Harburger Kulturtag. Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer vor. Heute: das Atelier Alles wird schön

Harburg . Man muss im Leben Prioritäten setzen. „Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee!“, sagt Jürgen Havlik, künstlerischer Leiter der Harburger Kunst- und Kulturinstitution Alles wird schön. In aller Ruhe befüllt er die Espressokanne und verliert sich in einem langen Exkurs übers Kaffeekochen, teure Espressomaschinen und Kaffee-Kapseln. Dabei soll es bei diesem Treffen doch eigentlich um den Harburger Kulturtag am 26. Oktober gehen, an dem auch Alles wird schön teilnimmt. Der 1992 von Havlik mitgegründete Verein für Kunst und Kultur organisiert regelmäßig Ausstellungen und bietet unter anderem Siebdruck-Kurse, eine Schreibwerkstatt und ein mit dem Harburger Integrationspreis ausgezeichnetes Kinderatelier an. „Tja, was soll ich zum Kulturtag sagen“, grübelt Havlik laut. „So richtig weiß ich selbst noch nicht, was bei uns passiert. Schreiben Sie doch einfach ‚Alles wird schön ist auch dabei’.“

Wie die Künstler das Thema umsetzen, bleibt ihnen überlassen

Das wäre am einfachsten, aber auch eine gnadenlose Untertreibung, denn Havlik hat sehr wohl einen Plan für jenen Tag. 13 internationale Künstlerinnen und Künstler werden ihre Werke bei Alles wird schön in einer Gruppenausstellung präsentieren. Für ihre Beiträge hat Havlik das Motto „Alles für Alle“ vorgegeben. „Das war mal eine Überschrift in einer Kunstzeitschrift“, verrät er. „‚Alles für Alle und Jederzeit’ stand dort. Man nimmt sich als Künstler ja immer bestimmter Sachen an. Die beschäftigen mich dann durchaus eine Zeit lang. Vorher war es in meinem Fall das Motto ‚die guten Plätze sind weg’ und jetzt ist es eben dieser Satz.“ Im Gespräch mit der Künstlerin Andrea Rausch, deren Atelier sich genau gegenüber in von Alles wird schön zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten befindet, manifestierte sich dann der Plan, diese Überschrift als Inspiration für den Kulturtag zu nutzen. Im Atelier Malrausch lautet das Motto nun also „Jederzeit“ und bei Alles wird schön „Alles für Alle“.

Wie die Künstler dieses Motto umsetzen, bleibt ihnen selbst überlassen. „Ich vertraue den Teilnehmern da voll und ganz“, so Havlik. „Das sind alles gestandene Künstler.“ Jeder von ihnen hat in der Vergangenheit schon mal bei Alles wird schön ausgestellt. „Ich mache es zum Kulturtag immer so, dass ich einen relativ großen Stamm von Künstlern anschreibe“, erklärt Havlik. „Die meisten antworten dann eine Woche vorher und fragen ob sie noch mitmachen können. Nein, im Ernst: 13 Künstler sind für unsere 40 Quadratmeter schon reichlich. Ich bin mir sicher, da kommt eine spannende Mischung zusammen.“

Schließlich sind die Techniken der einzelnen Künstler ganz unterschiedlich. So beschäftigt Carmen McPherson sich mit Gummigrafie und Drucktechniken, während Barbara Koch, Freya Burmeister, Heike Rolshoven und Heilwig Jacob sich der Malerei widmen. „Brigitte Klötzer eigentlich auch, aber sie hat Kunsttherapie studiert, da könnte also auch mal etwas anderes heraus kommen“, so Havlik. „Das gleiche gilt für Eva Theresa Weismüller, da kann ich überhaupt nicht sagen, was kommt.“ Ingo Finnmann derweil schnitzt oder baut mitunter, von ihm wird also vermutlich ein Objekt zu sehen sein, genauso wie von Sabine Reyer.

„Tobias Waldt und Waldemar Sulewski machen von Objekten bis zu Malerei eigentlich alles“, so Havlik weiter. „Und ich selbst werde wohl mit einem Bild aufwarten, also Malerei. Aber angefangen habe ich noch nicht. Die meisten Künstler sind immer erst kurz vor der Veranstaltung fertig.“

Die Ausstellung ist nicht einfach nur Bilder gucken

Das einzige Werk, das Havlik bisher vorliegt, stammt von Ava Smitmans. Die in Tübingen geborene Malerin hat eine Zeit lang in Harburg gelebt und eine Serie mit Bildern aus der Umgebung gemacht. Ihr Beitrag zum Kulturtag zeigt einen Kiosk mit geschlossenen Jalousien. „Das stellt sie sich eben unter ‚Alles für Alle’ vor“, so Havlik. Für ihn sei das Motto auch eine politische Aussage. „Ich habe Spaß an solchen Sachen“, sagt er. „Das wird auf jeden Fall spannend. Das ist nicht einfach nur Bilder gucken, sondern zusammen ergeben die Beiträge dann hoffentlich auch ein Gesamtbild.“

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Alles wird schön, Friedrich-Naumann-Straße 27, 10 bis 20 Uhr. Zu sehen sind Arbeiten von Ava Smitmans, Barbara Koch, Brigitte Klötzer, Carmen McPherson, Eva Theresa Weismüller, Freya Burmeister, Heike Rolshoven, Heilwig Jacob, Ingo Finnmann, Jürgen Havlik, Sabine Reyer, Tobias Waldt und Waldemar Sulewski. www.alles-wird-schoen-e-v.de