Unter Protesten war eine neue Standordnung auf dem Sand umgesetzt worden. Nun sind die meisten Anbieter zufrieden

Harburg. Zu Anfang hat es geknackt und geknirscht: Zahlreiche Marktbeschicker empfanden Unmut über die neue Standverteilung auf dem Harburger Wochenmarkt und äußerten diesen auch laut. Knapp ein halbes Jahr nach der Neuordnung zeigen sich die meisten zufrieden, aber nicht alle.

„Wir arbeiten ja ständig daran, den Harburger Wochenmarkt noch attraktiver zu machen“, sagt Gerd Blockhaus. Der Fischhändler aus Cadenberge ist Sprecher der Marktleute. „Deshalb haben wir vor drei Jahren ja ein Gutachten in Auftrag geben lassen, wie sich der Markt noch weiter verbessern lässt. Eine Arbeitsgruppe der TU hat diesen Vorschlag gemacht und wir haben ihn umgesetzt. Alles in allem ist die neue Standordnung ein Erfolg.“

Von einem Mittelgang mit fünf Quergängen wurde der Markt auf vier Gänge in Längsrichtung umgestellt. „Das ist für die Kunden angenehmer zu laufen“, sagt Blockhaus, „und das merken wir. Die Leute fangen an, zu bummeln und zu gucken. Das macht den Markt auch für Händler wieder interessanter. Einige sind ganz neu gekommen und andere, die vorher nur wenige Tage in der Woche da waren, kommen jetzt häufiger.“

Nicht alle Händler wollen da mitjubeln. Einige haben durch die Umstellung Nachteile erlitten. So gab es bei der alten Standanordnung mehr Gangecken und viele hatten ihre Verkaufswagen für gutes Geld darauf ausgerichtet, auch auf der Querseite noch Auslagefläche zu haben. „Diese Ecke ist bei mir jetzt total verschwendet“, schimpft Heino Allgeier, der mit seinem Fleisch- und Feinkoststand nun mitten in einer Reihe steht. „Das macht keinen Spaß mehr. Da denkt man schon ans Aufhören.“

Auch Otto Jürgens hatte kurz ans Aufhören gedacht. Dabei hat der Elstorfer Landwirt und Gemüsehändler durch die neue Standordnung nicht etwa weniger, sondern mehr Umsatz. „Aber ich habe auch viel mehr Arbeit dadurch. Mein Warenlager und der Platz für meinen Verkaufsanhänger befinden sich in der Tiefgarage neben dem Edeka-Markt. Vorher befand sich mein Stand direkt neben dem Garagentor. Den musste ich nur rausziehen. Jetzt brauche ich morgens schon fast eine Stunde länger zum Aufbauen. Mittags machen wir jetzt eine halbe Stunde länger und dann muss ich auch noch warten, bis meine Kollegen den Weg frei gemacht haben, bevor ich meinen Wagen wieder verstauen kann. Bis ich dann zu Hause bin ist es halb vier. Und dann muss ich ja auch noch auf den Trecker.“ Andererseits, sagt Jürgens, habe er jetzt etwas mehr Umsatz. „Das gleicht den Mehraufwand zwar nicht ganz aus“ , sagt er, „aber ich versuche, jetzt erst einmal weiterzumachen, und noch einen Partner ins Boot zu holen oder einen weiteren Angestellten zu finden.“

Interessant findet Jürgens, dass sich das Kaufverhalten seiner Kunden geändert habe. „Am Alten Standort habe ich viel mehr von dem verkauft, was ich selber produziere, also Eier und Kartoffeln. Hier läuft das Gemüse besser. Davon baue ich zwar auch einiges selber an, aber viel kaufe ich auch dazu.“

Ein geändertes Kundenverhalten bemerkt auch Kräuterfrau Sabine Büchel: „Ich bin ja nur von der einen Querseite des Marktes zur anderen gezogen und war vorher auch schon zufrieden. Aber hier finden mich mehr Leute. Ich hatte einige, die mir sagten, wie froh sie seien, dass es jetzt einen Gewürzstand auf dem Markt gibt. Dabei sind wir schon seit Jahrzehnten hier.“ Ingrid Holst, die auf dem Wochenmarkt Obst aus eigenem Altländer Anbau verkauft, bemerkt ebenfalls, dass mehr Menschen kommen. „Dabei hätte ich eigentlich gedacht, dass ich vorher günstiger stand“, sagt sie.

Gerd Blockhaus freut sich darüber, dass jetzt mehr Kunden zum Markt kommen. „80 Prozent unserer Händler sind zufrieden. Und wir machen hier ja noch weiter“, sagt er. „Als nächstes wird die Fassade an der Querseite des Marktes saniert. Dann kommt die Treppe von der Neuen Straße dran. Ein neues Marktklo ist auch in Sicht. Diese Maßnahmen und der enorme Standortvorteil des Sandes direkt an der S-Bahn und nahe der Bundesstraße – ohne dass man die hier hört – machen Harburg zu einem der besten Wochenmärkte Hamburgs.“