Arno Reglitzky freut sich auf den Berlin-Marathon, leitet Blau-Weiss Buchholz mit 5500 Mitgliedern und will beim Frühstück unter keinen Umständen auf seine Ute verzichten

Bucholz. „Ohh, Sie sind schon da“, sagt der freundliche, drahtige Mann mit den hellen Laufschuhen. Ein Blick aus schmalen Augen. Es ist 9.23 Uhr, Eingangshalle des Sportzentrums von Blau-Weiss Buchholz. Eigentlich wollen wir uns um 9.30 Uhr treffen, doch Arno Reglitzky ist nicht im Mindesten irritiert, im Gegenteil. Im Sportcafé warten schon Ute Reglitzky und ein Frühstück, das seinesgleichen sucht. Zwei Tische berstend voll, eher ein Buffet: Süß, herzhaft, Fisch, Käse, Saucen, Rührei, frisch und warm – unglaublich eigentlich, dass die Reglitzkys jeden Morgen so tafeln.

Tun sie auch nicht. „So etwas esse ich normalerweise gar nicht zum Frühstück“, sagt er und blickt versonnen auf das Rührei auf seinem Brötchen. „Schon gar nicht im Moment, wo ich im Training stehe. Da verlangt der Körper mehr nach Kohlenhydraten.“ Sein übliches Frühstück ist denn auch schnell beschrieben: Ein Vollkornbrötchen mit Marmelade, Orangensaft und schwarzer Kaffee. Variationen sind erlaubt – bei der Marmelade. „Ist ein Glas leer, gibt es eine andere Sorte“, sagt Arno Reglitzky.

Eines allerdings ist unverzichtbar. „Wir frühstücken immer gemeinsam“, sagt der Blau-Weiss-Chef und blickt seine Frau an. „Kein Wunder“, sagt sie mit mildem Spott in der Stimme. „Ich mache ihm ja sein Frühstück.“ Sein Protest ist verhalten. Da sitzen zwei, die sich verstehen. Seit vielen Jahren, 51 davon sind sie bereits verheiratet. Morgens – das ist um 7 Uhr. Immer. Fertig angezogen, geduscht und auch schon nach einem Blick auf die ersten Mails des Tages. „Morgens beim Frühstück haben wir die beste Gelegenheit, miteinander zu sprechen und den Tag zu planen“, sagt Ute Reglitzky. „Es ist häufig die einzige Zeit am Tag, zu der meine Frau mich zu sehen bekommt“, ergänzt er.

Wie das denn? Der da sitzt, ist immerhin kein 28 Jahre alter Jungdynamiker mehr. In dem Gesicht unter dem weißen Bürstenhaar stehen 77 Jahre Lebenserfahrung. Also ein – ähhh – Rentner? Den Ausdruck mag Arno Reglitzky nicht. Und die Stationen der vergangenen 20 Jahre legen auch einen anderen Schluss nahe: Vorstand bei der Shell, dann beim ADAC Hansa, jetzt Vereinsvorsitzender von Blau-Weiss Buchholz. FDP-Politiker im Buchholzer Stadtrat und im Kreistag. Marathonmann, so ganz nebenbei. Zum Ausgleich. Einen Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit kennt Arno Reglitzky nicht. Allenfalls zwischen aktiv und inaktiv. Inaktiv ist er allerdings nie. Also sitzt dort eher permanente geistige wie körperliche Aktivität, die rein zufällig 77 Jahre alt ist.

Die braucht Bewegungsfreiheit. „Ich bin eher ein ruhiger Typ“, sagt Ute Reglitzky und lächelt. Und Aktivität braucht Ziele. Die definiert Arno Reglitzky gern selber. So hat er es immer im Beruf gehalten und so ist es auch jetzt: „Man muss die Dinge doch weiter entwickeln, Ideen haben und versuchen, sie umzusetzen. Das ist doch keine Frage des Alters.“ Und dann geht er es an. Oder läuft darauf zu, besser gesagt. Ende des Monats ist das zum Beispiel der Berlin-Marathon. Darauf bereitet er sich im Moment präzise vor.

Pünktlichkeit, Leistung, Effizienz und Präzision sind Begriffe, die für den fröhlichen Königsberger positiv besetzt sind. Mit großem Vergnügen erzählt er dazu eine Anekdote vom Dubai-Marathon: „Es sollte morgens um 7 Uhr losgehen. Wir standen alle an der Startlinie, es wurde 7 Uhr, nichts passierte. Der Emir persönlich sollte den Start freigeben, doch der stand noch am Fuß der Ehrentribüne und unterhielt sich.“ Seinen Nebenmann fragte Reglitzky, was denn nun los sei, immerhin sei es schon nach 7 Uhr. „Wann 7 Uhr ist, bestimmt der Emir“, war die Antwort.

Für Berlin hat er etwas Besonderes vor: „Wir laufen zu dritt, als Team. Dabei sind mein Schwiegersohn Richard und unser Enkel Tim. Opa, Vater und Enkel, darauf freue ich mich unheimlich.“ Um Richard macht sich Arno Reglitzky wenig Sorgen. „Als ich ihn kennenlernte, lief er vor allem Ski, vorwärts wie rückwärts, er kommt aus Bayern.“ Also brachte ihm Arno Reglitzky bei, wie man richtig vorwärts läuft. Heute ist Richard schneller als sein Schwiegervater, der das richtig findet: „Er ist ja auch jünger.“ Schwierig ist es eher bei Tim. Der studiert zwar Sportwissenschaften in Köln, läuft aber nach Aussage der Reglitzkys nicht so gern wie Vater und Großvater.

„Er trainiert jetzt aber richtig durch und hat auch schon drei Stunden laufen hinter sich. Na ja, mal sehen, wie es so bei Kilometer 30 bis 35 ist, dann wird es ja heftig. Aber dann werden wir uns seinem Tempo anpassen und ihn mitziehen“, sagt der Veteran.

Prognose? Tim hält durch! Dafür wird – pardon – Opa schon sorgen.