Eine Ausstellung im Archäologischen Museum Harburg thematisiert wilde Schatzsucherei

Harburg. Wenn man beim Umgraben eine alte Münze findet – darf man sie dann behalten? Und wenn man dürfte – sollte man? Darüber gibt es unter vielen Zeitgenossen verschiedene Meinungen. Archäologen haben nur eine: Nein; und zwar zu beiden Fragen.

Warum, erklärt das Archäologische Museum Harburg vom 26. Oktober bis 26. Januar in der Ausstellung „Raubgräber – Grabräuber“. Anhand von Fundgeschichten erläutern die Wissenschaftler, vor welche Probleme Raubgräberei die Forschung stellt – und Raubgräberei ist schon das Einbehalten kleinster Fundstücke.

„Auch wenn solche Stücke irgendwann auf Umwegen zu uns gelangen, sind sie isoliert oft weit weniger aufschlussreich“, sagt Dr. Michael Merkel, Kurator der Ausstellung, die sich das Harburger Museum vom Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg geliehen hat. „Der Fundort ist oft wichtiger als der einzelne Fund.“

Er erklärt das am Beispiel eines römischen Sandalennagels: „Wurde der in Süddeutschland gefunden, ist er ein Allerweltsfund. In Norddeutschland wäre er schon viel interessanter, denn offiziell waren die Römer ja nie hier. Findet man dann in Norddeutschland sehr viele davon auf engem Raum, hat man eine Sensation, denn dann hat man hier viele Römer nachgewiesen“, sagt er.

Oft würden solch sensationelle Erkenntnisse allerdings zumindest verzögert, wenn nicht unwiederbringlich zerstört. Seit 2009 beispielsweise weiß man, dass im Harz eine Schlacht zwischen Römern und Germanen stattgefunden haben muss, die in keiner antiken Quelle verzeichnet war. Die Funde wurden allerdings schon im Jahr 2000 gemacht – von illegalen Sondengängern, die zunächst versuchten, ihre vermeintlich mittelalterlichen Fundstücke im Internet zu verscherbeln. Erst viel später wandten die Finder sich an die zuständige Archäologin des Landkreises Northeim.

„Wenn man etwas Antikes im Boden findet, sollte man es zum nächsten archäologischen Museum bringen“, sagt Merkel. Auch wer als Sondengänger dem Museum helfen möchte, sollte zunächst Rücksprache mit seinem örtlichen Museum halten. „Das sind ja oft sehr archäologieinteressierte Menschen. Wir nehmen uns Zeit für diese Leute und besprechen mit ihnen, wie sie wo vorgehen können und sollten.“

Die Möglichkeiten mit denen sich jeder Einzelne sinnvoll an archäologischer Forschung beteiligen kann, sind auch in der Ausstellung ein Thema. Für Kinder sieht das Ausstellungskonzept eine eigene inhaltliche Ebene vor: Zusätzliche kindgerechte Texte, Mitmach-Exponate und eine Identifikationsfigur führen durch die Ausstellung und vermitteln spielerisch die Arbeitsweisen von Wissenschaftlern aus Archäologie und Paläontologie, um für diese Fachgebiete faszinieren.