtschafts- und Finanzausschusses deshalb darüber beraten, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um die Situation zu verbessern. Der Ergebnishaushalt hat ein Volumen von 56,6 Millionen Euro und weist derzeit ein Minus von rund 300.000 Euro auf. Unter anderem aufgrund der Tarifabschlüsse 2014 für das Personal und der Preissteigerungen für Strom und Gas sind die Ausgaben erheblich gestiegen. Auch der Zensus hat erhebliche Konsequenzen. Rund 2000 Einwohner weniger als gedacht sollen in Seevetal leben. Das habe Auswirkungen auf die Leistungen aus dem Finanzausgleich, sagt Kämmerer Josef Brand. Während im vergangenen Jahr noch vier Millionen Euro flossen, sind es diesmal exakt null. „Wir werden uns auf jeden Fall gegen das Ergebnis des Zensus’ wehren“, kündigt Martina Oertzen an. Nur müsse man so lange warten, bis der offizielle Bescheid vorliege.

Generell ist die frischgekürte Bürgermeisterin davon überzeugt, dass 2014 die Weichen für Seevetal neu gestellt werden müssen. Die dringend notwendigen Investitionen schlagen im kommenden Jahr mit 13,6 Millionen Euro zu Buche und sollen zum Großteil über die genannten Kredite in Höhe von 9,6 Millionen Euro finanziert werden. Die größten Posten: zwei Millionen Euro für das Sportzentrum Seevetal, 510.000 Euro für den Umbau zur Ganztagsschule in Maschen, 780.000 Euro für die Kita Große Wiesen in Meckelfeld und 300.000 Euro für das Feuerwehrgerätehaus Lindhorst. Weitere fünf Millionen Euro fallen für Tiefbaumaßnahmen an, außerdem steht noch immer die 7,5 Millionen Euro teure Instandsetzung der Decatur-Brücke über den Rangierbahnhof Maschen im Raum, bei der nicht klar ist, ob sich die Bahn an den Kosten beteiligt.

Martina Oertzen bereiten all diese Ausgaben mittelfristig große Sorgen. Die Pro-Kopf-Verschuldung liege derzeit bei guten 325 Euro, sagt sie. „Wenn wir alle Investitionen jetzt machen, kommen wir aber an unsere Leistungsgrenze.“ Die Gemeinde habe zwar ein hohes Leistungsniveau, aber trotzdem könne sie nicht alle Aufgaben erfüllen – zumal vor allem Investitionen in die Infrastruktur in der Vergangenheit immer wieder zurückgestellt wurden und jetzt ausgeführt werden müssten. Die große Fläche, die die Gemeinde besitze, sei nunmal Tatsache. Ihr Ziel ist es deshalb, verlässliche Einnahmen zu schaffen. Heißt: Seevetal sollte sich bei der Ansiedlung von Gewerbe gut aufstellen und neuen Wohnraum schaffen. Das Instrument, mit dem all das geregelt werden kann, ist der Flächennutzungsplan, der im November in die nächste Beratungsrunde gehen wird.