Jugendlicher vorläufig in der Psychiatrie. Feuerwehr in der Elbmarsch ist weiter in Alarmbereitschaft

Bütlingen/Tespe. Durchbruch in den Ermittlungen zur Brandserie in der Elbmarsch: Ein Jugendlicher sitzt in Untersuchungshaft und wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Von Erleichterung kann in der Elbmarsch aber noch nicht viel Rede sein – zumindest nicht bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten.

„Ich warte darauf, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind“, sagte Tespes Gemeindebrandmeister Frank Hupertz am Montag dem Abendblatt. „Ich bin selbst Hausbesitzer, ich bin immer noch angespannt.“ Schließlich habe weder Polizei noch Staatsanwaltschaft klar sagen können, dass der Tatverdächtige wirklich für die sieben Brände in diesem Monat verantwortlich sei.

So lange die Polizei den Tatverdacht nicht bestätige, sei die Anspannung weiterhin da. „Bis dahin ist die Freiwillige Feuerwehr und auch jeder Bürger auf Standby.“ Hupertz selbst hat vier Einsätze mitgemacht und sagte gestern: „Natürlich ist man erschöpft. Jeder Einsatz schlaucht.“

Insgesamt etwa 600 Einsatzkräfte sind bei den sieben Bränden gewesen, schätzt Matthias Köhlbrandt, Sprecher der Kreisfeuerwehren. Er selbst war zweimal dabei und hat gemerkt, wie es den Kollegen in diesem September ging: „Erschöpft, kaputt. In der Elbmarsch gehen sie auf dem Zahnfleisch.“ Die großen Hausbrände haben die Freiwilligen Feuerwehren jeweils rund zehn Stunden beschäftigt: Allein das reine Löschen eines Reetdachhauses dauert laut Köhlbrandt acht bis neun Stunden.

Lutz Wreide, Sprecher der Gemeindefeuerwehr Elbmarsch, schrieb bereits beim letzten Brand in Obermarschacht am vergangenen Donnerstag in seinem Bericht: „Für die ehrenamtlichen Helfer stellt diese Brandserie eine besondere Belastung dar. Die kurzen Abstände der meist über Stunden andauernden Einsätze lässt ihnen neben dem normalen Berufsleben kaum Zeit, wieder zu Kräften zu kommen.“

Am Montag sagte der Feuerwehrmann dem Abendblatt: „Es war schwierig, diese Zeit. Man hat ein bisschen nach der Uhr gelebt: Bis 22.30 Uhr blieben wir immer wach, weil zu dieser Zeit die meisten Alarmierungen kamen. Jetzt ist zwar ein bisschen Erleichterung da, aber verbunden mit einer Portion gesunder Skepsis.“

Schließlich handele es sich zunächst nur um einen Tatverdächtigen. „So richtig erleichtert ist man hier definitiv noch nicht. Wenn er sagen würde, ich war’s, dann könnten sicher auch die Freiwilligen Feuerwehren aufatmen.“ Aber solange nicht klar ist, ob der Tatverdächtige tatsächlich der Täter ist, kann auch Lutz Wreide sich nicht entspannen.

Die Ermittlungen der Polizei gehen derweil unverändert weiter, die Sonderkommission mit 27 Beamten bleibt im Einsatz. Auch werde die Präsenz in der Elbmarsch weiterhin hoch sei, kündigte Sprecher Jan Krüger am Montag an. „Wir werden zielgerichtet die Bevölkerung ansprechen“, sagte Krüger dem Abendblatt. Waren die Polizisten bislang in erster Linie vor Ort, um Hinweise aufzunehmen und im Falle einer weiteren Alarmierung so schnell wie möglich vor Ort sein zu können, sind sie es jetzt für Nachbarschaftsbefragungen. „Wir werden sämtlichen Verdachtsmomenten nachgehen.“ Die Ermittlungen seien noch lange nicht beendet. „Wir sind noch mittendrin“, so Krüger. Wer Hinweise hat, kann sie der Soko Elbmarsch geben unter der Telefonnummer 04171/796333 oder über den Notruf 110.

Wer letztlich für die Kosten der Feuerwehreinsätze aufkommen wird, ist eine weitere Frage, die sich erst im Laufe des Prozesses beantworten wird. Sowohl die Versicherungen der Hauseigentümer als auch die Gemeinden könnten sich mit Forderungen an die Person wenden, die ein Gericht in einigen Monaten schuldig gesprochen haben wird. Wenn es so weit ist.