Mit einen großen Empfang ist Seevetals Bürgermeister Schwarz in den Ruhestand verabschiedet worden

Hittfeld . Acht Jahre lang hat Günter Schwarz als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Seevetal geleitet – seit gestern ist er Ruheständler, ab heute Urlauber. Die Zeit für einen Rückblick hat er dennoch gefunden: Günter Schwarz sitzt entspannt am Esstisch seines Hauses in Ramelsloh und freut sich auf Spanien. Am Abend zuvor war mit Kollegen, Ratsmitgliedern und Weggefährten in der Burg Seevetal groß gefeiert worden. Die letzten Dienstjahre seiner mehr als 45-jährigen Verwaltungslaufbahn in seiner Heimatgemeinde abgeleistet zu haben, sei für ihn etwas ganz Besonderes gewesen, hatte Günter Schwarz in seiner Abschiedsrede gesagt. Im April 1968 hatte er mit 17 Jahren seine Ausbildung bei der Freien und Hansestadt Hamburg begonnen und war vor seinem Wechsel ins Bürgermeisteramt viele Jahre lang Ortsamtsleiter in Fuhlsbüttel, „also auch so etwas wie ein Ortsbürgermeister“, sagt Schwarz. Dass es den Wilhelmsburger schon 1974 nach Seevetal verschlug, ist Ehefrau Veronika zu verdanken. „Wir hatten uns gerade kennengelernt, als ihre Eltern nach Meckelfeld zogen. Da bin ich gleich mitgegangen.“ Vor 31 Jahren begann er, sich in der Kommunalpoltik zu engagieren, wurde Ortsbürgermeister in Meckelfeld und Seevetaler Gemeindratsmitglied. Das Ortsbürgermeisteramt „vererbte“ Günter Schwarz, nachdem er ins Hittfelder Rathaus eingezogen war, an seine Schwester Brigitte Somfleth. „Sie war mir sowohl nach Meckelfeld gefolgt als auch in die SPD“, sagt er. Seine anderen drei Schwestern seien nicht politisch aktiv.

Über seine Amtszeit in Hittfeld sagt der 62-Jährige: „Jeder Tag war eine Herausforderung, jede neue Woche war spannend.“ Gleich seine erste Amtshandlung war die Eröffnung des Bürgerzentrums Helbach-Haus. Schöne Momente seien auch die Einweihungen der neun Kinderkrippen und zwei Kindergärten gewesen. Besondere Herausforderungen stellten die Einführung der offenen Ganztagsschule in ganz Seevetal dar, und vor allem Jahr für Jahr den Haushalt aufzustellen. Zumal die Mehrheitsfindung im Rat nicht immer einfach gewesen sei. „Dass ich aber zu allen Fraktionen einen guten Draht entwickelt habe, hat ja die Resonanz gestern gezeigt“. Echte Tiefschläge gab es nicht, aber oft große Anstrengung. Etwa beim Straßenausbau in der Maschener und Horster Heide, „mit täglichen Info-Veranstaltungen“ - denn die Bürger sahen vor allem Kosten auf sich zukommen. Doch Bürgerbeteiligung war dem Bürgermeister wichtig - „solange sie nicht dazu führt, dass wegen einiger Egogesteuerter die Projekte in der Schublade landen. Aber das Konzept zur Erweiterung der Raststätte Hasselhöhe wird dank der intensiven Bürgerbeteiligung von allen mitgetragen.“ Anders bei der geplanten Raststätte Elbmarsch: „Ich gehe davon aus, dass die Gemeinde klagen wird.“ Frustrierend sei gewesen, als kaum, dass die Hittfelder Südtangente fertig war, sich die ebenso wichtige Westtangente wegen gestrichener Fördermittel offenbar zerschlagen hatte. Doch einen „Durchhänger“ hat Schwarz nie gehabt. „Man merkt nur, dass es mit zunehmenden Alter anstrengender wird, all die Termine wahrzunehmen.“

Jetzt plant der ehemalige Fußballer, öfter schwimmen zu gehen, „als Ausgleich für das viele Sitzen.“ Und: mehr reisen, vor allem aber Zeit mit der Familie verbringen. Ehefrau Veronika musste weit länger als acht Jahre auf gemeinsame Abende und Wochenenden verzichten. „Dass sie immer hinter mir stand, dafür bin ich sehr dankbar!“, betont Schwarz. „Und wahrscheinlich werden meine Enkelkinder mehr von ihrem Opa haben als meine Kinder von ihrem Vater“, sagt der Großvater von Greta (4) und Vincent (drei Monate). Da seine Töchter, Kristina (32) und Vanessa (35), in der Nähe wohnen, dürfte das leicht fallen. Die Ferienwohnung im Harz soll jetzt öfter aufgesucht werden als bisher, „denn sonst war ich im Urlaub lieber ,richtig weg’.“

Freuen können sich auch die Vereine, in denen sich der Neu-Pensionär engagiert: Etwa der „Seevetaler Fußball-Altherren-Auswahl von 2013 Spendenfonds e.V.“, in dem er den Vorsitz übernimmt. „Ich freue mich auf die vermutlich wachsende Zahl von Ehrenämtern“, sagt der ehemalige TSC-Viktoria-Kicker. Auch den von ihm mitgegründeten Präventionsrat Seevetal führt er noch bis 2015. Dafür endet seine Vorstandsarbeit im Kommunalen Arbeitgeberverband und im Kommunalen Schadensausgleich.

Wie sieht der Ex-Bürgermeister die Zukunft seiner Gemeinde? „Das Thema Verkehr wird uns weiter beschäftigen. Die Infrastruktur weniger, denn die ist einmalig: Welche Gemeinde hat schon drei Hallenbäder? Auch die Schullandschaft ist in Bewegung.“ Und Günter Schwarz wäre nicht Günter Schwarz, wenn er nicht Nachfolgerin Martina Oertzen gleich seine neue Handynummer gegeben hätte. Als den Menschen zugewandt, anpackend und verbindlich haben Ratsmitglieder und Mitarbeiter ihren Bürgermeister erlebt - und ihren Dank bei der Verabschiedung am Mittwoch in der Burg Seevetal mit vielen Worten, Gesten und Geschenken zum Ausdruck gebracht. Die Ratsvorsitzende Angelika Tumuschat-Bruhn hielt eine humorvolle Laudatio und öffnete dann den Vorhang für eine Überraschung: Zwei stattliche Apfelbäume, behängt mit den Postkarten, die Günter Schwarz vor acht Jahren in seinem Wahlkampf verteilt hatte - mit Slogans wie „Günter. Mit T, ohne H“. Auf den Karten hatten die Gäste ihre Grüße hinterlassen. Und ein „Geschenk“ machte der Bürgermeister schließlich selbst: Er verkündete die Förderzusage für die Westtangente.