Tierschützer fordern flächendeckende Kastrationspflicht in Niedersachsen. Helfer vor dem Aufnahmestopp

Buchholz. Der CDU-Landtagsabgeordnete der Stadt Buchholz, Heiner Schönecke, fordert eine flächendeckende Kastrationspflicht für Katzen in Niedersachsen – und deren schnelle Umsetzung. Die Landesregierung hatte eine solche Verordnung zwar angekündigt, sie ist aber noch nicht umgesetzt. Auch die Tierheime und Tierschutzvereine im Landkreis Harburg warten, dass sich endlich etwas tut.

Hintergrund für diese Forderung: Freigänger-Katzen verstärken das Problem der wilden Katzen, wenn sie sich auf ihren Streifzügen mit diesen paaren. Bei einer Kastrationspflicht würden weniger Jungkatzen geboren werden, die dann auf der Straße leben müssten. Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund zwei Millionen herrenlose und entlaufende Katzen. Das Problem dabei ist, dass sich diese Katzen unkontrolliert vermehren. Inzucht und Folgekrankheiten entstehen. Die Katzen führen ein oft elendiges Leben auf der Straße. Auch im Landkreis Harburg häuft sich die Anzahl frei lebender Katzen und damit die Arbeit für Tierschutzvereine und Tierheime.

Die Mitglieder der Vereine und Tierheime versuchen mit Kastrationen, die Tiere aus ihrer Notlage zu retten. Insgesamt 150 Mal rückten die Mitarbeiter des Tierheims in Buchholz in diesem Jahr schon aus, um Kastrationen durchzuführen. Die Katzennothilfe in Buchholz stand 2012 schon vor einem Aufnahmestopp – und leitete trotzdem hunderte Kastrationen ein.

Damit konnten zwar Katzenleben gerettet werden, aber auf einem Großteil der Kosten bleiben die Helfer selber sitzen. Auch deshalb fordern Tierheime und Tierschützer schon seit längerer Zeit eine flächendeckende Kastrationspflicht für Katzen in Niedersachsen.

Die Landesregierung hatte zu Beginn der Legislaturperiode angekündigt, eine solche Verordnung auszuarbeiten. „Die Umsetzung dieser Ankündung lässt auf sich warten“, sagt Heiner Schönecke. „Stattdessen läuft bisher ein Pilotprojekt.“

Währenddessen seien die Gemeinden, Kommunen, Tierheime und Vereine auf sich alleine gestellt. „Wir würden eine flächendeckende Kastrationspflicht für Katzen sehr begrüßen“, sagt Melanie Neumann vom Tierheim in Buchholz. „Jeder Katzenbesitzer würde dann selber die Verantwortung tragen. Außerdem wäre dann geklärt, wer die Kosten einer Kastration von frei lebenden Katzen übernimmt. Momentan kümmern sich die Gemeinden und Kommunen nur wenig um herrenlose Katzen, das machen wir dann.“

Das Landwirtschaftsministerium verteidigt das Pilotprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes Anfang 2014 abgeschlossen sein soll. Dabei werden frei lebende Katzen kastriert und mit einer Kennzeichnung versehen. So soll die Populationsentwicklung beobachtet werden können. „Wir wollen aus dem Projekt Erfahrungen ziehen und diese in die Entwicklung einer Katzenschutzverordnung einfließen lassen“, sagt Natascha Manski vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. „Die Kastrationspflicht wird kommen. Schließlich wurde das im Koalitionsvertrag festgeschrieben.“

Tierschützer sind sich einig, dass der Katzenschutz so schnell wie möglich voran schreiten muss. „Vor allem müssen bei diesem Thema alle einem Strang ziehen. Eine Kastrationspflicht ist nur dann sinnvoll, wenn sie einheitlich für ganz Niedersachsen festgelegt wird.“, sagt Angelika Bergemann, Vorsitzende der Katzennothilfe in Buchholz.

Für Einige bleibt die Umsetzung einer Kastrationspflicht allerdings fraglich. „Es wird auch dann noch Katzenbesitzer geben, die ihre Tiere nicht kastrieren lassen. Gerade bei Freigänger-Katzen wird es schwierig werden, zu prüfen wem die Katze gehört. So können sich Tierbesitzer auch dann noch aus der Verantwortung ziehen“, so eine Mitarbeiterin des Tierheims in Winsen.