Harburger Kulturtag: Andrea Rausch und Kaethe Haase Kornstein befassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Zeit

Harburg. Die Zeit kann wirklich gemein sein. So mir nichts, dir nichts rennt sie einem davon. Diese Erfahrung machten auch die beiden Künstlerinnen Andrea Rausch und Kaethe Haase Kornstein. „Kaethe und ich waren einfach ständig unter Zeitdruck und hatten nie Zeit, uns zu treffen“, sagt Rausch. „Deswegen kamen wir auf die Idee uns in unserer Kunst mit dem Thema Zeit auseinander zu setzen und haben letztes Jahr zum Harburger Kulturtag eine Ausstellung mit dem Titel ‚Keine Zeit’ gemacht.“ 2013 findet jene Ausstellung nun ihre Fortsetzung: Beim Harburger Kulturtag am 26. Oktober widmen Rausch und Haase Kornstein sich dem Motto „Jederzeit“. In Andrea Rauschs Atelier Malrausch zeigen die beiden ihre Arbeiten.

„Ich selbst werde ein Sammelsurium von jederzeit aus meinem Schaffensbereich zusammenstellen“, verrät Rausch, die den Raum in der Friedrich-Naumann-Straße 2010 bezogen hat und dort regelmäßig auch Malkurse und Workshops gibt. Ihre großformatige Collage soll aus verschiedenen Zeichnungen bestehen und eine ganze Wand füllen. „Dafür will ich vor allem Arbeiten verwenden, die ich bisher kaum gezeigt habe und die so nebenbei jederzeit entstehen“, fährt Andrea Rausch fort. „Und dann gucke ich mal, was passiert. Da bin ich absolut offen.“

Ergänzt werden sie durch Fotoarbeiten von Kaethe Haase Kornstein. „Ich habe die Bedeutung des Wortes jederzeit für mich noch erweitert“, sagt sie. „Und zwar finde ich diesen Zustand so toll, in dem ich noch nichts entschieden habe. Dieser Moment, in dem alles offen ist und jederzeit erscheinen oder sich verändern kann. Deswegen habe ich bewusst Motive gewählt, die sehr unterschiedlich in ihrem Ausdruck sind.“ Auf den langen Fotostreifen, die Kaethe Haase Kornstein an den Wänden des Ateliers aneinander reihen will, befinden sich neben klassischen Fotomotiven auch eine Reihe von verfremdeten Arbeiten.

Sie alle sind, ob man es glauben mag oder nicht, auf Haase Kornsteins Mobiltelefon entstanden. „Ich gehöre zu den Menschen, die total gerne moderne Technik benutzen“, erklärt sie. „Ich fotografiere und zeichne mit dem Handy, auf den Fotostreifen sind aber auch Motive zu sehen, die ich mit verschiedenen Apps bearbeitet habe.“ Folglich sind die Fotoarbeiten extrem offen und lassen der Fantasie viel Raum.

Dabei lebt die Ausstellung auch vom Kontrast zwischen den Arbeiten der beiden Künstlerinnen. „Auf den ersten Blick unterscheiden wir uns enorm“, so Haase Kornstein. „Aber zusammen ergibt es dann doch ein Ganzes. Ich weiß manchmal selbst nicht wieso, aber es klappt.“ Vielleicht, weil Rausch und Haase Kornstein sich schon seit Mitte der Neunziger kennen. Seitdem haben sie immer wieder zusammen ausgestellt. Derzeit zum Beispiel ist in der SPD Bürgerschaftsfraktion im Hamburger Rathaus die Ausstellung „Dip Up“ zu sehen, die 2010 auch im Rahmen des Harburger Kulturtags gezeigt wurde und sich dem Diptychon, einem zweiteiligen Gemälde widmet. Die Künstler, darunter auch Vertreter des SchauRaums und das Harburger Künstlerduo Kroko, reagierten dafür auf Werke ihrer Kollegen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 25. Oktober.

Wie gut die Arbeiten von Andrea Malrausch und Kaethe Haase Kornstein sich trotz aller Gegensätze ergänzen, sei den beiden jedenfalls auch beim Kulturtag 2012 aufgefallen. „Das passte wunderbar, obwohl wir uns vorher gar nicht groß abgestimmt hatten“, so Rausch. „Auf dem Tisch lagen zwei Stapel, einer mit Zeichnungen von mit und einer mit Fotografien von Kaethe. Die Leute musste sich also Zeit nehmen, um das Ganze selbst zu erstöbern. Irgendwann fingen sie dann an, sich über ihre Zeit zu unterhalten, das war toll. Da ging ganz unerwartet ein Konzept auf, denn der Titel war ja eben ‚keine Zeit’.“

Dass das Motto „Jederzeit“ sich dieses Mal ebenfalls verselbstständigt, hoffen die beiden Künstlerinnen. „Vielleicht fällt uns ja noch etwas ein, um das zu unterstützen“, sagt Rausch. Fest steht auf jeden Fall, dass sie ihr Atelier nicht wie im letzten Jahr komplett ausräumen, sondern so lassen wird wie der Raum jederzeit bestückt ist. „Und mal gucken“, sagt Rausch, „womöglich greifen wir auch nächstes Jahr das Wort Zeit wieder auf, so dass das ein laufendes Thema wird.“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Atelier Malrausch, Friedrich-Naumann-Straße 32, 10 bis 20 Uhr. Zu sehen sind Arbeiten von Andrea Rausch und Kaethe Haase Kornstein. www.malrausch.de