Die Investoren des Neuländer Quarrées bleiben Antworten zur Finanzierung schuldig. Die SPD tritt auf die Bremse

Harburg. Das Projekt Neuländer Quarrée steht mehr denn je auf der Kippe. Nachdem sich die CDU-Fraktion in der vergangenen Woche ganz klar von dem Großprojekt verabschiedet hat, beantragt jetzt die SPD-Fraktion, den Tagesordnungspunkt3 von der Agenda des Stadtplanungsausschusses am Donnerstag, 26. September, zu nehmen. Bei diesem Punkt hätten die Mitglieder abschließend der „öffentlichen Auslegung63 - Neuländer Quarrée“ zustimmen und damit das Planverfahren einleiten sollen.

Erst vor etwa einer Woche waren Investor und Projektleiter im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung und hatten noch mal bekräftigt, sie stünden zum Standort Harburg (das Abendblatt berichtete). Den Ausschussmitgliedern wurden einige Änderungen in der Planung vorgesetzt, aber wenig Konkretes zur Finanzierung. In der CDU-Fraktion hat dieser Auftritt dafür gesorgt, dass Ralf-Dieter Fischer, Fraktionschef der CDU, Ende letzter Woche die Reißleine zog und „wegen einiger Ungereimtheiten in der Finanzierung und offener Fragen in Sachen Lärmschutz“ dem Projekt eine Absage erteilte. Seine Fraktion, so Fischer, werde gegen das Neuländer Quarrée stimmen.

„Nach der letzten Sitzung des Stadtplanungsausschusses sind auch in unserer Fraktion einfach noch zu viele Fragen offen. Es ist zu früh, um eine öffentliche Auslegung zu beschließen“, zieht nun Heimath nach. Allerdings will sich der SPD-Fraktionschef nicht im Detail zu den Vorbehalten, die seine Fraktion inzwischen gegen das Projekt hat, äußern. Es seien noch einige Dinge unklar, einiges müsse noch recherchiert werden, sagt er. Vermutlich aber hat die Tatsache, dass Thorsten Wiehe, Geschäftsführer der P&S Gruppe, zwar hübsche bunte Bilder vom Neuländer Quarrée im Sitzungssaal des Rathauses zeigte, aber den Fragen des Ausschussvorsitzenden Muammer Kazanci (SPD) zur Finanzierung des Millionen-Projekts mehrfach auswich, Zweifel in der Fraktion gesät.

In jedem Fall könne seine Fraktion, so Jürgen Heimath, zum jetzigen Zeitpunkt dem weiteren Planverfahren noch nicht zustimmen. Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen scheint inzwischen nicht mehr vom Neuländer Quarrée, beziehungsweise den Investoren, überzeugt zu sein. Grünen-Fraktionschef Kay Wolkau teilt die Bedenken der CDU. Er nennt das Neuländer Quarrée „unser Sorgenkind“.

„Das Modell der Finanzierung lässt einfach zu viele Fragen offen. Und bei derart groß angelegten Projekten ist dann doch eine gewisse Skepsis angebracht. Und dass der Investor in der Sitzung vergangener Woche eigentlich wenig mehr als Plattheiten von sich gegeben hat, diente in unserer Fraktion nicht unbedingt dazu, diese Skepsis auszuräumen“, so Wolkau. Ralf-Dieter Fischer und seine CDU-Fraktion dürfen sich also bestätigt fühlen in ihren Zweifeln. Die Idee des Investors, zuerst die Wohnungen zu bauen und mit dem Erlös aus deren Verkauf dann im zweiten und dritten Abschnitt den Technologiepark zu bauen, scheint bei der Mehrzahl der Harburger Politiker auf wenig positive Resonanz zu stoßen.

Nur dass die SPD offensichtlich das Projekt noch nicht endgültig kippen will. Anstatt in der öffentlichen Ausschusssitzung im Sitzungssaal des Rathauses, (Beginn ist um 18 Uhr) gegen die Auslegung zu stimmen, will sie die Entscheidung verschieben.

Einzig die FDP mag in der Präsentation bei der vergangenen Sitzung des Stadtplanungsausschusses nichts Zweifelhaftes erkennen. „Es ist absolut nicht üblich, dass Investoren uns ihre Bücher offen legen müssen, bevor sie in Harburg bauen dürfen“, gibt FDP-Fraktionschef Carsten Schuster zu bedenken. Alle Fraktionen in der Bezirksversammlung seien sich einig gewesen, so Schuster weiter, „dass das Neuländer Quarrée ein Meilenstein für den Harburger Binnenhafen ist. Und die CDU befürchtet ja immer viel“. Es gebe, so der FDP-Politiker, strenge Auflagen für den Lärmschutz, die müsse jeder Investor berücksichtigen.

Als das Projekt im März vergangenen Jahres zum ersten Mal vorgestellt worden war, war die Rede von 200 neuen Wohnungen und einem Technologiepark, die auf der Bahnhofslinse, dem Filetstück im Binnenhafen, gebaut werden sollten. Präsentiert wurden erste Zeichnungen des Neuländer Quarrées damals von Investor Günter Schönfeldt mit Sekt und Schnittchen im Rathaus, Gastgeber war Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD). Zu dem Zeitpunkt war der Stadtplanungsausschuss offiziell noch nicht in das Projekt involviert. Schon diese Vorgehensweise dürfte bei einigen Bezirksabgeordneten für Irritationen gesorgt haben. Aber danach hatte der Ausschuss die Pläne der Investoren mit Wohlwollen begleitet. Das scheint jetzt vorbei zu sein.