Am Schwarzenberg soll ein Neubau entstehen. Bewohner der nahen, 200 Jahre alten Bauten fürchten Schäden

Harburg. Die Baulücke an der Schwarzenbergstraße 50, kurz hinter dem Finanzamtsknoten, ist vielen Harburgern vom Vorbeigehen im Bewußtsein. Man blickt durch die Baulücke auf eine Parkplatzfläche der Dialysepraxis, dahinter kleine Häuser aus einer Zeit, als sich Napoleons Truppen gerade aus Hamburg und Harburg zurück gezogen hatten. Das ist gut 200 Jahre her. Und aus der Zeit stammt auch die mit Kopfsteinpflaster befestigte Schorchtstraße, an der die kleinen denkmalgeschützten und von ihren Bewohnern liebevoll in Schuss gehaltenen Häuser stehen.

Die Bewohner sind nun in Sorge um ihr Quartier. Das machten sie in der Sitzung der Bezirksversammlung deutlich. Barbara Thies, Sprecherin der Anwohnergemeinschaft, übergab eine Liste mit 226 Unterschriften an den Vorsitzenden der Bezirksversammlung, Manfred Schulz. Damit bekräftigten sie ihre Bedenken gegen das geplante Bauprojekt eines privaten Investors. Ein fünfgeschossiges Haus mit 47 Studentenwohnungen soll vor ihrer Haustür an der Schwarzenbergstraße entstehen, im Untergeschoss ein Parkdeck über zwei Ebenen für 38 Autos mit einer Zufahrt von der Schorchtstraße und einer von der Schwarzenbergstraße.

Im Oktober vergangenen Jahres waren die Anwohner auf Einladung des Bauamts im Zuge der Nachbarschaftsbeteiligung erstmals über das Vorhaben unterrichtet worden. Wegen vorgetragener Bedenken musste der Investor seine Pläne überarbeiten. Es folgten zwei weitere Planabstimmungen mit Nachbarschaftsbeteiligung am 4. Juli und am 7. August. Am 26. August erhielt der Investor im sogenannten Vorbescheidsverfahren grünes Licht vom Bauamt, dass ein eingereichter Bauantrag in entsprechender Form genehmigt werden würde. Noch ist der Bauantrag nicht eingereicht. Im Harburger Bauamt wird davon ausgegangen, dass Anfang kommenden Jahres mit dem Bau begonnen werden kann.

Anwohnersprecherin Barbara Thies beklagte, dass Politiker zugestimmt hatten, das Bauvorhaben durch 13 Befreiungen vom geltenden Bebauungsplan zu ermöglichen. Baudezernent Jörg Heinrich Penner bezeichnete die Befreiungen als „Kleinkram“. Barbara Thies: „Leider sind in Harburg nur noch sehr wenige historische Straßen erhalten. Deshalb sollte der besondere Charakter der Schorchtstraße eher aufgewertet werden und nicht von einem fünfstöckigen Gebäude zerstört werden. Wir möchten, dass der Charme dieser alten Straße auch für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Auch fürchten wir, dass dieses Bauvorhaben und der Verkehr, der über das alte Kopfsteinpflaster geht, die alten Häuser erheblich beschädigt. Wir wissen, dass wir den Bau nicht mehr verhindern können aber wir möchten Sicherheit für unsere Häuser, dass sie in Zukunft keinen Schaden erleiden.

Zu den erteilten Ausnahmen sagte Baudezernent Penner, dass der B-Plan eine viergeschossige Bebauung hergebe und mit der erteilten Genehmigung für fünf Vollgeschosse die Höhe der links und rechts der Baulücke stehenden Häuser nicht überschreiten werde. Die Anwohner sind in Sorge, dass die Baufahrzeuge beim Überfahren ihrer Kopfsteinpflasterstraße Erschütterungen verursachen, die Schäden an ihren Häusern bewirken können. Die seien damals nicht für derartige Belastungen gebaut worden. Penner hielt dem entgegen, dass es sich bei der Schorchtstraße um eine öffentliche Straße handelt, die auch von Baufahrzeugen befahren werden darf. Penner: „Etwas anderes wäre es, wenn für die Fundamentgründung des Gebäudes Pfähle ins Erdreich gerammt werden sollten. Das ist im Stadtgebiet nicht mehr gestattet. Es gibt keine Erlaubnis mehr fürs Rammen, es dürfen nur noch Pfahlgründungen gebohrt werden.

Die Anwohner wünschten auch eine Erklärung zum Milieuschutz, dass ihren Häuser und Grundstücke nicht eines Tages überplant werden. Und sie hätten auch gern gewusst, wer für möglicherweise entstehende Schäden an ihren Häusern aufkommt. Jürgen Heimath, Fraktionsvorsitzender der SPD, äußerte deshalb die Bitte an die Verwaltung, den Anwohnern dazu schriftliche Antworten zu schicken.

Das Baugrundstück befindet sich in Hanglage der Schwarzenbergstraße, weshalb das Parkdeck mit seinen beiden Ebenen und den Zufahrten von Schorchtstraße und Schwarzenbergstraße ohne zusätzliche Rampen auskommen wird.