Harburger Stipendiatenkonzert weicht am Freitag wegen des Herbstfestes vom Rathaus in den Helmssaal aus

Harburg. Wenn Klassik auf Pop trifft, können daraus überaus reizvolle Musikprojekte entstehen. In Harburg hätte der unorthodoxe Mix am Freitagabend aber leicht zu handfesten Dissonanzen führen können, und das durchaus im Wortsinn. Denn während im Großen Saal des Rathauses zwei zarte Pianistinnen fingerfertig Klavierwerke von Chopin und Schubert zu Gehör bringen wollten, sollte die Palin-Partyband zeitgleich auf der Bühne vor dem Rathaus den Besuchern zum Auftakt des Harburger Herbstfestes einheizen.

„Diese Kollision konnte im letzten Augenblick abgewendet werden“, zeigte sich Michael Ulrich, Bezirksamtsleiter a. D. und Moderator des Klassikabends, erleichtert. Unvorstellbar, dass sich Galyna Gusachenko und Tomoka Shigeno drinnen am Flügel um ausgefeilte Interpretationen klassischer Klavierwerke bemühten, während von draußen „wummernde Bässe“ herauf dröhnten. Das akustische Schreckensszenario hätte zum Glück abgewendet werden können, „weil uns Museumsdirektor Professor Rainer Maria Weiß ganz unbürokratisch den Helmssaal zur Verfügung stellte“, so Ulrich.

Dort soll nun das diesjährige Stipendiatenkonzert über die Bühne gehen. Seit fünf Jahren stiftet F. Peter Jungehülsing, Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens Albers, jährlich zwei Stipendien für junge Pianisten, die jeweils vom Präsidenten der Hamburger Hochschule für Musik und Theater benannt werden.

In diesem Jahr fiel die Wahl wie gesagt auf die 25 Jahre alte Japanerin Tomoka Shigeno und die 21 Jahre alte Galyna Gusachenko aus der Ukraine. Tomoka Shigeno, die ab neunten Lebensjahr regelmäßig Klavierunterricht bei ihrer Mutter erhielt, ist bereits eine erfahrene Kammermusikerin und Solistin, trat unter anderem mehrfach mit den London Mozart Players auf. Galina Gusachenko besuchte schon mit fünf Jahren die Kindermusikschule in ihrer Heimatstadt Slawyansk. Auch sie absolvierte bereits zahlreiche Solo-Konzerte, etwa in Russland, Deutschland, Finnland, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden.

Für das Stipendiatenkonzert ab 19.30 Uhr im Helmssaal hat Galina Gusachenko Stücke von Domenico Scarlatti, Maurice Ravel und Frédéric Chopin vorbereitet. Tomoka Shigeno will Werke von Franz Schubert, Claude Debussy und Isaac Albeniz spielen. Ein besonderer Hörgenuss dürfte also einmal mehr garantiert sein, obwohl diesmal nicht auf dem 1995 ebenfalls vom F. Peter Jungehülsing gestifteten Flügel des Harburger Rathauses musiziert wird.

Zum 100-jährigen Bestehen seiner Firma hatte der engagierte Unternehmer seiner Heimat Harburg unbedingt ein bleibendes Geschenk machen wollen. „Ich habe ihm damals einen Flügel fürs Rathaus vorgeschlagen. Jungehülsing konnte sich für diesen Vorschlag sofort begeistern“, erinnert sich Michael Ulrich. Der passionierte Pianist fuhr dann auch höchstpersönlich nach Rellingen, um das gute Stück auszusuchen und zu testen. Wenig später gehörte ein 40.000 Mark teurer Yamaha B2-Flügel zum Inventar des Rathauses.

Dort sollte es aber nicht nur als repräsentatives Möbelstück stehen, sondern auch auf künstlerisch hohen Niveau gespielt werden. Die zündende Idee steuerte schließlich Professor Hermann Rauhe bei, der legendäre Präsident der Hamburger Hochschule für Musik und Theater (HfMT). Aus der feierlichen Einweihungsfeier im Großen Rathaussaal mit Absolventen der HfMT entstand die erfolgreiche Konzertreihe „Stars von Morgen“. Deren festes Domizil der Große Saal bleiben sollte.

„Er ist mit seiner Holztäfelung nicht nur ein wunderschöner, prachtvoller Raum. Mit seiner extrem guten Akustik ist er für Kammermusik wie geschaffen“, schwärmt Rauhe noch heute. Ebenso wie die angehenden Profimusiker und ihre Professoren. Die seitdem regelmäßig für Konzerte nach Harburg kommen.

In dieser Saison stehen insgesamt sechs auf dem Programm, immer mittwochs um 19.30 Uhr. Den Auftakt macht am 23. Oktober Prof. Marian Migdal mit seiner Klavierklasse. Es folgt die Harfenklasse von Prof. Xavier de Maistre (20.11.). Zum 100. Jubiläumskonzert am 19. Februar 2014 kommen die Schlagzeuger von Prof. Cornelia Monske.

Harburger Stipendiatenkonzert am Freitag, 27. September 2013, 19.30 Uhr im Helmssaal, Museumsplatz 2 (nicht im Großen Rathaussaal!). Tickets zu 15 Euro an der Abendkasse. Konzertreihe „Stars von Morgen“. Abo-Preis 70 Euro, ermäßigt 35, die Einzelkarte kostet 12 Euro, ermäßigt 7. Vorverkauf über Telefon 0175/2226779 oder per E-Mail johannes.joern@web.de