Die Kulturwerkstatt Harburg konnte den alten „Hbis-ww299“ vor der Schrottpresse retten. Er soll saniert werden

Harburg. Nun steht der alte „Hbis-ww299“ im Binnenhafen und soll aufgearbeitet werden. Weil der Waggon zur Industriegeschichte Harburgs und des Binnenhafens gehört, hatten sich die Mitglieder der Harburger Kulturwerkstatt darum bemüht, den alten Waggon vor der Verschrottung zu retten und ihn dorthin zu bringen, wo früher Eisenbahngeschichte geschrieben wurde, in den Binnenhafen neben den Kulturkrahn. Hier soll der Waggon aber nicht einfach nur nutzlos auf dem Abstellgleis stehen bleiben. In der Kulturwerkstatt Harburg hat sich eine Eisenbahner-Gruppe zusammen getan. Sie wollen, gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Harburg, zum einen den Waggon wieder aufarbeiten, damit er für Aktionen und Ausstellungen genutzt werden kann. Zum anderen aber wollen sie Material zur Eisenbahngeschichte Harburgs sammeln und aufbereiten.

Dafür brauchen die Eisenbahnfreunde im Binnenhafen Unterstützung. Über einen Zeitungsartikel, erzählt Günter Lange, sei er dazu gekommen. Jetzt rühre er auch die Werbetrommel dafür, dass weitere alte Eisenbahner, am liebsten ehemalige Mitarbeiter des Ausbesserungswerks in der Schachthofstraße, dazu kommen. Denn in Harburg wurden die alten „Hbis-ww299 repariert. „Ich komme aus einer alten Eisenbahner-Familie. Mein Vater war Werksmeister im Harburger Ausbesserungswerk. Und ich selbst habe von 1956 bis 1959 dort meine Lehre als Schlosser gemacht“, sagt Lange. Eigentlich hatte er gedacht, die Mitarbeit im Harburger Seniorenbeirat reiche zur Erfüllung im Rentnerdasein. Aber dann hat ihn doch die alte Liebe zu den Schienenfahrzeugen gepackt, als er in der Zeitung von dem alten Waggon, den die Kulturwerkstatt aufgetrieben hatte.

Nach seiner Ausbildung im Harburger Ausbesserungswerk, studierte der Harburger Maschinenbau. „Wir möchten die Harburger Eisenbahngeschichte aufarbeiten. Und hoffen, dass alte Eisenbahner vielleicht noch auf dem Dachboden Unterlagen zu den Waggons oder zur Arbeit im Ausbesserungswerk auf dem Dachboden liegen haben, die sie uns zur Verfügung stellen. Aber wir suchen auch Eisenbahner, die Spaß daran haben, uns bei dieser Arbeit zu helfen“, sagt Lange. Harburg, sagt der Maschinenbauingenieur, mache gerade den Wandel von der alten Industriestadt zum modernen Technologie Standort durch. In dieser Phase sei es spannend und wichtig, die industrielle Vergangenheit Harburgs aufzubereiten.

Im Jahr 1887 fuhr der erste Zug aus Hannover in Harburg ein. Hier im Binnenhafen endete früher, vor dem Elbtunnel und der Eisenbahnbrücke nach Hamburg, der Bahnverkehr. Im Binnenhafen wurden die Waren von der Eisenbahn auf die Schiffe geladen, um sie nach Hamburg zu bringen. Die Hbis 299/297 Wagen wurden als Schiebewandwagen mit festem Dach entwickelt und gingen 1966 in Serie. Die Güterwaggons wurden für den Warenverkehr auf Paletten konzipiert. Der Bezirk Harburg jedenfalls blickt auf 166 Jahre Eisenbahngeschichte zurück.

1883 wurde das Harburger Ausbesserungswerk gebaut. Zwei Jahre später nahm es als „Königliche Eisenbahn Hauptwerkstatt“ seinen Betrieb auf. 1944 wurde das Werk durch Bombenangriffe der Alliierten zu zwei Drittel zerstört und bis 1947 wieder aufgebaut. Wegen der zunehmenden Rationalisierung bei der Bahn verlor das Werk seine Bedeutung und wurde nach 105 Jahren 1990 endgültig geschlossen.

Zum Harburger Kulturtag, am 26. Oktober, wollen die Akteure der Geschichtswerkstatt und der Kulturwerkstatt im Binnenhafen ihre Eisenbahn-Arbeit mit einer „Eisenbahner-Tafel“ starten. Von 12 bis 17 Uhr können Berufseisenbahner und Hobby-Eisenbahner, die den alten „Hbis-ww299“ auf dem Abstellgleis am Lotsekai näher und von innen kennen lernen wollen, in den Binnenhafen kommen und sich informieren. Weitere Infos gibt es von Günter Lange unter Telefon: 770509 oder per E-Mail: eisenbahn@kultuerwerkstatt-harburg.de.