Beim Harburger Kulturtag zeigt der Verein Alter Friedhof die Kultur historischer Grabmale

Harburg. „Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht“, hat Charles de Gaulle einmal gesagt. F. Peter Jungehülsing und Michael Ulrich haben sich diesen Satz zu Herzen genommen. 2007 haben die beiden Harburger den Verein Alter Friedhof gegründet. Dessen Ziel ist neben der Erhaltung und Sanierung der alten Grabdenkmäler auch die Neugestaltung des 1969 zur innerstädtischen Grünanlage umgewandelten Friedhofs. Beim Harburger Kulturtag am 26. Oktober präsentiert der Verein sich in der Helms-Lounge am Museumsplatz 2.

Aber wie kamen Jungehülsing und Ulrich überhaupt dazu, sich für den Erhalt des Alten Friedhofs zu engagieren? „Mein erster Kontakt mit dem Friedhof war joggenderweise“, erinnert sich F. Peter Jungehülsing, der vor sechs Jahren nach Harburg kam, um die Firma Albers Bestattungen zu übernehmen. „Man kann wunderbar über den Friedhof und die Fußgängerbrücke in den Stadtpark joggen. Quasi berufsbedingt ist mir dabei aufgefallen, dass all diese alten Grabdenkmäler völlig zugewachsen und verwahrlost waren. Das war wirklich wie ein Urwald.“

So wurde die Idee geboren, eine Privatinitiative zu gründen und den Alten Friedhof zu neuem Leben zu erwecken. Schließlich stehen auf dem vier Hektar großen Gelände über 100 bedeutende Grabdenkmäler, die zum Teil knapp 120 Jahre alt sind. „Der Friedhof hier ist älter als der in Olsdorf“, sagt Jungehülsing. „Und hinter den Grabdenkmälern steckt zum Teil auch Stadtgeschichte. Nach fast jedem, der hier liegt, ist in Harburg eine Straße benannt.“ Der Friedhof spiegelt also die Geschichte Harburgs, seiner Industrie und seiner Persönlichkeiten der vergangenen zwei Jahrhunderten wider.

Dank des Engagements von F. Peter Jungehülsing und Michael Ulrich konnten mittlerweile rund 40 Grabdenkmäler restauriert werden. Außerdem wurden die Eingänge neu gestaltet und eine Beleuchtung des Hauptweges installiert. „Da ist eine ganze Menge geschehen“, sagt Ulrich, Bezirksamtleiter außer Dienst und 2. Vorsitzender des Vereins. Und die nächsten Schritte sind bereits in Planung. „Herr Ulrich und ich haben beide großen Spaß an moderner Kunst“, so Jungehülsing. „Also kam uns der Gedanke im Kontrast zu den alten Grabdenkmälern ein modernes Kunstwerk auf dem Friedhof zu platzieren.“ DZu diesem Zweck soll es im kommenden Jahr einen Skulpturenwettbewerb geben.

Über den Fortschritt jener Neugestaltung des Alten Friedhofes informiert Gerrald Boekhoff, Leiter des Managements des öffentlichen Raumes im Bezirksamt Harburg, die Besucher des Harburger Kulturtags in Form eines 20-minütigen Vortrags. Er findet um 15 Uhr in der Helms-Lounge statt. In einer anschließenden Diskussionsrunde bekommen Besucher die Möglichkeit, eigene Ideen und Anregungen einzubringen. Außerdem können sie sich an einem Informationsstand einen Eindruck von der Arbeit des Vereins machen. „Wir wollen mit dem Kulturtag auf unseren Verein aufmerksam machen und hoffen“, so Ulrich, „dass wir vielleicht auch einige neue Mitglieder begeistern können.“

Wer am Ende so neugierig geworden ist, dass er den Alten Friedhof selbst unter die Lupe nehmen will, der kann am Infostand den vom Verein verlegten Führer „Kleiner Rundgang über den Alten Friedhof Harburg“ erstehen. Sabine Knoll vom Archäologischen Museum hat darin 26 herausragende Grabdenkmäler beschrieben. Darunter sind zum Beispiel das imposante Denkmal des 1858 verstorbenen Wasserbaudirektors Johann Heinrich Blohm sowie einige in eine Steilwand eingeschlagene Echogräber, die in dieser Form in Deutschland einmalig sind. Bei gutem Wetter erwartet die Besucher zudem ein besonderes Bonbon. „In dem Fall“, verrät Jungehülsing, „werden wir eine Führung über den Friedhof anbieten.“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Verein Alter Friedhof e.V., Museumsplatz 2 (Helms-Lounge), Vortrag um 15 Uhr, Führung je nach Wetter. www.verein-alter-friedhof.de