Der neue Bürgermeister ist Hollenstedter, das halten viele für ausschlaggebend für das Ergebnis von 52,4 Prozent

Hollenstedt. Heiner Albers wusste es vor allen anderen: Der Hollenstedter hatte die Stichwahl um das Amt des Samtgemeindebürgermeisters gewonnen. Ein Helfer informierte den Kandidaten der Wählergemeinschaft über das letzte noch ausstehende Ergebnis per SMS. Auch für diejenigen, die im Hollenstedter Hof oder im Rathaus die Auszählung verfolgten, blieb der Ausgang bis zur letzten Sekunde spannend. Um 18.56 Uhr stand fest: 52,4 Prozent der 4338 Wähler hatten ihr Kreuz hinter dem Namen des Diplom-Sozialpädagogen aus Hollenstedt gemacht. Damit setzte er sich am Ende mit 208 Stimmen gegen seinen Mitbewerber Mike Wille aus Hanstedt durch.

Heiner Albers sah ein wenig abgekämpft aus, als er kurz nach 19 Uhr im Rathaus die Glückwünsche des amtierenden Samtgemeindebürgermeisters Uwe Rennwald entgegennahm. „Ich bin immer noch ein wenig ungläubig und erstaunt, aber auch überglücklich, dass die Bürger sich für mich entschieden haben und ich als unabhängiger Kandidat trotz so viel Gegenwind die Wahl gewonnen habe. Das zeigt mir, dass die Hollenstedter nicht nach Partei, sondern nach Inhalten wählen. Die Menschen in der Samtgemeinde wollten einen Bürgermeister aus Hollenstedt, der für alle Bürger da ist“, lautete sein erstes Statement.

Einen Tag später, nach einer unruhigen Nacht, wie Albers betont, habe sich seine Aufregung langsam gelegt. „Jetzt beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben. Ich freue mich sehr auf die interessanten und sicher auch schwierigen Aufgaben, die vor mir liegen“, sagt der 48-Jährige. Bis zu seinem Amtsantritt am 1. Januar 2014 will Heiner Albers gemeinsam mit Uwe Rennwald einen Fahrplan entwickeln. Es gibt immerhin drängende Themen wie die Asylbewerberunterkunft in Appel. „Da müssen wir einen Konsens finden. In dieser Sache werde ich schon jetzt an Uwe Rennwalds Seite mitarbeiten“, verspricht der neue Bürgermeister.

Für die Arbeit als Verwaltungschef fühlt sich Heiner Albers gut gerüstet. Mitarbeiterverantwortung trage er bereits jetzt als Geschäftsführer zweier gemeinnütziger Unternehmen aus Neu Wulmstorf. „Die Lücken, die ich mit meinen Fähigkeiten nicht schließen kann – von denen es aber sicherlich auch nur wenige geben wird – können meine Mitarbeiter füllen. Wenn ich mich vor den Aufgaben im Rathaus fürchten würde, hätte ich gar nicht erst kandidiert“, sagt er selbstbewusst.

CDU und SPD äußern hingegen große Zweifel an der Kompetenz des Sozialpädagogen, die ein Bürgermeisteramt einfordere. Die Parteimitglieder verfolgten den Ausgang der Stichwahl im Hollenstedter Hof. Als klar war, dass es für ihren Wunschkandidaten Mike Wille nicht reichen würde, war die Enttäuschung groß. SPD-Vorsitzender Manfred Hüllen ist sicher: „Hollenstedt hat gewählt, aber leider nicht die beste Wahl getroffen.“ Der Sozialdemokrat befürchtet, dass Heiner Albers nun als „Wünsche-Erfüll-Onkel“ um die Gunst der einzelnen Gemeindebürgermeister buhlen wird, die sich im Vorfeld geschlossen für Mike Wille als Verwaltungschef ausgesprochen hätten. Huellen sieht den Hollenstedter aber in der Pflicht, das „Schiff der Samtgemeinde" zum Wohle aller zu steuern. „Doch das wird ohne Verwaltungskenntnisse mehr als schwierig. Wir müssen jetzt also alle unseren Beitrag dazu leisten, dass die Samtgemeinde Hollenstedt keinen Schaden nimmt.“

CDU-Chefin Heidrun Blümel fehlten zunächst die Worte. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir haben in den vergangenen Monaten eine wundervolle Familie Wille kennengelernt und waren fest davon überzeugt, dass sich die Hollenstedter für Fachkompetenz und damit für unseren Kandidaten entscheiden. Am Schluss war vielen aber anscheinend der Wohnort des neuen Bürgermeisters wichtiger.“

Auch Uwe Rennwald ist sicher, dass der „Lokal-Bonus“ beim Ausgang der Wahl eine entscheidende Rolle gespielt hat. „Heiner Albers ist vor Ort gut bekannt, er hat Erfahrung mit der Arbeit in politischen Gremien“, sagt der Verwaltungschef. Nichtsdestotrotz habe ihn das Ergebnis doch überrascht: „Mike Wille wurde bei seiner Kandidatur von den großen Parteien offiziell unterstützt. Bei der Wahl vor zwei Wochen stimmten die meisten Bürger auch für den Hanstedter, Heiner Albers lag auf dem zweiten Platz. Ohne die Stichwahl-Regelung wäre Mike Wille also bereits neuer Samtgemeindebürgermeister.“

Für die Zukunft wünscht sich der Amtsinhaber, dass der Ausgang der Wahl keine Auswirkungen auf die politische Arbeit vor Ort hat. „CDU und Wählergemeinschaft haben bisher im Rat gut zusammengearbeitet. Ich hoffe, dass es keine Spannungen gibt, weil beide Fraktionen unterschiedliche Kandidaten ins Rennen geschickt haben. Es geht schließlich um das Wohl der Samtgemeinde.“