Klaus Wallner versorgte die Olympioniken mit Weißwurst und süßem Senf in der Tauschbörse für olympische Anstecker

Harburg. Klaus Wallner, 76, ist ein Macher und Sammler. An der Flurwand der Harburger Etagenwohnung, die er mit Ehefrau Anke Kraus, 72, teilt, hängt das erste Zeugnis von Wallners Sammelleidenschaft: Ikonenbilder. Sie teilen sich den Flur mit einer veritablen Kollektion alter Pfeifen. Alte Pfeifen schmücken auch die Wand im Esszimmer. So richtig ins Schwärmen aber kommt der weit gereiste Münchener, der in Harburg lebt, „weil für einen Münchener nur Hamburg als Alternative zur Bayernmetropole in Frage kommt“, in seinem Arbeitszimmer. Hier schmücken 5600 olympische Pins jeden Zentimeter der Wand. Wallner sagt, er sei sicher, die größte Sammlung an olympischen Pins zu haben. Und Wallner hat echte Raritäten in seinen gläsernen Schaukästen aufbewahrt.

Olympiade 1936 in Nazi-Deutschland. Schon damals gab es olympische Pins. allerdings hatte die Anstecker damals noch eine Funktion. Sie galten als Eintrittskarte und als Akreditierungsbeweis. Leni Riefenstahl trug damals bei ihren Drehaufnahmen diese Pins, damit sie ungehinderten Zutritt ins olympische Dorf und zu den Veranstaltungen hatte, einen für die Schwimmwettkämpfe, einen Pin für die Wettkämpfe auf dem Rasen und einen für die Halle. Und jeder Sportfunktionär hatte damals seinen Pin. „Die meisten Pins von 1936 habe ich in den USA auf Flohmärkten gefunden und gekauft“, erzählt Wallner.

Heute geben Sponsoren und Olympiamannschaften ihre eigenen Pins heraus. Jede Sportart hat eigene Pins. Und Klaus Wallner hat sie alle, fast alle. angefangen hat Alles mit den olympischen Winterspeilen 1984 in Sarajevo. Damals war Wallner Werbeleiter und Marketingdirektor einer großen bayerischen Brauerei. Seine Freizeit verbrachte der sportliche Mann als Handballschiedsrichter und im Sportausschuss der Stadt München. „Mich fragten damals Bekannte, ob ich mir vorstellen könnte, eine Restauration für die VIP-Lounge auf die Beine zu stellen“, sagt Klaus Wallner. Wallner organisierte eine echte bayerische Vip-Lounge für Funktionäre, Gäste und Sportler, mit Weißbier, Brezen und Weißwurst im olympischen Dorf in Sarajevo. Dem ganzen gab Wallner den Namen Kufenstübl. Damit war auch der Grundstein für seine Anstecker-Sammlung gelegt.

Das war im Jahr 1984. Los Angeles richtete die olympischen Sommerspiele aus, und Wallner sorgte dafür, „dass in LA Weißwurst, bayerisches Bier und süßer Senf serviert werden konnte“, sagt er. „Und mit dem süßen Senf hatten wir auch schon das erste Problem. Es war unmöglich, den Senf in die Staaten zu kriegen, weil man keine Gewürze in die USA einführen darf. Aber zu Weißwurst gehört nun mal der süße Senf. Also habe ich die Palette mit dem Senf einfach als Massagecreme für die deutschen Olympioniken deklariert und rüber geschickt. Das hat anstandslos funktioniert. Und die Amis waren begeistert von unserem Senf“, erzählt Klaus Wallner und lacht. Und im Kufenstübl war die Sammler-Community damit beschäftigt, Pins zu handeln. Wallner saß an der Quelle. Im Kufenstübl traf sich auch die gesammelte olympische Prominenz, Funktionäre und Sportler.

Klaus Wallner hat sie alle fotografisch eingefangen und in seinen Fotoalben festgehalten. „Wie viele andere gehörte später auch der Hackl Georg zu unseren Stammgästen“, sagt Wallner nicht ohne Stolz und sucht in seinen Alben das Foto, dass ihn und Michael Jackson zusammen am Tisch im Kufenstübl zeigt. Der Goldmedaillen-Gewinner im Ringen, Pasquale Passarelli feierte seinen Sieg im Ringen 1984 Kufenstübl in Los Angeles. Zu den echten Highlights seiner Sammlung gehören die Pins der jamaikanischen Bobmannschaft, die 1988 bei den olympischen Winterspielen in Calgary an den Start ging. „Da gab es nur 100 Pins. Die Jungs waren große Klasse. Die wollten einfach nur ihren Spaß haben, weiter nichts“, schwärmt Klaus Wallner. Wie hoch die Preise für Alkohol in Skandinavien sind, weiß Wallner aus leidvoller Erfahrung. Für einen Teilnehmer-Pin aus Lillehammer, Winterspiele 1994, habe er eine Flasche Wodka im Wert von 400 Euro gezahlt. 1997 ging Klaus Wallner in Rente, das Kufenstübl gibt es nicht mehr, seine Sammelleidenschaft ist geblieben. Sein Traum, sagt Klaus Wallner, wäre ein Pin von 1936 in Kiel, wo die Segelwettbewerbe ausgetragen wurden. Der fehlt noch zu seinem Glück, und Klaus Wallner hofft darauf, dass er seine Sammlung auf Flohmärkten komplettieren kann, die er besucht.