Imke Winzer leitet die Zukunftswerkstatt in Buchholz. Das Konzept dieser Schülerbildungsstätte ist einzigartig

Buchholz . Der Rohbau wird gleich an der Einfahrt zum Schulzentrum am Kattenberge hochgezogen. Der Polier mit dem weißem Helm auf dem Kopf prüft von oben herab den Fortgang der Arbeiten. Er ist zuversichtlich. Am heutigen Montag soll die Decke über der ersten Etage des Neubaus eingezogen werden. Bis zum Richtfest des neuen, gut zwei Millionen Euro teuren Gebäudes der Zukunftswerkstatt in Buchholz wird es nicht mehr lange dauern. „Wir gehen von Mitte Oktober aus. Im kommenden Sommer, zum neuen Schuljahr, wollen wir eingezogen sein“, sagt Zukunftswerkstatt-Geschäftsführerin Imke Winzer.

Außerschulische Lernorte wie die Zukunftswerkstatt, deren erste Kurse seit dem Sommer noch in der Realschule Buchholz sowie an der Zunftstraße im Gewerbegebiet stattfanden, gibt es zwar bereits in Niedersachsen. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie Schüler früh für Technik sowie die Naturwissenschaften interessieren wollen. „Einzigartig in Buchholz ist aber, dass wir Schüler in verschiedenen Altersstufen sowie in verschiedenen Schulformen ansprechen“, sagt Winzer. Andere Einrichtungen seien eher auf eine Schulart oder auf Teilnehmer in einem bestimmten Alter ausgerichtet. Die Idee für die Werkstatt stammt dabei von Armin May, dem Leiter des Gymnasiums Am Kattenberge und dem Landtagsabgeordneten Heiner Schönecke (CDU). Ihr Konzept wurde von vornherein auf den gesamten Landkreis und damit auf 33.000 Schüler ausgerichtet.

Die ersten Ferienkurse der Werkstatt zu den Themen Gesundheit und Papier sind inzwischen gelaufen. Vormittags befassen sich nun dritte und vierte Klassen mit Technik am Fahrrad, an mehreren Nachmittagen gibt es fünf verschiedene Kurse von Schülern der fünften bis siebten Klassen, bei denen Seifenkisten entstehen. Für Januar ist ein Wettrennen geplant.

Nach dem Thema Mobilität im laufenden Schulhalbjahr, für das Winzer mit insgesamt 600 Teilnehmern rechnet, sollen Energie und im ersten Halbjahr 2014/15 Informationstechnologie (IT) folgen.

Hauptfinancier für den Neubau ist die EU, die auch für die ersten drei Jahre die größte Summe für den Haushalt der Einrichtung bereitstellt. Für 2013 sind das 205.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds. Zu den Geldgebern zählen zudem die Thomas J.C. und Angelika Matzen Stiftung, die Sparkasse Harburg-Buxtehude, Stadt und Stadtwerke Buchholz, der Landkreis Harburg, Shell Oil oder die Volksbank Lüneburger Heide. Um aber die Arbeit auch nach Mitte 2015 fortsetzen zu können, haben bereits Gespräche mit dem Land begonnen. „Es gibt die Möglichkeit, die Stellen über das Kultusministerium in Hannover zu finanzieren. Wir können aber auch weitere Förderanträge stellen“, sagt Geschäftsführerin Winzer.

Für die für den Betrieb gegründete Stiftung arbeiten derzeit einschließlich der Chefin sechs Mitarbeiter. Dazu gehören eine promovierte Biologin, ein Kraftfahrzug-Meister, eine Geologin und eine Technische Zeichnerin. Geld für den Haushalt, der bei gut 320.000 Euro jährlich liegt, kommt auch von den Mitgliedern des seit 2010 bestehenden Fördervereins. Ihm gehören 73 Mitglieder, Bürger sowie Firmen aus der Region, an. Die Bürger zahlen 50, die Firmen 500 Euro im Jahr. Dazu helfen 45 ehrenamtliche Mitarbeiter. „Wir hoffen, dass wir diese Zahl noch ausbauen können“, sagt Winzer.

Für das Projekt ist die 33jährige im Juni 2011 aus Belgiens Hauptstadt Brüssel nach Buchholz gewechselt. Dort hatte sie zuletzt drei Jahre lang für die Auslands-Handelskammer gearbeitet und Firmen geholfen, die ihren Verkauf auf das Land ausweiten wollten.

Zuvor hatte Winzer in einem Studium in England und Frankreich einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und Politik erworben und den Master dann an einer ausgelagerten Fakultät einer US-Universität in Budapest abgelegt. Ihr erster Arbeitgeber war das Goethe-Institut in Tunis, wo sie Kultur-Programme organisierte.

Warum aber jetzt zurück in eine Kleinstadt? „Das Konzept der Zukunftswerkstatt hat mich überzeugt“, sagt sie. „Schon weil ich mir gewünscht hätte, dass es eine solche Einrichtung auch zu meiner Schulzeit schon gegeben hätte.“

Nach ihren Arbeitsstellen im Ausland will sie in Buchholz nun länger bleiben. Erstes Ziel: Die Werkstatt in den kommenden zwei Jahren in die Überlegungen von mehr Schulen einführen und ihr Angebot im Kreis fest verankern.

Bisher gibt es Kooperationen mit neun weiterführenden Schulen im Kreis. Insgesamt gibt es aber, die Grundschulen eingerechnet, 90 Schulen. Das Potenzial für die Zukunft der Zukunftswerkstatt ist so noch längst nicht ausgereizt.