Mahnmal gegen den Faschismus mahnte durch Verschwinden. Den Grünen ist es zu wenig präsent

Harburg . Die Harburger Grünen fordern den Bezirk auf, ein Konzept zu erstellen, das das Harburger Mahnmal gegen den Faschismus der Künstler Jochen Gerz und Esther Shalev-Gerz wieder in das Bewusstsein der Harburger bringt. Das von dem Kunstwerk kaum noch etwas zu sehen ist, gehört allerdings zu seinem Konzept. Damit sind auch die Grünen in einem Dilemma: „Wie bewahrt man ein Mahnmal gegen den Faschismus, das durch sein eigenes Verschwinden das Vergessen symbolisiert?“, fragt der Grüne Bezirksabgeordnete Jürgen Marek – und fordert gleichzeitig: „Diesem Problem sollten sich Harburger Politik und Verwaltung stellen.“

„Denn nichts kann auf Dauer an unserer Stelle sich gegen das Unrecht erheben“, heißt es auf der Tafel an der Stelle wo sich einst die Stele erhob, die der sichtbare Teil des Mahnmals war. Das Verschwinden der Stele über einen Zeitraum von mehreren Jahren war Teil des Kunstwerks: Die Betrachter sollten sich mit dem Werk auseinandersetzen, sowohl in persönlichen Kommentaren, die sie darauf hinterließen, als auch als Zeugen des schrittweisen Verschwindens der Säule in der Erde – sinnbildlich für das Verblassen von Erinnerungen.

Dieser Prozess dauerte von 1986 bis 1993 und war selbst nicht ohne Kontroverse: Diejenigen, die Respekt vor dem Werk hatten, trauten sich oft nicht, sich darauf zu verewigen; die, die sich verewigten, zeigten oft keinen Respekt vor dem Werk und Ewiggestrige versuchten ihre Niederlage von 1945 zu keompensieren, indem sie der Stele Gewalt antaten.

Seit 1993 erinnern noch zwei Hinweistafeln, ein vergittertes Sichtfenster auf die obersten zwei Meter der einst 12 Meter hohen Stele, sowie ihr oberer Abschluss, der nun wie eine eiserne Bodenplatte zwischen profanen Betonkollegen liegt und Bewuchs und Verwitterung trotzt.

Die Säule wieder aus dem Boden ziehen möchten auch Jürgen Marek und seine Fraktionskollegen nicht. „Aber ein Mahnmal soll Gedenken auch über Generationen bewahren“, sagt Marek. „Man könnte die Adresse aufwerten, damit das Werk nicht ganz aus dem Bewusstsein der Harburger verschwindet. Einerseits könnte man das direkte Umfeld der Stele besser pflegen, andererseits auch an anderen Stellen Hinweise anbringen.“

Dafür kämen nicht nur klassische Wegweiser in Frage. „Auch eine App wäre denkbar, die auf verschiedene kulturelle Highlights hinweist“, gibt sich der pensionierte Oberstudiendirektor ganz modern. „Allerdings sind wir nicht so vermessen, zu glauben, wir hätten das perfekte Konzept. Deshalb stellen wir ja auch den Antrag in der Bezirksversammlung: Alle Harburger Politiker sollen sich damit auseinandersetzen.“

Das wäre nun fast wieder im Sinne der Künstler