Vorstand des Vereins Postkutsche Lüneburger Heide setzt auf Jugendarbeit. Nicht allen Mitgliedern gefällt das

Klecken. Die Tradition zu pflegen und doch mit der Zeit zu gehen, das ist eine Kunst, die nicht immer und allen gelingt. Denn dazu gehören Mut, Visionen und jede Menge Fingerspitzengefühl. Beides beweist der neue Vorstand des traditionellen Vereins Postkutsche Lüneburger Heide. Er setzt auf das, was schon immer gut war, und erweitert das Programm um einen Schwerpunkt: Auf der Prioritätenliste des neugewählten Vorstandes steht die Kinder- und Jugendarbeit ganz oben.

Nein, Marco Stöver ist nicht der Förster. „Auch, wenn ich eigentlich fast täglich im Olen Fösterhuus im Kleckerwald anzutreffen bin: Diesen Job überlasse ich lieber einem Fachmann“, erzählt er. Den Gemeindeamtsrat aus Eckel ziehen keine beruflichen Verpflichtungen, sondern vielmehr seine Leidenschaft für Geschichte und Heimat in das Gebäude des Vereins Postkutsche Lüneburger Heide. Jedes Mal, wenn er das Fachwerkhaus betritt, fühle er sich in alte Zeiten zurückversetzt. Vitrinen, Schränke, Lampen, Kachelöfen, ein Klavier und ein historischer Fernsprecher – vieles erinnert an die vorindustrielle Neuzeit, in der Briefe und Postkarten noch per Pferd und Kutsche zugestellt wurden. Um 1850 hatten die meisten Postkutschen in Mitteleuropa dann ausgedient; ab 1905 übernahm die Kraftpost mit ihren Fahrzeugen die Auslieferung persönlicher Schriftstücke. 52 Jahre später gründete Siegfried Cohrs den Verein Postkutsche Lüneburger Heide, um die bewegte Geschichte der gelben Fahrzeuge wieder aufleben zu lassen. Kurz darauf reiste sogar Bundesverkehrsminister Dr. Hans-Christoph Seebohm nach Klecken, um die dem Verein von der Firma Mouson gestiftete Postkutsche einzuweihen. Die erste offizielle Fahrt unternahm der Verein dann im März 1958. Damals reisten einige Mitglieder vierspännig zur Weltausstellung nach Brüssel. „Dat ole Fösterhuus“ wurde dann in den 70er-Jahren zum Treffpunkt.

Zwischenzeitlich zählte der Verein 1200 Mitglieder. Heute unterstützen noch 350 Männer und Frauen die gelebte Geschichte der Postkutsche. Marco Stöver hofft, dass es schnell mehr werden. „Wir haben viel vor und brauchen jede Menge Unterstützung“, sagt er. Im Januar übernahm Stöver das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Die Mitglieder bestimmten Frank Prabst zum Nachfolger des langjährigen Vereinschefs Diedrich Schmanns. Gemeinsam mit Kassenwart Andreas Pfeil, Schriftführerin Renate Schnitter sowie Kai Vollbrecht, Olaf Hübner, Michael Sprung, Wolfgang Schnitter und Jürgen Grützmacher will der Verein jetzt neue Wege gehen. Dabei legt der Vorstand viel Wert auf Kooperationen – beispielsweise mit den „Wanderfreunden“, mit Grundschulen und Kindergärten. Im Sommer bot Stöver bereits ein Ferienprogramm für Jungen und Mädchen an. Künftig stehen Vorträge und Diskussionsrunden ebenso wie die traditionellen Backtage und Kutschfahrten auf dem Plan. Darüber hinaus möchte der Verein den Fledermäusen im Gewölbekeller wieder ein Überwinterungsquartier bieten. Außerdem bereitet sich der Vorstand auf die anstehenden Sanierungsarbeiten am Försterhaus vor. Neu ist auch, dass das Gebäude für private Feste und Veranstaltungen genutzt werden kann.

Viel frischer Wind in alten Gemäuern also. Doch die Neuorientierung gefällt nicht jedem. Einige Mitglieder sind sogar ausgetreten. „Die Begründung war immer dieselbe: Jetzt sind ja auch Kinder hier“, erzählt Stöver. „Ich will aber, dass der Verein auch 2057 noch existiert. Und ohne Nachwuchs geht das nicht. Die Kinder sind unsere Zukunft.“