Senatsanwort belegt: In Harburg wird mehr geklaut als in anderen vergleichbaren Hamburger Bezirken

Harburg. Fünf Prozent aller Taschendiebstähle in Hamburg werden in Harburg begangen. Das klingt nach einer geringen Zahl. Doch das ist ein Irrtum. „Harburg ist ein Paradies für Taschendiebe“, sagt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll, der durch eine Kleine Anfrage an die Zahlen kam. Denn die Antwort des Senats offenbart auch: Die Harburger Innenstadt ist Brennpunkt dieser dreisten Kriminalitätsform. Von den Harburg Arcaden quer durch die Fußgängerzone bis ins Marktkauf- und Phoenix-Center zieht sich nach Erkenntnissen der Polizei das Revier der meist gut organisierten Täter.

Etwa drei von fünf in der ersten Hälfte dieses Jahres im Bezirk Harburg verübte Taschendiebstähle ereigneten sich in der Harburger Innenstadt. Im Vorjahr war es sogar fast jede zweite Tat. „Taschendiebstahl ist eine Form der Straßenkriminalität, die für die Betroffenen mindestens ärgerliche Folgen hat“, sagt Trepoll. „Neben entwendeten Bargeld und Schlüsseln müssen EC-, Kredit- und Mobiltelefonkarten gesperrt und wie die Personalpapiere neu beantragt und organisiert werden.“

„Sicherlich ist die Zahl der Taschendiebstähle in der Hamburger Innenstadt oder rund um die Reeperbahn höher“, sagt ein Polizeibeamter. „Dort sind aber auch deutlich mehr Menschen unterwegs. Nimmt man mit Harburg vergleichbare andere Bereiche in Hamburg, ist Harburg schon hervorstechend.“

318 Taschendiebstähle weist die Statistik der Polizei für das erste Halbjahr 2013 im Bezirk aus. Die Aufklärungsquote liegt bei mageren 4,4 Prozent. Im Stadtteil Harburg wurden 187 der Taten begangen. Die Aufklärungsquote liegt mit 3,7 Prozent noch einmal niedriger. Kleiner Trost: Hamburgweit liegt die Aufklärungsquote noch einmal um 0,5 Prozentpunkte niedriger.

„Taschendiebstahl ist in Harburg kein temporäres, sondern ein dauerhaftes Problem“, sagt Trepoll. „2011 wurden 486 Fälle von Taschendiebstahl erfasst, von denen lediglich 10 aufgeklärt wurden. 2012 waren es schon 706 erfasste Fälle von Taschendiebstahl, von denen gerade einmal 19 aufgeklärt wurden und in 2013, bis Ende Juni, bereits 318 erfasste Fälle. Man muss in diesem Jahr, wie auch in den Vorjahren, mit einer Steigerung rechnen.“

Taschendiebe, das sind in der Regel keine Gelegenheitstäter, sondern professionell, oftmals in Gruppen arbeitende Kriminelle. Von den 362 im vergangenen Jahr festgenommenen Tätern hatten 95 einen deutschen Pass. Der Rest der Langfinger teilt sich auf neun Länder auf, von denen sieben in Ost-, Südosteuropa oder Nordafrika liegen. Auffallend viele der festgenommenen Taschendiebe kommen laut Polizei aus Rumänien oder Bulgarien.

In Harburg hatte die Polizei in der Vergangenheit wegen der Vielzahl der Taten mehrfach Schwerpunkteinsätze durchgeführt. Laut Senat gehört das Thema „Taschendiebstahl“ zu den Standards der Polizeilichen Kriminalprävention. „Mit dem bundesweit einheitlichen Faltblatt „Schlauer gegen Klauer“ wird die Bevölkerung über Taschendiebstahl im Allgemeinen und über die Möglichkeiten, sich zu schützen, informiert“, heißt es in der Stellungsnahme des Senats. Das Landeskriminalamt Hamburg, Fachkommissariat Prävention und Opferschutz, entwickelte außerdem das Faltblatt „Achtung Taschendiebe“. Zudem hat die Polizei Hamburg eine spezielle Kurzinformation in Postkartenformat entwickelt, die bei Schwerpunkteinsätzen gegen Taschendiebstahl genutzt wird.

Trepoll sind Faltblätter und Informationen auf Postkarten allerdings nicht genug. „ Das einzige, was gegen Taschendiebstahl nachhaltig hilft, ist eine erhöhte Polizeipräsenz vor Ort und das eindeutige Kennzeichnen von solchen Gefahrenorten“, sagt Trepoll. Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht Taschendiebe“ oder entsprechenden Piktogrammen wird es aber nicht in Harburg geben.

„ Das Aufstellen von Warnschildern, die auf die besonderen Taschendiebstahl-Gefahrenschwerpunkte hinweist, wird vom Senat abgelehnt“, sagt Trepoll, da aus Sicht der Polizei eine zu schnelle Gewöhnung eintrete und der gewünschte Effekt somit schnell wieder verpuffe. Mit mehr Polizeipräsenz rechnet Trepoll auch nicht: „Die kommenden geplanten Einsparungen bei der Hamburger Polizei lassen leider auch für die Zukunft wenig Besserung erwarten. Harburg ist und bleibt ein Paradies für Taschendiebstähle.“