Weihnachtsfeier im Sommer – auf Hof Oelkers in Wenzendorf geht das mit echten Tannenbäumen

Wenzendorf. Auch wenn die Tage kälter werden und sich der Herbst ankündigt, ist es jetzt eigentlich nicht die Zeit, in der man sich den Kopf über den Weihnachtsbaum zerbrechen würde. Doch das sieht Henning Witte, Verkaufsleiter von G.U.T, Fachgroßhändler für Gebäude und Umwelttechnik mit Sitz in Rastede und Filialen im Landkreis Harburg, ganz anders. Die Firma G.U.T hat das Thema Weihnachten bereits abgehakt. Die Weihnachtsfeier fand bei den Mitarbeitern und den Kunden von G.U.T schon vor einigen Wochen beim T-Shirt-Wetter auf dem Hof Oelkers in Wenzendorf statt.

Vielleicht hat die Firma damit einen neuen Trend entfacht. Bernd Oelkers, Inhaber des gleichnamigen Hofs, glaubt jedenfalls, dass es nicht die letzte Weihnachtsfeier war, die er Monate vor Heiligabend auf seinem Gelände ausgerichtet hat. „Ich denke, dass es künftig Nachahmer geben wird, weil vor Heiligabend viele satt sind von all den Weihnachtsfeiern“, sagt der Landwirt, der sein Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen verdient und gleichzeitig Vorsitzender des Bundesverbands der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger Deutschlands ist.

Die Firma G.U.T feierte mit ihren Kunden nach allen Regeln des Weihnachtsfestes – mit einem Weihnachtsmann, mit Schnee, abgefeuert aus einer Schneekanone. Mit „O Tannenbaum“ und „Oh du Fröhliche“. Und natürlich mit einem Weihnachtsbaum.

Die eingeladenen Familien aus den Landkreisen Harburg, Stade, Rotenburg und Lüneburg konnten in aller Ruhe durch die Reihen der Baumplantagen vom Hof Oelkers flanieren und bei sommerlichen Temperaturen ihre persönlichen Weihnachtsbäume wählen. Kurz vor Heiligabend wird Oelkers dann der Firma G.U.T die Bäume liefern. „Entspannter kann man sich einen Weihnachtsbaum nicht aussuchen“, sagt Verkaufsleiter Henning Witte.

Mit Grauen erinnert er sich an die Weihnachtsfeier im Landkreis Stade im vergangenen Jahr, die buchstäblich in den Schneematsch fiel und nur für schlechte Laune sorgte. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen von G.U.T für eine Weihnachtsfeier im Warmen. „Es war bombastisch, einfach eine Top-Veranstaltung. Wir bekamen sehr positive Resonanz von unseren Kunden, auch wenn uns viele anfangs für verrückt hielten“, sagt Henning Witte.

Auch Bernd Oelkers schmunzelt beim Gedanken an die Premiere auf seinem Hof und zeigt Fotos vom blau-weißen Weihnachtsmann und Schnee im Sonnenlicht. „Nur Glühwein gab es nicht“, sagt er. Stattdessen tranken die Gäste Caipirinha. Während für die meisten Menschen, die Firma G.U.T mal ausgenommen, Weihnachten jetzt noch weit entfernt ist, ist Landwirt Bernd Oelkers gedanklich das ganze Jahr über bei Heiligabend, und ganz besonders jetzt.

Denn sobald die Bäume den Austrieb hinter sich haben, kristallisiert sich heraus, welche Statur sie annehmen. In dieser Zeit sind Bernd Oelkers und seine fünf Mitarbeiter jeden Tag draußen auf den 400 Hektar großen Baumplantagen und klassifizieren insgesamt rund 200.000 Tannenbäume in A-, B-, und C-Kategorien. Jeder einzelne Baum bekommt ein Etikett. Das Höhen- und Breitenverhältnis sollte bei 2:1 liegen, besagt eine Daumenregel.

Bernd Oelkers schreitet durch die Baumreihen und heftet gelb-, orange- und rotfarbene Etiketten an Bäume mit der klassischen Pyramidenform, die etwa zwei Meter hoch sind, keine Lücken haben und deren Spitzen intakt sind. „Top-Bäume“, sagt Oelkers. Gelb, Orange und Rot für die Kategorie A. Aber einfach nur wachsen ist noch lange nicht gut genug, damit Oelkers seinen Kunden den perfekten Baum zum Fest präsentieren kann.

Deshalb helfen er und seine Mitarbeiter im Frühjahr etwas nach, um die Tannenbäume in Form zu bringen, und schneiden sie schlanker. Auch Dünger setzen sie im geringen Maße ein. „Je mehr Tannen auf einem Haufen stehen, desto nötiger ist das“, sagt Bernd Oelkers.

Rund 200.000 Bäume verkauft er jedes Jahr. Gerade mal drei Jahre sind die Babytannen alt, wenn sie die Baumschulen in Rellingen und Hollenstedt verlassen und auf die Plantagen von Bernd Oelkers ziehen. Sobald die Tanne weitere sieben Jahre auf Oelkers’ Plantage verbracht hat, ist sie reif, um geschlagen zu werden und die Wohnzimmer zu zieren. Jahrelang werden die Tannen gehegt und gepflegt – für den Schmuck im Wohnzimmer, der nur wenige Wochen anhält.

Wer sich im Hamburger Raum nach einem Weihnachtsbaum umsieht, erwischt mit hoher Wahrscheinlichkeit einen von Oelkers. Seine Bäume gehen an Standbetreiber im Bremer, Hamburger und Berliner Raum, an Lebensmittelhandelsketten und Baumärkte sowie Hofläden.

Selbst wenn ein Baum Mängel hat, heißt es noch lange nicht, dass er nicht mehr zum Verkauf geeignet ist. Vieles lässt sich noch beheben, etwa eine fehlende Baumspitze. Ein benachbarter Zweig wird dann einfach an einem Bambusstab hochgebunden und wächst dadurch in die Höhe.

Solche Makel drücken allerdings den Preis. „Aber es gibt Kunden, für die diese Bäume genau die richtigen sind, weil sie zum Beispiel nicht so viel Geld ausgeben können oder möchten“, sagt der Landwirt.

Doch manchmal hilft weder das Hochbinden noch das Schneiden. Bernd Oelkers zeigt auf einen schrumpeligen Baum, der es offenbar schon vor langer Zeit aufgegeben hat zu wachsen. „Ein Kümmerling“, sagt er. Das Gute jedoch ist, dass unter den Tausenden Bäumen auch jedes Jahr ein Spitzenreiter ist. Nicht umsonst beliefert Bernd Oelkers seit sieben Jahren den Deutschen Bundestag. Jeder Baum ist eben ein Individuum.