Umsatz bei Touax Siko Containerhandel in Neu Wulmstorf verdoppelt. Unternehmen profitiert vom Flüchtlingsanstieg

Neu Wulmstorf. Wenn man überhaupt von einem Gewinner in der Flüchtlingssituation sprechen kann, dann ist es die Touax Siko Containerhandel GmbH in Neu Wulmstorf. Das Unternehmen mit fünf Niederlassungen in ganz Deutschland hat sich auf den Containerbau spezialisiert. Europaweit zählt das Unternehmen, das 1995 in den französischen Konzern Touax eingebunden wurde, zu den großen Playern im Containerhandel.

Die Flotte der vermieteten Container von Touax Siko umfasst in ganz Deutschland 15.000 Stück. Das Unternehmen baut Schulen, Kitas und ganze Flughafen- oder Industriegebäude in Containerform. Vor allem hat aber die Tatsache, dass die Firma auch provisorische Unterkünfte für Asylbewerber errichtet, wesentlich dazu beigetragen, dass die Firma ihren Umsatz von 17,5 Millionen Euro in 2008 in den vergangenen fünf Jahren auf mehr als das Doppelte steigern konnte.

Zwar bescherte vor allem das Konjunkturpaket, mit dem viel Geld in die Umrüstung von Schulen für den Ganztagsschulbetrieb, in Kitas und in den Bau von Sporthallen floss, dem Unternehmen den Umsatzboom. Aber der Geschäftsführer Dirk Hesse schätzt, dass immerhin rund 20 Prozent der Steigerung des Gesamtumsatzes dem Containerbau für Flüchtlinge zuzuschreiben sind. „In den vergangenen Jahren hatten wir mit dem Thema Asylunterkünfte gar nichts zu tun, aber jetzt wird es mehr und mehr“, sagte Dirk Hesse.

Der Grund dafür sind die rasant gestiegenen Zahlen der Asylsuchenden, auch wenn die Entwicklung noch weit entfernt ist vom Flüchtlingsansturm in den 90er Jahren, den „Goldenen Zeiten für Asylunterkünfte“ wie Hesse sagt. „Aber die Nachfrage ist bundesweit deutlich gestiegen, das Thema wird noch sehr wichtig“, ist Hesse überzeugt.

Die Statistik gibt ihm Recht. Bis September sind beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 74.194 Asylanträge eingegangen, weitaus mehr als im Vorjahreszeitraum, in dem 40.201 Menschen in Deutschland Zuflucht suchten. Das ist ein Zuwachs um 84,6 Prozent.

Touax Siko stellt in ganz Deutschland Container für Asylbewerber auf, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Aber auch in der südlichen Metropolregion Hamburgs, etwa in Lüneburg und Buchholz laufen Projekte. Erst kürzlich hat der Containerhändler an der Bremer Straße in Buchholz eine provisorische Unterkunft für 22 Asylbewerber errichtet. Ein größeres Bauvorhaben steht ebenfalls in Buchholz an: Eine Containeranlage am Fischbüttenweg für 48 Flüchtlinge.

Damit will die Stadt Buchholz vorsorgen. Auch im Landkreis Harburg macht sich der angewachsene Flüchtlingsstrom bemerkbar. In diesem Jahr wurden bislang 272 Flüchtlinge im Landkreis Harburg aufgenommen, weitere 220 Menschen sollen folgen.

Für den Fischbüttenweg ist ein zweigeschossiger Bau mit Zwei-Personen-Zimmern, Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsräumen geplant. Die Anlage zeichnet sich durch eine Grundausstattung aus. Anders als bei den Büro- oder Kita-Containern von Siko sind sie innen nicht tapeziert, und die Außenwände sind nicht verkleidet. „Aber man darf die Unterkünfte nicht mit normalen Baustellencontainern vergleichen“, sagte Dirk Hesse. „Die Container für Asylbewerber haben eine Zentralheizung und sind auch nach den Anforderungen an die Energieeinsparverordnung wärmegedämmt.“

Die Erdarbeiten für die Unterkünfte am Fischbüttenweg haben vor zwei Tagen begonnen. Voraussichtlich im Dezember sollen die Container bezugsfertig sein. Bis dahin können Asylbewerber übergangsweise in der ehemaligen Schule für Zivildienstleistende an der Steinbecker Straße in Buchholz wohnen.

Für die Städte und Gemeinden liegen die Vorteile des Containerbaus für Asylbewerber auf der Hand. Sie werden förmlich überrollt von der Flüchtlingswelle. Die Unterkünfte sind nicht langfristig planbar, da sich nicht im voraus sagen lässt, wie viele Menschen für welchen Zeitraum untergebracht werden müssen. In kürzester Zeit müssen die Verwaltungen den Flüchtlingen Unterschlupf bieten. Mit dem Aufstellen der Container vermeiden sie, dass die Asylbewerber in Turnhallen untergebracht werden müssen oder etwa Schützenhallen als Unterkunft dienen – wie in den 90er Jahren in Buchholz geschehen .

Claudia Beling, Marketing-Managerin bei Touax Siko, geht davon aus, dass sich Städte und Gemeinden künftig noch stärker mit dem Thema Asyl auseinander setzen müssen. „Schon jetzt kommen täglich neue Aufforderungen von Städten und Gemeinden, Angebote zu Ausschreibungen abzugeben.“

Und das Bundesinnenministerium schätzt, dass in diesem Jahr insgesamt mehr als 100.000 Asylanträge in Deutschland eingehen werden. „Das heißt, es müssen bei einem Mindestanspruch von fünf Quadratmetern, die ein Asylbewerber hat, in Deutschland noch rund 300.000 Quadratmeter Fläche an Unterkünften für Flüchtlinge geschaffen werden“, schätzte Claudia Beling. „Hinzu kommt noch eine ungewisse Zahl an Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Syrien.“ Vielleicht bewegt sich Touax Siko also wieder auf ein Goldenes Zeitalter zu.