Vor allem ältere Menschen beklagen, dass immer mehr Einrichtungen schließen, obwohl der Bedarf weiter steigt

Harburg. Zweimal die Woche finden sich elf Senioren und Seniorinnen in der Seniorenresidenz am Frankenberg ein. Hier gibt es ein Bewegungsbad und eine Aquafitness-Trainerin, die montags und freitags die Musik aufdreht und den Kursteilnehmern Übungen mit Schwimmnudel und Co. zeigt. Aber gerade in letzter Zeit ist dieses wöchentliche Bewegungsangebot für Senioren in Harburg eine Rarität geworden.

Im vergangenen Jahr standen auf einmal mehr als 200 Teilnehmer von Aquafitness-Kursen im Bewegungsbad des Altenwohnheims in der Eichenhöhe vor der Tür, als das Bad geschlossen wurde. „Noch immer sind viele dieser Senioren auf der Suche nach neuen Kursen“, sagt Margarita Martinez, Aquafitness-Trainerin und Leiterin des Kurses am Frankenberg. „Es gibt einfach keine Alternativen hier in Harburg, keine, die wirklich zufriedenstellend sind.“ Zwar gibt es das Midsommerland, das Bewegungsbad in der Schule Elfenwiese und im Sportzentrum des TuS, sowie weitere Bäder im Landkreis. Auch da werden Wassergymnastik-Kurse vom Deutschen Roten Kreuz und der Volkshochschule angeboten. Dennoch seien diese Bäder nicht zielgruppenorientiert, sagt Martinez.

„Diese Bäder sind für Senioren einfach ungeeignet“, sagt die Sportwissenschaftlerin. Teilnehmer ihres Kurses am Frankenberg können das bestätigen. „Die Kurse im Midsommerland sind viel zu voll, da kann man sich gar nicht bewegen“, sagt Edith Zauske. „Und außerdem sind sie sehr teuer.“ Die Bewegungsbäder im Landkreis hingegen seien für Senioren einfach schwierig zu erreichen. „Nicht jeder besitzt noch im Alter ein Auto oder ist in der Lage, zweimal in der Woche öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, geschweige denn einen längeren Fußmarsch zu meistern“, sagt Margarita Martinez.

Das sehen auch ihre Kursteilnehmer so. „Das ist mir einfach zu weit weg. Die Busverbindungen passen auch nicht immer zu den Kurszeiten“, sagt Monika Hansen. „Außerdem finden viele Aquafitness-Kurse zu spät statt. Mein letzter Kurs begann um 20 Uhr. Um diese Uhrzeit fühlte ich mich gerade im Winter, wenn es so früh dunkel wird, sehr unwohl.“ Hinzu kämen noch die langen Wartelisten, aufgrund derer viele Senioren keine Chance bekämen, in absehbarer Zeit einen Platz in einem Aquafitness-Kurs zu erhalten.

Und jetzt soll auch noch das Bewegungsbad in der Asklepios Klinik Harburg geschlossen werden. Zwar bot das Bad nur Platz für maximal sechs bis acht Teilnehmer pro Kursus, aber immerhin konnten hier einige ehemalige Kursbesucher aus der Eichenhöhe unterkommen. Dass der Bedarf an Aquafitness gesunken sein soll, wie Matthias Eberenz, Sprecher der Asklepios-Klinik Harburg, verlauten ließ, sehen Margarita Martinez und ihre Kursteilnehmer nicht. „So viele wollen gerne in einen Aquafitness-Kurs. Aber sie bekommen keinen Platz wegen der langen Wartelisten. Dass dann auch noch ein Bewegungsbad geschlossen wird, verstehen wir nicht“, sagen die Teilnehmer.

In Harburg entwickelt sich die Situation für Senioren und Beeinträchtige nach Ansicht von Margarita Martinez in die falsche Richtung. Anstatt Bewegungsbäder zu schließen, sollen die Kapazitäten ausgebaut werden: „Die Möglichkeiten für effiziente Bäder gibt es. Klar – Wasser ist teuer. Die regelmäßige Wartung und Instandhaltung von Schwimmbädern auch. Aber das neue Schwimmbad in Wilhelmsburg zeigt, dass man mit energiesparender Technik arbeiten kann.“

Margarita Martinez und ihre Kursteilnehmer sind sich sicher, dass ein erweitertes Aquafitness-Angebot auf großen Zuspruch treffen würde. Sie wünschen sich, dass sich der Harbuger Bezirks-Seniorenrat ihrem Anliegen annimmt.