Harburger SPD kritisiert die Auschreibung für eine Brücke über den Lotsekanal scharf

Harburg. Auf dem Plan, eine zweite Brücke über den Lotsekanal zu bauen, liegt kein Segen. Wie berichtet, musste Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner in der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses der Bezirksversammlung den Ausschussmitgliedern erklären, dass sich auf die aktuelle Ausschreibung für den Bau einer Brücke im Binnenhafen nicht eine einzige Firma gemeldet hatte, die in Angebot abgeben und diese Brücke bauen wollte. Damit zog der Verwaltungsmann im Harburger Rathaus prompt die Hähme der Opposition auf sich.

„Da stand also der Herr Penner vor dem Ausschuss und musste mit hängenden Ohren und kleinlaut bekennen, dass die großartige Ausschreibung des Landesbetriebs Straßen, Gewässer und Brücken ein Schuss in den Ofen war. Dabei müsste eigentlich jedem Laien doch klar sein, dass für knapp zwei Millionen Euro weder eine Drehbrücke, noch eine Holzklappbrücke zu haben ist. Für das Geld, das in der Ausschreibung als Obergrenze angegeben war, bekommt man allenfalls ein Drahtseil über den Lotsekanal“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Und ob der Mensch, fragt Fischer weiter, an dieser Stelle überhaupt eine Brücke brauche, sei nach wie vor dahin gestellt. Und Penners Ansage nährt die Hoffnung derer, die die Brücke nie im Binnenhafen haben wollten, wie beispielsweise die Mitglieder des Ruderclubs „Phoenix“ Harburg, weil sie darin eine überflüssige Barriere sehen.

Obwohl der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) jetzt schon die zweite Schlappe bei der Ausschreibung für dieses Projekt hinnehmen musste, bleibt die offizielle Linie der SPD in Harburg bestehen. Es soll eine Brücke an dieser Stelle gebaut werden. Überraschend deutliche Worte aber findet der SPD-Fraktionschef gegenüber dem Landesbetrieb, aus seiner Sicht verantwortlich für das Ausschreibungsdebakel. „Wenn man dazu Monate braucht, um festzustellen, dass der ausgeschriebene Preis von keinem Anbieter zu halten ist, beziehungsweise für den Preis niemand eine Brücke bauen will, frage ich mich allen Ernstes, was in dieser Abteilung LSBG vorgeht“, sagt Heimath.

Er, so Jürgen Heimath, wundere sich darüber, unter welchen Rahmenbedingungen im LSBG gearbeitet werde. Dieses Ausschreibungsergebnis sei „erschütternd und macht mich ratlos. Hoffentlich lässt diese Arbeit keinen Rückschluss auf alle anderen Pläne dieser Fachbehörde zu“. Eigentlich müsste jetzt ein Ingenieurbüro damit beauftragt werden, mal Pläne für eine Brücke auszuarbeiten, und dann müsse man sehen, wie es weiter gehen könne, fordert der SPD-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung. Die Pläne, diese Brücke über den Lotsekanal zu bauen, gänzlich in der Schublade verschwinden zu lassen, würde für für die Harburger SPD aber insbesondere für den Harburger Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) endgültig den Gesichtsverlust bedeuten.

Der Bezirk Harburg und damit der Bezirksamtsleiter in besonderem Maße stehen bei den Investoren auf der Harburger Schlossinsel im Wort mit dieser geplanten Brücke. In vier Wochen wird Mathias Böttcher, einer dieser Investoren auf der Schlossinsel, die ersten Wohnungen an die zukünftigen Bewohner seiner Boathouses übergeben. „Wenn alle Projekte auf der Schlossinsel bezugsfertig sind, dann werden hier etwa 1000 bis 1500 Neubürger wohnen. Dann macht diese Brücke in jedem Fall Sinn. Und dass die gebaut werden würde, war auch Bestandteil unserer Überlegung, auf der Schlossinsel zubauen“, sagt Böttcher. Und Marina auf der Schlossinsel Projektentwickler Frank Lorenz geht felsenfest davon aus, dass die Brücke kommt und die Stadt Wort hält. „In Hamburg braucht man unter gestandenen Kaufleuten so etwas nicht schriftlich zu vereinbaren. Da reicht das Wort. Und man baut da nicht für 75 Milionen Euro Wohnungen, damit so ein Brückenbau-Projekt an einer Millionen Euro scheitert“, so Lorenz.

Klar ist aber, selbst wenn der Bezirk wollte, er könnte das Zepter nicht an sich nehmen, und die Brücke selbst bauen. Weil der Bezirk das nötige Geld nicht hat. Dennoch wird die Angelegenheit langsam für Thomas Völsch blamabel. Immer wieder hatte er sich in der Vergangenheit weit aus dem Fenster gelehnt und die eiserne Parole ausgegeben, die Brücke komme. „Es ist bedauerlich, dass sich kein Bieter bereit erklärt hat ein Angebot abzugeben. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer sollte die Chance nutzen gezielt mit möglichen Auftragnehmern ins Gespräch zu kommen“, sagt Bezirksamtsleiter Völsch jetzt.